Der Fotograf darf nicht langweilen. Langweilige Bilder gibt es genug.“ Dieses Zitat des deutschen Fotografen Volker Hinz kommt einem Credo gleich, dem sich der weitgereiste Bildjournalist zeitlebens verschrieben hatte. Denn egal ob er internationale Stars vor seiner Hasselblad hatte oder scheinbar alltägliche Impressionen seiner Roadtrips festhielt – langweilig waren seine aufwendigen Aufnahmen zu keinem Zeitpunkt. Der 2019 verstorbene Hinz zählte zu den ganz großen Persönlichkeiten der deutschen Fotografenszene, dessen Karriere genau ins goldene Magazin-Zeitalter fiel. Nach Anfängen bei der Bonner Sven Simon Agentur wechselte er 1974 zum Stern, für den er in den darauffolgenden Jahrzehnten unzählige Foto- und Reisereportagen und Prominenten-Portraits realisierte. Es war die Zeit der großen Bildstrecken. Nach amerikanischem Vorbild lieferten auch deutschsprachige Medien qualitativ hochwertige Lang-Reportagen mit ausladenden Bildstrecken, die für die Leser ein Tor zu oft unerreichbaren Welten darstellten. Gerade der Stern hatte in dieser Ära eine Exklusiv-Story nach der anderen. Die entsprechenden Budgets und die Zeit um Langfeatures überhaupt umzusetzen gab es damals noch und Fotografen konnten ihrer Kreativität freien Lauf lassen. Paradebeispiel hierfür sind die beeindruckenden Aufnahmen Hinz'. Beruf: Fotograf mag die Job Description gewesen sein, doch neben dem journalistischen Handwerk fiel immer auch seine ausgeprägt künstlerische Komponente auf.
Über Hinz wird gesagt, dass man ihn nie ohne seine Kamera antraf – was durchaus plausibel
erscheint – anders wären die zu
gleichen Teilen spontan und durchkomponiert wirkenden Aufnahmen, die im neu erschienen Bildband „Hello. Again“ (Hartmann Books) präsentiert werden, wohl nicht möglich gewesen. In einer
Zeit in der nationale und internationale Stars noch die Aura des Unnahbaren umgab, war Hinz teilweise hautnah dabei - was mitunter im wörtlichen Sinne zu verstehen ist: Franz Beckenbauer
und Pelé „full frontal“ in der Dusche
nach dem Spiel; die steirische Eiche Arnold Schwarzenegger im "Conan"-Modus beim "pumping iron" im Gym Anfang der 80er; Modezar Karl Lagerfeld im Auge des
Sturms des Modezirkus; Beat-Kultautor William S. Burroughs - mit Flinte! - auf seiner Veranda; den Schneider von Nashville Nudie Cohen in seinem extravaganten Gefährt; "Mutti" Angela Merkel und ihre fast schon ikonische Raute; Helmut Schmitt und der Rauch seiner - what else ? - Mentholzigarette; Newton'sche Laszivitäten im Nachtclub; eine unbekannte Sonnenanbeterin auf der Haube eines Autos in Key West....
Alle Snapshots haben eins gemeinsam : sie funktionieren als journalistisches Portrait ebenso wie als Foto-Kunstwerk. Nicht von ungefähr sagte man ihnen nach, dass sie
„hinzig“ waren - so stark war die Handschrift des Volker Hinz.
"Hello.Again" zeigt in retrospektivischer Manier einen passionierten Geschichtenerzähler, der mit seiner Kamera nicht nur geniale Promi-Bilder schoss sondern - ein sehr moderner Ansatz, wenn man sich die aktuelle "school of photography" vergegenwärtigt- auch im Alltäglichen, vermeintlich Banalen, etwas Besonderes entdeckte.
Gleichzeitig erzählt dieser gelungene Bildband aber auch von einer untergegangenen Presse- und Medienlandschaft - und verdeutlicht wie selten die echten Scoops und auch Fotoreporter vom Format eines Volker Hinz geworden sind.
Volker
Hinz – Hello Again
Einleitung
von Henriette Väth-Hinz, Texte von David Burnett, Ulrich Rüter und Nina Venus
Hardcover,
Leinen mit Prägung und eingeklebtem Bild, 24
x 26,5 cm
192
Seiten,232 Abbildungen, ISBN
978-3-96070-062-3
Can´t Stop
The Rock: Obwohl die Stones den Fans auch in der düsteren und von Stillstand
geprägten Krisenzeit einige physische Events boten, stand keines davon unter
einem guten Stern: Der eigene Store in der Londoner Carnaby Street sperrte kurz
vor den ansteigenden Inzidenzzahlen auf der Insel auf und die große Retrospektiv-Ausstellung
„Unzipped“ im niederländischen Groningen musste aufgrund neuer Lockdown-Bestimmungen
vorzeitig schließen.
