Dienstag, 31. Mai 2022

JOE SATRIANI – THE ELEPHANTS OF MARS

 Credit Coverbild: © earMusic EDEL
Während der Mars-Rover „Perserverance“ nach verwertbaren Daten und Gesteinsproben auf der unwirtlichen Oberfläche des roten Planeten sucht, ist Gitarrenvirtuose Joe „Satch“ Satriani schon wesentlich weiter: Noch vor der NASA scheint er (wenngleich nur in songwriterischer Hinsicht) Leben auf dem Mars entdeckt zu haben: ominöse Marselefanten nämlich, die titelgebende Spezies seines neuen Longplayers, dem ersten auf seinem neuen Label earMusic.

„The Elephants Of Mars“ ist selbst für den sci fi-affinen Satriani (schon 1987 glitt er auf „Surfing with The Alien“, eine der besten und erfolgreichsten Instrumental-Platten aller Zeiten, durch die Galaxie) ein durchaus futuristisches Album. Die Space-Thematik zieht sich wie ein roter Faden durch dieses Werk, das über weite Strecken wie ein Soundtrack für eine neue SF-Serie klingt. Der Zuhörer kann sich jedenfalls nicht des Eindrucks erwehren, dass dies doch ein eher untypisches Album für den Virtuosen ist.

Dies mag auch am für Satriani ungewöhnlichen  Entstehungsprozess liegen, denn „Elephants…“ ist Satchs Pandemie-Album. Lockdown-bedingt zwangsbefreit von den Verpflichtungen des ewigen Album-Tour-Album-Tour-Zyklus ist dies ein vollständig im Homestudio kreiertes Werk auf dem Satriani zudem erstmals gänzlich auf physische Amps verzichtete und seine Gitarren direkt in Software-Plug-Ins spielte. 

Die das Album begleitende Werbung  verspricht vollmundig „It Moves, It Swings, It Rocks“ - und tatsächlich, hier gibt es eine überaus eklektische Mischung unterschiedlicher Stile die neben melodischem Rock auch Fusion-Anleihen  und sogar Dance-artige Exkursionen inkludiert. Die häufig auf reduzierten Melodie-Motiven basierenden Songs (siehe etwa die medidativ groovende Leadsingle "Sahara") scheinen beinahe so etwas wie der Kommentar des Veteranen Satriani zu den "20 Second Guitar Wonders" der Tik Tok- und YouTube-Generation zu sein, die den Social Media-User mit perfekt ausgearbeiteten Content-Snippets versorgen - die ähnlich wie manch rein akrobatisch ausgerichtete Saitenakrobaten der Eighties vor allem eines wollen: beeindrucken – und dabei relativ wenig aussagen. Im Kontrast dazu war Satriani immer einer jener Gitarristen, die selbst bei komplexen Nummern fehlerfrei und sauber spielen, bei denen jedoch die eigene Virtuosität - selbst am Höhepunkt der Shred-Welle der Achtziger - nie zum Selbstzweck wurde. 

Auch auf "Elephants" zeigt Satch vor allem seine bekannte Mühelosigkeit mit der er seiner Ibanez vokalartige Lines entlockt und fluid zwischen den Genres wechselt. Bei aller Experimentierfreude muss man jedoch auch konstatieren, dass die einzelnen Stücke nie den einprägsamen Hitcharakter erreichen, der die Songs von Alben wie dem Classic Rock-orientierten "The Extremist" oder "Flying In A Blue Dream" so zeitlos gemacht hat. 

Credit Bild:© Eduardo Peña Dolhun

Dienstag, 10. Mai 2022

DIKTATOREN IM KINO

 

