Sonntag, 29. April 2018

The Doors von Greil Marcus

Am Beginn von Greil Marcus´ Buch über die Kultband The Doors steht eine Passage aus einem Interview mit Jim Morrison aus dem August des  Jahres 1967, in dem Mr. Mojo Risin´ über unterschiedliche journalistische Genres spricht und meint, dass  kritische Essays besser als  Interviews seien. Marcus  -   seines Zeichens einer der bekanntesten und prominentesten Musikautoren und Verfasser zahlreicher Bücher über amerikanische Musik und Popkultur -  nahm sich dies stets zu Herzen und auch seine Hommage an die Doors ist ein über 240 Seiten umfassendes Lang-Essay geworden.
Credit Coverfotobild: © Kiepenhauer & Witsch Verlag
Marcus (Jahrgang 1945) erlebte die Umbruchszeit der Sixties als Zeitzeuge hautnah mit und  teilt seine lebendigen Erinnerungen an diese wilde Zeit genauso wie Reminiszenzen an magische Live-Konzerte der Doors.
Dabei sind seine Schilderung stets überaus plastisch, etwa wenn er die Anspannung, das Knistern bevor die Lichter auf der Bühne des  Konzertsaals angingen und der Lizardking mit seiner Zeremonie begann, beschreibt.
Wobei der Originaltitel The Doors: A Lifetime of Listening to Five Mean Years (Wahnsinn, wenn man bedenkt was die Doors in so kurzer Zeit, von ihrem epochalen Debutalbum bis zum Tode Morrsions erreichten )  fast besser zum Buch passt, denn Marcus legt keine straighte Doors-Biographie oder Bandchronik im herkömmlichen Sinne vor.
Das Doors-Buch ist typisch für den Stil des Autors -  wer seine anderen Bücher,  wie etwa seine Werke über Dylan kennt, weiß was ihn erwartet. 
Wer Greil Marcus und den ihm eigenen, eigentümlichen Stil allerdings noch nicht kennt:
Er verwebt mit glühender Begeisterung Zeitgeschichte und Musikchronik miteinander und stellt zahlreiche Querverbindungen her  -  was manchem etwas mäandernd vorkommen kann.

So ist Marcus´ Werk für  totale Neueinsteiger in Sachen Doors, die eine detaillierte Retrospektive auf die gesamte Karriere dieser immens einflussreichen Band suchen, nur bedingt geeignet-Wer aber langjähriger Doors-Anhänger ist und sich dementsprechend mit deren Musik auskennt, erhält lesenswerte Erinnerungen eines  Autors ,der begeisterter Fan von Jim Morrison, Ray Manzarek, Robbie Krieger und John Densmore ist  - was man als Leser auch in jedem der insgesamt 21 Kapitel deutlich merkt. 

Greil Marcus- The Doors KiWi-Taschenbuch
Titel der Originalausgabe: The Doors. A Lifetime of Listening to Five Mean Years
Aus dem amerikanischen Englisch von Fritz Schneider
ISBN: 978-3-462-04510-9
256 Seiten, Broschur oder ebook

Freitag, 27. April 2018

FOREIGNER - With the 21st Century Symphony Orchestra & Chorus

Rock meets Klassik - die Verschmelzung des inhärenten Bombasts der verzerrten Gitarre mit der Wuchtigkeit eines klassischen Orchesters ist nicht neu. Doch so nahtlos wie die Amalgamation von Elementen der E- und U-Musik bei der neuen Foreigner-Live-Scheibe funktioniert, glückte diese Kombination in der Geschichte der Rockmusik nicht immer.
Credit Coverbild: ©  Ear Music    Edel
Ein Jahr lang hatte Foreigner-Gründungsmitglied und Leadgitarrist Mick Jones mit dem Grammy-nominierten Komponisten-Team Dave Eggar & Chuck Palmer an der Realisierung des Projekts gearbeitet. Im Mai 2017 konnte man das Ergebnis schließlich live hören, als die  Classic Rock-Heroen zwei Sold Out-Shows mit dem von Ernst van Tiel dirigierten 21st Century Symphony Orchestra & Chorus in Luzern spielten.
Gitarrist Mick Jones meint über das groß angelegte Projekt : Als ich vor 40 Jahren Foreigner gegründet habe, hätte ich mir nicht träumen lassen, dass wir noch immer um die Welt touren und die Musik spielen, die wir lieben. Dave Eggar und Chuck Palmers orchestrale Arrangements haben uns eine völlig neue Dimension unserer Musik gezeigt und ich hoffe, den Fans wird das gefallen.“