Dennoch
gibt es eine Möglichkeit sich diese karriereumspannende Exhibition anzusehen - und
zwar ganz corona-konform und aus der Sicherheit des eigenen Zuhauses heraus. Denn noch
bis zum 18. April kann man um 9,50 Euro auf der Website des Groninger
Museums ein Ticket lösen und „Stones
Unzipped“ virtuell besuchen -und
das auch für alle deren Niederländisch nicht so gut ist, denn die Ausstellung
ist multi-lingual und damit auch in Englisch und Deutsch.
Wie funktioniert´s
? Mit Hilfe einer aufwendigen 360°-Fotografie wurde ein Großteil von "Unzipped" digitalisiert
(aufgrund rechtlicher Restriktionen und einiger technischer Barrieren kann man zwar nicht alle
Fragmente, Videos und Musikclips aus der Ausstellung sehen, ein Großteil der
Exponate ist jedoch auch online erlebbar). Per Maus bewegt man sich als Online-Besucher
durch die Räume und klickt auf Hotspots um
sich mit Fotografien, Kostümen oder Instrumenten näher zu beschäftigen.
Nach dem
ersten Einloggen - via nach dem Kauf per Mail zugesandten Code und Link- hat man 48 Stunden Zeit, sich die Online-Ausstellung
anzusehen.
Zu den speziellen Highlights unter den Exponaten zählen Vintage Gitarren, Jaggers Kostüme (wie das weiße Hyde Park-Ensemble oder das Omega-Shirt und Cape) sowie maßstabsgetreue Nachbauten eines Tonstudios und der berüchtigten Edith Grove-Wohnung - in der Mick, Keith und Brian in dem frühen Sechzigern lebten.
UPDATE: Im Shop gibt es zudem einen ganz besonderen "Ausstellungskatalog" zu erwerben. Dieser ist eigentlich gar kein Katalog im herkömmlichen Sinne, sondern ein ausgewachsener, stylisher Coffee Table-Band - der auch bislang das einzig offizielle Buch zum großen Stones-Jubiläum darstellt. Anhand der in der Schau gezeigten Exponate und zahlreicher Fotografien (geschossen von einem Who Is Who der Rock N´ Roll Photographer) lässt sich die ganze Geschichte der Steine nachvollziehen - und das in einem toll gestalteten Hochglanz-Buch, das noch dazu in einer deutschsprachigen Version erhältlich ist.
Nachdem die Stones-Schau im Groninger Museum corona-bedingt früher als geplant beendete wurde, wird sie 2023 zurückkehren. More Infos to come...
Online-Konzerte und Streaming-Events sind Teil des „New Normal“ geworden. Zunächst waren diese meist noch reichlich improvisiert, doch mittlerweile sind zunehmend komplexere Setups möglich. So konnte auch der umtriebige und gerade in der Corona-Krise zu besonderer kreativer Höchstform aufgelaufene Leslie Mandoki seine fast eineinhalbstündige Prog Rock-Suite „Hungarian Pictures“ als Youtube-Event realisieren.
Basierend auf Béla Bartóks Glauben an die verbindende, grenzüberschreitende Kraft der Musik, wollten Mandoki und seine All Star-Band, die Soulmates, symbolisch Brücken über die ganze Welt bauen. Leslie Mandoki sieht in der Corona-Krise „einen Charaktertest für uns alle“ und sendet eine musikalische „Osterbotschaft“ gegen die Spaltung und für den Zusammenhalt.
In Mandokis Studio am Starnberger See musizierte er mit Tony Carey und Peter Maffay gemeinsam mit den Münchner Soulmates-Bandmusikern. Auf mehreren im Raum verteilten Screens wurdenper Video die mitwirkenden Soulmates live dazu geschaltet - aus L.A., NYC, Boston, Miami, Nashville, London, Berlin und eigens für dieses Konzert auch Musiker in Tokio, Shanghai, Peking, Delhi und Moskau.
Mit dabei: Ian Anderson (Jethro Tull), Nick van Eede (Cutting Crew), Till Brönner, Szakcsi, Jane Xie, John Helliwell (Supertramp), Steve Bailey, Al Di Meola, Jesse Siebenberg (Supertramp), Cory Henry, Deobrat Mishra, Mike Stern, Margarita, Randy Brecker, Bill Evans, Sirreal, Richard Bona, Moto Fukushima, Tony Carey, Julia Mandoki.