Credit Bild: © Universal Music |
In ihrer
Rolle als Spiegelbild soziokultureller Rahmenbedingungen sowie Pulsmesser
gesellschaftlicher Veränderungen war Musik wahrscheinlich nie wieder so stark
wie in den Sechzigern. Folglich schlugen sich gerade die Umwälzungen des
Revolutionsjahres 1968 in den Songs politisch gesinnter Musiker nieder – nicht
nur bei den üblichen Verdächtigen der Singer-Songwriter sondern wie im Falle
von Stax Records mitunter beim Output eines ganzen Labels.
Das in
Memphis, Tennessee beheimatete Unternehmen zählte zu den führenden Black Music
Labels, sein unverfälschter Sound stand im Kontrast zum ungleich glatteren
Motown und sorgte für einige der ganz
großen Pop-Momente der Sechziger. Doch 1968 befand sich diese Hitschmiede aus
den Südstaaten an einem existenzbedrohenden Scheideweg: Während „vor der Tür“
der utopische Hippietraum sowie die Bürgerrechtsbewegung einen Höhepunkt
erreichten, fand sich Stax Records in einer schweren Krise wieder. Ihr größter
Star Otis Redding war bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen und Vertragsprobleme mit dem Showbiz-Giganten
Atlantic Records hatten dafür gesorgt, dass Stax die Macht über einen Gutteil
ihres Backkatalogs abhanden gekommen war. Hinzu kamen tragische Ereignisse wie die Ermordung Martin
Luther Kings in Memphis oder das Attentat
auf Hoffnungsträger Robert Kennedy, die ´68 nicht nur zu einem Jahr des
Aufbruchs sondern auch zu einem Krisenjahr werden ließen.
Ein
gerade neu erschienenes, luxuriöses Boxset zeichnet nun das ereignisreiche Jahr in der Stax-Historie nach.
Credit Bild:
© Universal Music
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Bei dieser
Compilation hat man es nicht mit einem herkömmlichen Best Of zu tun, vielmehr
konzentriert sich diese Box ausschließlich auf den Zeitraum eines Jahres und
vereint jede einzelne Single die damals von Januar bis Dezember herauskam. Natürlich
sind da nicht nur die absoluten Klassiker dabei: Hier findet man auch weniger bekannte
bis beinahe vergessene Gems neben den großen Namen wie Otis Redding, Isaac
Hayes, Staples Singers, Albert King, Eddie Floyd, Johnnie Taylor oder Delaney
& Bonnie…..
Trotz des
enormen Umfangs gibt es eigentlich keine richtigen „Filler“, die Hitfabrik in
Memphis arbeitete seinerzeit wirklich auf Hochtouren. Zudem spiegelt dieses 68er-Set auch sehr gut die Vielschichtigkeit
von Stax Records wider: Vom tremolo-getränktem Soul zu erhabenem Gospel hin zu stechendem Blues war hier alles dabei.
Pops und Mavis Staples
Credit Bild:
© Don Nix Collection, Stax Museum of American Soul Music
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Isaac Hayes Credit Bild: © Don Nix Collection, Stax Museum of American Soul Music |
Ein
solches Release richtet sich natürlich in erster Linie an die Collectors und
dementsprechend ist auch die Aufmachung, die überaus gelungen ist.
Anstatt nur
ein dickes Booklet beizufügen ist gleich das ganze Set in wertiger Hardcover-Buchform
gehalten. Die insgesamt 134 Tracks (!) werden auf 5 Discs aufgeteilt, die
jeweils in einem dicken, im Buch integrierten Kartonslipcases stecken.
„Stax ´68“ ist somit
ein Sammlerstück, das in gekonnter Weise
einen Teil der Geschichte dieses untrennbar mit Memphis verbundenen Labels
nacherzählt – und nicht nur für Fans zeitloser Musik sondern auch für historisch Interessierte faszinierend ist.