Credit Coverbild: ©Zsolnay Verlag
Ebenso interessant wie eigentümlich war die Beziehung der gefürchteten Diktatoren und Propagandisten der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts zum damals noch jungen Medium Film. Einige von ihnen waren selbst Fans der bewegten Bilder auf der Leinwand: Ähnlich wie bei der Opernfigur des letzten Tribunen Rienzi fand sich Adolf Hitler etwa im Pancho Villa im u.a . unter der Regie von Howard Hawks entstandenen „Viva Villa“ wieder. Josef Stalin entwickelte sich zwar erst mit fortgeschrittenem Alter zum Cineasten (und Zensor der Kunstform) hatte jedoch skurrilerweise eine Vorliebe für westliche Filme, darunter auch für das ur-amerikanische Genre des Western. In Italien wiederum schuf sich Benito Mussolini für die Produktion italienischer Filmwerke gleich eine eigene Stadt: Cinecittà.
Die Symbiose zwischen den Diktatoren und der Kunstform ging jedoch weit über die persönliche Begeisterung hinaus. Kino war immer auch eine wirksame Propaganda-Waffe, nicht nur zur überlebensgroßen Selbstinszenierung sondern auch zur perfiden Beeinflussung der Massen.
Lenin etwa hatte zwar nicht unbedingt viel für das Künstlerische im Film über, erkannte jedoch das edukative Potential für die Arbeiter in Russland. Der Chefpropagandist des „Dritten Reichs“ Joseph Goebbels schwärmte nicht nur aus weniger cineastischen Gründen für zahlreiche Starlets von Babelsberg sondern instrumentalisierte rücksichtslos Schauspieler wie Regisseure und lenkte die gesamte Filmproduktion in Deutschland. Vor diesem Hintergrund ist es eine interessante Fußnote der Geschichte, dass gerade in solch dunklen Zeiten technische wie inszenatorische Pionierleistungen fielen (Stichworte: Riefenstahl und Eisenstein).

All diese unterschiedlichen Aspekte - von den Genre-Vorlieben der Despoten über die Rolle bekannter Filmschaffender in totalitären Systemen zur Instrumentalisierung eines ganzen Massenmediums zur Beeinflussung des Volks  - stehen im Zentrum der Neuerscheinung „Diktatoren im Kino“ des renommierten Literaturwissenschaftlers Peter Demetz. Dieser beleuchtet ein ungemein faszinierendes Gebiet, das noch nicht so erschöpfend erforscht wurde, wie man vielleicht annehmen könnte. Der hier gegebene Überblick ist kompakt, ohne dabei oberflächlich zu wirken. Demetz findet interessante, wenig bekannte Details in den Biographien der Diktatoren - das macht dieses Buch einerseits für jene spannend, die sich erstmalig mit dieser  besonderen Thematik auseinandersetzen, es langweilt jedoch andererseits nicht die historisch versierten Leser. 

Zwar könnte man das Thema sicherlich noch ausführlicher behandeln als es hier auf gut 256 Seiten geschieht, doch es ist dem Autor sehr zugute zu halten, dass er nicht den Fehler so mancher seiner Kollegen begeht und sich in Nebensächlichkeiten verzettelt, die dann in einer wenig mitreißenden Aufzählung mehr oder minder bedeutsamer Zahlen mündet. Dieses  Buch liest sich stets flüssig, was auch an der immer wieder durchscheinenden Begeisterung des Cineasten Demetz liegt. Nur die  Aufmachung ist etwas nüchtern ausgefallen: Ein paar vereinzelte, kleine Schwarzweiß-Fotos illustrieren das Büchlein; die Thematik und die visuelle Natur des Mediums Film hätten durchaus eine größere Aufmachung mit ganzseitigen Fotos und Bilderstrecken für eine  tiefergehende Analyse von Propaganda-Machwerken nahegelegt.

Ungeachtet dessen ist „Diktatoren im Kino“ ein - im besten Sinne - „old school“-Geschichtsbuch, das mit einer Fülle an Infos nicht nur als Quelle für eigene wissenschaftliche Arbeiten fungieren kann sondern zu den interessantesten kommunikationshistorischen wie kinogeschichtlichen Releases der jüngeren Vergangenheit zählt.

Sonntag, 8. Mai 2022

CHUCK BERRY - HAIL! HAIL! ROCK N´ ROLL

Credit Coverbild: © Studio Hamburg  / Universal Music   

In den 80ern des vergangenen Jahrhunderts steuerte die Rock N´ Roll und Rockabilly-Revival-Welle kontinuierlich auf ihren Höhepunkt zu. Musiker wie Brian Setzer,  Shakin´ Stevens, Dave Edmunds oder die Blasters feierten mit purem Rock N' Roll große Erfolge. Ikonen der ersten Stunde wie Carl Perkins, Roy Orbison oder die Everly Brothers standen wieder verstärkt im Fokus der Mainstream-Öffentlichkeit. Und auch in Hollywood war die klassische Rock N' Roll-Ära geradezu omnipräsnet: von den Buddy Holly- und  Jerry Lee Lewis-Biopics bis hin zu Francis Ford Coppolas nostalgischem "Peggy Sue Got Married". Die 50s, sie schienen damals  sehr nah, sehr präsent - was sich auch im Fashion-Stil der damaligen  Zeit widerspiegelte.  