Dass die Verbindung mit den Orchester-Arrangements so gut funktioniert liegt auch am Ausgangsmaterial, das sich als sehr anpassungsfähig erweist – ob es sich nun um textlich wie musikalisch aufs Nötigste reduzierte Testosteron-Rocker wie „Hot Blooded“, die Saga vom Nachwuchsrockstar „Jukebox Hero“ oder ewige L´amour-Klassiker der Marke „I Want To Know What Love Is“ mit der skeletalen Synthie-Struktur handelt.
Gerade die balladesken AOR-Hits bekommen durch das Orchester noch eine ganz gehörige Portion Schmalz dazu, wobei die Arrangements selten aufdringlich oder wie ein Fremdkörper wirken.
Credit Bild: ©  Karsten Staiger   Ear Music    Edel

Tracklist der DVD (die CD in der 2 Disc-Version enthält nur 14 Songs):
1. OVERTURE
2. BLUE MORNING, BLUE DAY
 3. COLD AS ICE
4. WAITING FOR A GIRL LIKE YOU 
5. HEAD GAMES  
6. WHEN IT COMES TO LOVE
7. SAY YOU WILL  
8. THE FLAME STILL BURNS
9. THAT WAS YESTERDAY  
10. JUKE BOX HERO  
11. STARRIDER  
12. DOUBLE VISION  
13. FOOL FOR YOU ANYWAY  
14. HOT BLOODED  
15. URGENT  
16. FEELS LIKE THE FIRST TIME  
17. I WANT TO KNOW WHAT LOVE IS

Klassik-Crossover liegen derzeit ja voll im Trend (siehe etwa Elvis oder Roy Orbison) – und auch die neuen Variationen der bekannten Foreigner-Gassenhauer nutzen die potentiell spannende Synthese zweier disparater Welten sehr gut aus – zumal der Begriff klassischer Rock durch das 58-köpfige Orchester und den 60-köpfigen Chor eine ganz eigene Bedeutung bekommt ;-)

Donnerstag, 26. April 2018

OVER AND OUT – Das Vermächtnis-Album des Rick Parfitt

Credit Bild: © Heiko Roith   ear music Edel
Völlig überraschend kam am 24. Dezember 2016 die Nachricht, dass die britische Musiklegende Rick Parfitt verstorben ist. Unvergessen sein unverwechselbarer Rhytmussttil an der Telecaster neben Francis Rossi bei Status Quo; unzählige Bands spielen Songs mit Blues Shuffle-Riffs, doch Parfitt und Rossi kreierten einen unverwechselbaren Sound, der das auditive Pendant zu einer unaufhaltsamen Dampflok darstellte.
Vor seinem Tod arbeitete er noch an einem Album – einem ganz persönlichen Opus, das nun zu seinem Vermächtnis geworden ist . Zum Zeitpunkt von Parfitts Ableben war  die Platte allerdings noch unvollendet, unter Mitarbeit einiger hochkarätiger Gäste wie Brian May (Queen) oder Christ Wostenholme (Muse) konnte "Over And Out" allerdings doch noch fertiggestellt werden - und so als erstes Solowerk Parfitts abseits seiner Stammband  posthum veröffentlicht werden.

„Over And Out“ zeigt viel von dem was man an Parfitt - einem Mann, der sich stets treu geblieben ist - über die Jahre  schätzte, gleichzeitig ist es ein Album, das durchaus ungewöhnlich ist. Ja, Rock N´ Roll und Bluesrock gibt es auf dieser Platte natürlich auch, und das wie nicht anders zu erwarten war in hoher Güte  – doch der gnadenlose Dampframmen-Boogie den Quo seit den frühen Siebzigern zelebrierten steht hier nicht allein im Mittelpunkt. 
Vielmehr zeigt sich immer wieder eine ruhige, introvertierte Seite Parfitts.
Der Grundsound von "Over And Out" erinnert insgesamt mehr als einmal an die Eighties-Phase von Quo, die Pop-Sensibilität und das Gespür für große Melodien gemahnt an die Anfänge Quos im zeitgenössischen Psychedelic-Pop. 
"Over And Out"  bietet durchwegs gute Songs, die in ihrer Vielfältigkeit - von Rock über Blues bis zu poppigen Balladen - die Karriere Parfitts gekonnt subsumieren.