Teil dieses Revival-Phänomens war auch der Doku- und Konzertfilm „Hail!Hail! Rock N´Roll", entstanden unter der Regie von  Taylor Hackford. Dieser hatte u.a. mit dem Richard Gere Romance-Klassiker „Ein Offizier und Gentleman“ einen der ganz großen 80er-Hits gelandet. Nach einem Neo Noir-Thriller ("Against All Odds") und einem Tanzfilm ("White Nights" mit Mikhail Baryshnikov) widmete er sich ganz dem Rock N' Roll und drehte sowohl das solide Richie Valens-Biopic "La Bamba"  als auch das großartige Portrait einer der wichtigsten Ikonen des Rock, Charles „Chuck“ Edward Anderson Berry. Anlässlich von Berrys 60. Geburtstag wurden für "Hail! Hail! Rock N' Roll" sowohl eine ausführliche Doku als auch ein Anniversary Gig inklusive der Rehearsals gefilmt. Nun ist dieser Film erstmals auf Blu ray erschienen.

Der Titel stammt aus dem frenetisch-euphorischen Refrain des Songs "School Days" in dem Berry, einer der begnadetsten Librettisten des damals noch jungen Genres, nicht nur kongenial den monotonen Alltag eines Schuljungen beschreibt, sondern auch die Kraft der Musik besingt - das Heilmittel gegen Alltagssorgen, man findet es in der Jukebox.  Die Besetzung des Gigs zu Ehren Chucks war mehr als    "star studded" : Keith Richards, der auch der Musical Director fungierte, Mr. Slowhand Eric Clapton, Linda Ronstadt, Robert Cray, Etta James, Johnnie Johnson, Steve Jordan, Bobby Keys, Julian Lennon und Joey Spampinato von NRBQ.  Wenn Berry etwa John Lennons Sohn Julian auf der Bühne begrüßt oder Eric Clapton unnachahmlich den Blues bei "Wee Wee Hours" spielt, schließt sich ein Kreis.  Bemerkenswert ist dieser Dokumentarfilm jedoch noch aus einem anderen musikhistorischen Grund: hier kommt es zu einer der ersten Kollaborationen zwischen dem  Drummer Stanley Jordan und Rolling Stone Keith Richards. Zuvor hatte Jordan schon bei den Studioaufnahmen zum Album "Dirty Work" mit den Stones gearbeitet ,  in den darauffolgenden Jahren  spielte er immer wieder mit Richards bei dessen Soloprojekten . 2021 sprang Jordan bei der damals aktuellen Tour für den erkrankten Charlie Watts ein. Nach dem völlig überraschenden Tod Watts scheint Jordan, nun permanent Teil der dienstältesten Rockband der Welt geworden zu sein.  

Die Blu ray-Neuauflage von Hackfords Berry-Portrait liefert sehr gute Bildqualität sowie druckvollen, plastischen und klaren Sound. Das durchaus üppige Bonusmaterial zeigt ausführlich die gerade für Musiker hochinteressanten Proben. Nur leider kann man aus unerklärlichen Gründen  nicht alle im Spielfilm verteilten Musiksegmente separat ansteuern, da hilft dann nur spulen wie seinerzeit bei  VHS-Kassetten. Das hätte man wirklich besser lösen  können. So ist die Blu ray-Konvertierung aufgrund dieses kleinen, aber dennoch störenden Mankos  nicht hundertprozentig perfekt - doch Hackfords Film bleibt ein gelungenes und einfühlsames Portrait eines außergewöhnlichen Musikers, das auch schwierige Aspekte in der Persönlichkeit Berrys nicht verschweigt. 

Samstag, 7. Mai 2022

CHUCK BERRY - LIVE FROM BLUEBERRY HILL

Credit Coverbild: ©  Dualtone Music /MNRK-Bertus
Das Cover gemahnt auf den ersten Blick an die Seventies und Blueberry Hill assoziiert der geneigte Rock N´ Roll-Fan zunächst eher mit einem anderen großen Pionier dieser Musikrichtung - doch tatsächlich handelt es sich beim Album  "Live From Blueberry Hill" um eine Chuck Berry-Live-Platte, die nicht die britischen Seventies-Shows dieser Legende sondern sein Spätwerk  würdigt.

Aufgenommen wurde es zwischen Juli 2005 und Januar 2006 in einer ganz besonderen Venue, im  Restaurant Blueberry Hill in St. Louis. Dieses Lokal gehört zu den ganz großen Touristenattraktionen der Stadt und ist auch für die Einheimischen ein überaus beliebter und  generationenübergreifender Hangout-Ort, an dem einer der größten Söhne dieser Stadt über viele Jahre an jedem dritten Mittwoch im Monat auftrat. In siebzehn Jahren gab Berry dort sage und schreibe 209 Konzerte. 

Die Genesis dieser Shows  geht auf ein Gespräch Berrys mit seinem langjährigen Vertrauten und Besitzer des Blueberry Hill Restaurants Joe Edwards zurück. Berry meinte: „Weißt du, Joe, ich würde gerne in einem Lokal spielen, das so groß ist wie das, in dem ich gespielt habe, als ich angefangen habe.“  Für Berry schloss sich damit ein Kreis, back to the roots - nicht nur weil es für ihn ein Heimspiel in jener Stadt war, in der er geboren wurde sondern auch weil diese Venue an jene Orte erinnerte, in denen er in den Fünfzigern seine Verbindung von weißem Country und schwarzem Rhythm N´ Blues erstmals einem breiten Publikum vorstellte. Und der Rest ist History, wie es so schön heißt... 

Jene Bühne im Blueberry Hill,  auf der Berry in den letzten Jahrzehnten seines Lebens mehr als auf jeder anderen gespielt hat, wurde nach  Chucks charakteristische Bühnenbewegungen, dem "Duck Walk", passenderweise „The Duck Room“ getauft. Die "Live Residence" Berrys wurde zum Fixpunkt und auch andere große Musiker machten sich auf den Weg um diese Legende zu sehen, unter ihnen etwa  Robbie Robertson von The Band oder Lemmy Kilmister. 

Berrys  Band für diese Duck Room-Shows entwickelte sich im Laufe der Zeit, wurde aber schließlich als „Blueberry Hill Band“ bekannt und bestand sowohl  aus Familienmitgliedern, langjährigen Berry-Mitarbeitern als auch Stars der St. Louis-Szene, darunter Tochter Ingrid Berry an der Harp, Sohn Charles Berry, Jr. an der Gitarre, Bassist und Bandleader Jimmy Marsala, Pianist Robert Lohr und Schlagzeuger Keith Robinson. Anders als bspw. in den 70ern hatte Berry so nicht nur einen konstanten, wöchentlichen Fixplatz für seine Gigs sondern auch eine richtige Stammband - zuvor spielte Berry  bei seinen Auftritten oft mit immer wechselnden lokalen Gruppen,  die für die Legende als Backing Band fungierten - das funktionerte auch deshalb weil Berrys ikonische Songs zum absoluten Standardrepertoire gehörten und somit von den jeweiligen Bands auch ohne lange Proben beherrscht wurden. 

 "Live From Blueberry Hill" bietet einen veritablen Querschnitt durch Chucks frühe Diskographie, mit Klassikern wie "Roll Over Beethoven", "Nadine" und natürlich "Johnny B. Goode". Obwohl diese rauen  Aufnahmen von nicht das ultimative Live-Dokument Berrys sind,  bekommt der Zuhörer hier ein sehr gutes Gefühl dafür,  wie die Atmosphäre im Duck Room gewesen sein muss.    

Mittwoch, 4. Mai 2022

STAR WARS DAY MAY THE 4TH 2022: DAS STAR WARS ARCHIV: EPISODE I-III 1999-2005

Taschen Verlag    courtesy TASCHEN / © & TM 2020Lucasfilm. All Rights Reserved.  
Great Expectations – mit genau diesen zwei Worten könnte man das kollektive Gefühl von Millionen Kino-und Star Wars-Fans subsumieren, die in den späten Neunzigern der Veröffentlichung der Prequels zu George Lucas Sternen-Saga entgegenfieberten. Wie konnte es zum Aufstieg des Imperators und des galaktischen Imperiums kommen, wie wurde aus Anakin Skywalker der röchelnde Sith Lord Darth Vader und was genau passierte mit dem einst prosperierenden Orden der Jedi? Die neuen Filme versprachen Antworten auf all diese Fragen.