R.I.P. Rick !
Credit Coverbild: © ear music Edel

Ritchie Blackmore´s Rainbow – Memories In Rock II


Credit Coverbild: © Minstrel Hall Music   Soulfood
Es geschehen also doch noch Zeichen und Wunder. Saitenvirtuose Ritchie Blackmore ist offenbar längerfristig aus dem Mittelalter zurückgekehrt und hat sich wieder die alte Strat umgeschnallt. Nach jahrzehntelanger Pause spielt er wieder regelmäßiger mit seiner Band Rainbow .... oder zumindest mit der neuesten Inkarnation dieser Gruppe, die er in den Siebzigern nach seinem Ausstieg bei Deep Purple gegründet hatte.
Die aktuellen Mitmusiker Blackmores sind natürlich alle sehr kompetent, doch es ist kein Hehl daraus zu machen,  dass das hier letztlich eine One Man Show ist.
Rainbow anno 2017 bzw. 2018 sind eine solide Band, der ganz große Funken springt dennoch nicht über, gerade Sänger Ronnie Romero ist kein Ian Gillan, kein David Coverdale, kein Ronnie James Dio und auch kein Joe Lynn Turner.

Das Faktum, dass man Blackmore  in seinem idiosynkratisch-virtuosen Stil auf seiner Fender hexen hört, ist aber letztlich wohl Genug Grund zur Freude.
Die Tracklist des Live-Albums "Memories In Rock II" ist zudem  ein veritables Best Of aus unterschiedlichen Schaffensperioden des schwierigen Genies Blackmore.
Credit Bild: © Paul Glass   Minstrel Hall Music  Soulfood
Trackklist 
Disc 1:

Over The Rainbow
Spotlight Kid
I Surrender
Mistreated
Since You’ve Been Gone
Man On The Silver Mountain / Woman From Tokyo
16th Century Greensleeves
Soldier Of Fortune
Perfect Strangers
Difficult To Cure
All Night Long
Child In Time

Disc 2:

Stargazer
Long Live Rock’N’Roll / Lazy
Catch The Rainbow
Black Night
Carry On Jon
Temple Of The King
Smoke On The Water

Waiting For A Sign (neuer Bonus-Song)

Eine gute Mischung also aus Purple & Rainbow-Material sowie dem ersten neuen Rainbow-Song seit Jahrzehnten "Waiting For a Sign" als Bonus Track.
Noch eine dritte Disc befindet sich im "Memories In Rock II"-Package, eine DVD, die leider keinen  ganzen Konzertmitschnitt  beinhaltet, sondern nur Interviews("Backstage with Rainbow"). Immerhin ein Clip mit einer Liveversion von "I Surrender" ist schon noch dabei.

Mittwoch, 25. April 2018

VINTAGE von Grégoire Hervier

Credit Coverbild: © Diogenes Verlag
Beschäftigt man sich mit dem Vintage-Markt im Bereich der Gitarren der großen Hersteller wie Gibson, Fender & Gretsch  so begegnen dem Sammler und geneigten Enthusiasten grob geschätzt drei Kategorien – die allesamt die mythische Aura des Unerreichbaren umgibt. 
Da wären zum einen jene Celebrity-Instrumente, die von den Heroen der Populärmusik selbst gespielt wurden und klarerweise zu den gesuchtesten Reliquien des Rock zählen.
Dann gibt es noch Gitarren, die aufgrund einer sehr limitierten Stückzahl und wegen ihrer speziellen Klangeigenschaften zu den begehrtesten Sammlerobjekten zählen: Fünfziger Fender Stratocasters und Sunburst Gibson Les Pauls fallen beispielsweise in diese Kategorie. Und dann gibt es noch eine dritte Kategorie: die Nessies unter den Instrumenten, jene Phantome der Gitarrenbaukunst, deren Aufenthaltsort unklar ist (siehe etwa Eric Claptons legendäre Beano-Burst) oder von denen man nicht einmal weiß, ob sie überhaupt existieren(!) Die Gibson „Moderne“ fällt unter letztere Kategorie und ist auch eine der Hauptdarstellerinnen in einem neuen Kriminalroman aus dem Diogenes Verlag.

Von all den teils ungewöhnlichen Designs der goldenen Ära des Gitarrenbaus war die Moderne wohl die radikalste: ein geradezu surrealistisch anmutendes Experiment, das noch futuristischer war als die V-förmige Flying V oder die kantige Explorer: die Dalí-Variante einer E-Gitarre. Existierte sie überhaupt abseits eines Prototyps und wenn ja, wer besitzt sie? Eine fiktive Antwort auf diese Frage um den Verbleib der Moderne ist auch der Ausgangspunkt  in „Vintage“, dem äußerst lesenswerten Rock N´ Roll-Krimi des belgischen Autors Grégoire Hervier.

Hervier legt mit diesem Buch einen der ungewöhnlichsten Romane der letzten Jahre vor, der mit seinem erfrischend originellen Plot weniger klassischer Krimi denn Ode an den Rock N´ Roll ist. Die Hauptfigur Thomas Dupré ist ein wenig erfolgreicher Musiker  und Journalist, der sich mit einem Job in einem kleinen Gitarrenladen über Wasser hält. Sein etwas eintöniger Alltag wird allerdings je durchbrochen, als sein Boss ihn mit einem Spezialauftrag betraut.  Beinahe geht es Thomas wie Philip Marlowe, auch wenn sich keine blonde Femme Fatale in den antiquierten Musikalienladen verirrt….Vielmehr muss er eine Gitarre zu einem reichen Lord nach Schottland bringen. Doch was als einfache Transaktion  beginnt, entpuppt sich rasch als Vorspiel für einen noch größeren Auftrag, den der betuchte adelige Gitarren-Connoisseur für den jungen Mann hat. Thomas soll sich auf die Suche nach einer verschwundenem Moderne begeben…….

Der lockere Stil in dem Hervier seinen Protagonisten auf popkulturelle Schnitzeljagd nach der Phantomgitarre schickt gemahnt an old school-Krimis der schwarzen Serie. Die Sätze sind aufs knappste reduziert, zu keinem Zeitpunkt vermutet man, dass man es mit einem europäischen Autor zu tun hat. Hervier ist eher in der alten amerikanischen  hard boiled- Tradition verhaftet.
Die mysteriöse Sechssaitige wird bei Hervier zum hitchock´schen MacGuffin für eine Reise durch die Populärkultur an sich. Kaum eine Seite kommt ohne Exkurse über die Rock N´ Roll Geschichte aus –  stellenweise wird das permanente Namedropping etwas viel, doch merkt  man als Leser stets die glühende Begeisterung Herviers für die Thematik.
Ähnlich musik-affin sollte allerdings auch der potentielle Leser von  „Vintage“ sein um alle Querverweise  zu verstehen und so das Buch vollständig zu genießen
Gitarren-Aficionados jedoch bekommen mit „Vintage“ einen der  ungewöhnlichsten Romane der letzten Jahre, mit einer angenehm aus der Zeit gefallenen Story: Eine echte  Entdeckung  abseits vom inflationären  08/15-Krimi-Einheitsbrei.

Grégoire Hervier-Vintage
Hardcover Leinen
400 Seiten
ISBN:978-3-257-07002-6
€ (D) 24.00 / sFr 32.00* / € (A) 24.70

Mittwoch, 18. April 2018

Master Of Kitsch: David LaChapelle Signierstunde

David Bowie 1947 - 2016. And the satrs look very different today - David Bowie 1995
Credit Bild: © David LaChapelle Studio / Courtesy of TASCHEN
David Bowie, Pamela Anderson, Julian Assange, Isabella Blow, D, Naomi Campbell,Hillary Clinton, Frances Bean Cobain, Miley Cyrus, Lana Del Rey, Lady Gaga, Sharon Gault, Daphne Guinness, Whitney Houston, Kris Jenner, Kendall Jenner, Bruce Jenner, Kylie Jenner, Dwayne Johnson, Khloe Kardashian, Kim Kardashian, Eartha Kitt, David LaChapelle, Amanda Lepore, Nicki Minaj, Katy Perry, Sergei Polunin, Keith Richards, Rihanna, Chris Rock, Amber Rose, Britney Spears, Uma Thurman, Andy Warhol, Kanye West, Pharrell Williams, Amy Winehouse...
die Liste der Prominenten die Fotokünstler David LaChapelle bereits vor seiner Linse hatte ist schier endlos.
Graceful Planet 2017
David LaChapelle Studio / Courtesy of TASCHEN
Andy Warhol 1928 - 1987 : "I´,m a deeply superficial person"- Andy Warhol 1987
David LaChapelle Studio / Courtesy of TASCHEN
Und wenn man die neuen, knalligen Bildbände „Lost And Found“ und „Good News“ des surrealistischen Kitsch-Maestros durchblättert, kann man angesichts der überbordenden Kreativität und dem schieren Umfang seines künstlerischen Outputs kaum glauben, dass er mit diesen Büchern seinen in den Nineties begonnenen "coffee table"-Zyklus nun endgültig beschließen will.
Credit Bild: © Thomas Schweigert  Taschen