Lange vor Youtube und der großen Gleichzeitigkeit von Social Media schaffte es Lucas mit einem beispiellos gelungenen Marketing-Schachzug einen neuen Demand für filmische Einträge im Star Wars-Universum zu generieren: eine digital aufgemotzte Neuaufführung der Classic Trilogy, Action Figuren als Sneak Peeks der neuen Filme und ein geheimnisvoller Trailer, der als meist Gedownloadeter in die Geschichte eingehen sollte. Mit diesem vielleicht langanhaltendsten Tease der Kino-History  schürte der Regisseur und Franchise-Erfinder über Jahre hinweg eine ungeheure Erwartungshaltung für den Auftakt der Prequel-Trilogie. Eine Erwartungshaltung,  die letztlich ins Unermessliche anstieg und so selbst von Lucas, diesem kongenialen Erfinder eines modernen Mythos, nicht zur Gänze erfüllt werden konnte. Denn das Endergebnis -  drei mitunter kontrovers diskutierte Filme - spalten bis heute die Fan-Gruppen. 

Nun ist pünktlich zum heutigen Star Wars-Tag (May the 4th – May the Force…) im Taschen Verlag ein neuer XXL-Bildband erschienen, der die faszinierende Genesis dieses ehrgeizigen Großprojekts nacherzählt.

Episode III: Der Dreh des Triells von Anakin, Obi-Wan und Count Dooku
courtesy TASCHEN / © & TM 2020Lucasfilm. All Rights Reserved.
Episode III: Stunts vor dem Blue Screen
courtesy TASCHEN / © & TM 2020
Lucasfilm. All Rights Reserved.
George Lucas und der junge Anakin (Jake Llyod) am Tatooine-Set in Tunesien
courtesy TASCHEN / © & TM 2020
Lucasfilm. All Rights Reserved.
Wie man das vom Kölner Luxus-Verlag gewohnt ist, fällt auch dieser zweite Eintrag in der Star Wars-Retrospektiv-Reihe sehr aufwendig aus. Mit seinen wuchtigen Ausmaßen ist er definitiv wesentlich schwerer als ein Millenium Falcon-Modell mit voller Action Figuren-Besatzung und hebt sich auch vom Design her (roter Sternen Sparkle-Einband!) von den unzähligen Büchern zum Thema ab. Wie schon der erste Band zur Classic Trilogy ist auch der Neue  wiederum in enger Kooperation mit George Lucas und Lucasfilm entstanden. Dies garantierte einen äußerst umfangreichen Einblick ins Making von  „Episode I-III“ sowie zur Classic Trilogy-Neuauflage. Filmhistoriker Paul Duncan tauchte tief in das Archiv von Lucas´ Traumschmiede ein und förderte Unmengen an Fotos und Behind The Scenes-Material zu Tage: rare Dokumente, Drehbuchseiten, Produktionsunterlagen, Konzeptentwürfe, Storyboards , eine Fülle an Fotos aus den Filmen sowie ein extrem ausführliches Exklusivinterview mit dem Regisseur machen für den Leser den jahrelangen Entstehungsprozess nachvollziehbar.

Retrospektiv betrachtet und auch im Vergleich zur teils missglückten neuen „Sequel“-Trilogie fällt das Urteil über die Prequels wesentlich milder aus. Lucas zeigte sich hier erneut als Virtuose an der Klaviatur des Marketings sowie in der Erschaffung immersiver fiktiver Welten. Insbesondere „Episode I“ ist fraglos ein Schlüsselwerk des modernen Event-Kinos, wie man es heute etwa vom Marvel Cinematic Universe kennt. Der neue Bildband rehabilitiert die oft gescholtenen Filme nicht zur Gänze, verdeutlicht jedoch den enormen Aufwand der hinter diesen Werken steckte. Das macht dieses spannende Archiv-Buch nicht nur für die härtesten Star Wars-Fans interessant sondern auch für jene, die sich mit der Magie hinter den Kulissen der bewegten Bilder interessieren.

TASCHEN
The Star Wars Archives. 1999–2005  Paul Duncan
Hardcover, Halbleinen, 41,1 x 30 cm, 6,88 kg, 600 Seiten, 150 Euro
taschen.com