Dass LaChapelle kommende Woche wieder einmal nach Deutschland kommt und im Taschen Store zur ausgedehnten Autogrammstunde lädt, wäre dann ja eigentlich eine  gute Gelegenheit sich noch einen dieser Bände vom Meister der grell-schrillen Promifotografie persönlich signieren zu lassen....


David LaChapelle Signierstunde 
Wann und Wo ?
Donnerstag, 26.April 2018
18 - 22 Uhr
TASCHEN Store
Neumarkt 3
50667 Köln

Credit Coverbild: © David LaChapelle Studio / Courtesy of TASCHEN

Credit Coverbild: © David LaChapelle Studio / Courtesy of TASCHEN

TASCHEN
David LaChapelle. Lost + Found. Part I
Hardcover mit Ausklappseiten in einer Box, 278 Seiten 
€ 50

TASCHEN
David LaChapelle. Good News. Part II
Hardcover in einer Box, 276 Seiten 
€ 50

Dienstag, 17. April 2018

Al Di Meola – Opus

Das erste Gitarrenhighlight unter den CD-Releases dieses Jahres kommt von einem der legendären Großmeister der Fusion: Al Di Meola legt mit  „Opus“ ein Album vor, das für den Zuhörer ebenso fordernd wie betörend ist.
Credit Bild: © Ben Wolf    earmusic     Edel
Das neueste Werk des italoamerikanischen Virtuosen ist eine typische Di Meola-Platte, die vom samtenen Gitarrenton des Meister sowie seiner unglaublichen Präzision am Instrument geprägt wird. Akustiksounds dominieren das Album, die immer wieder aufblitzende elektrische Seite kommt glücklicherweise auch wieder öfter zum Vorschein.
Stilistisch ist "Opus" an der fließenden Grenze von polyrhythmischer Latin/Weltmusik  sowie Fusion Jazz angesiedelt.
Auffallend ist zudem schon beim Opener „Milonga Noctiva“ eine immer wieder aufscheinende Nähe zur Klassik. Eine Entwicklung, die nicht ungefähr kommt:
„Mit Opus wollte ich mein Komponieren weiterentwickeln, weil ich finde, dass die Evolution dieses Teils meiner Persona mich mehr zum Komponisten/Gitarristen als Gitarristen/Komponisten macht“ meint Di Meola dazu.
Im Laufe der 11 Tracks von „Opus“ verlässt der Gitarrist dann auch konsequent die herkömmliche Songstruktur der U-Musik, als Zuhörer wird man dabei immer wieder an Filmmusik erinnert, quasi der Soundtrack für einen imaginären Film.
 
Credit Bild: ©   earmusic     Edel
Wie Di Meola-Kenner nicht überraschen dürfte, ist auch „Opus“ – dessen Cover eien abgewandelte Version des Familienwappens Di Meoals ziert – eine Platte für die man sich mehr Zeit nehmen muss. Die Kompelxität der Tracks wird jedoch von der zugrundeliegenden  Leichtigkeit in der Atmosphäre der Kompositionen konterkariert.
Was auch darauf zurückzuführen sein dürfte , dass „Opus“ eine neue Ära im Leben des Musikers markiert: „Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich Musik geschrieben, während ich glücklich war. Ich habe eine wundervolle Beziehung, ich habe eine kleine Tochter und eine wunderbare Familie, die mich jeden Tag inspiriert. Ich glaube das hört man in der Musik.“ sagt Di Meola über seine aktuelle Glücksphase.
 
Credit Bild: © Ben Wolf    earmusic     Edel
Insgesamt ist DiMeolas neues Werk zwar nicht sein Magnum Opus – dies sind und bleiben die Alternate Picking Extravaganzen der Spät-Siebziger und frühen Achtziger – doch wie er in „belcanto“-Manier seine Sechssaitige zum Singen bringt, ist dennoch immer wieder faszinierend.