Freitag, 30. Oktober 2020

MOTÖRHEAD – ACE OF SPADES 40th ANNIVERSARY

Credit Bild: © BMG Rights Warner

Vor 40 Jahren erschien mit “Ace Of Spades” ein Album, das in vielerlei Hinsicht in die Musikgeschichte eingehen sollte. Oberflächlich betrachtet ist es natürlich  das quintessenzielle Motörhead-Album, das nach den erfolgreichen “Bomber” und “Overkill”-LPs den endgültigen Durchbruch für die Band markierte und zu einem der wichtigsten Klassiker im Heavy-Genre wurde. Darüber hinaus war das was Motörhead 1980 auf ihrer vierten Platte ein paar Jahre vor der großen Zeit des Bay Area Thrash Metal abfackelten, aber auch ein Markstein für eine „neue Härte“, die sich in weiterer Folge als überaus einflussreich erweisen sollte (Stichwort : Metallica). 

Obwohl Motörhead für die erste Welle des Heavy Metal zu spät dran waren, für die zweite Welle zu früh und sich zudem nie richtig als Teil von NWOBHM & Co fühlten, fanden im rüden Klang des Trios  Fans diverser härterer Spielarten eine musikalische Heimat: Spätestens ab 1980 waren Motörhead Identifikations- und Integrationsfiguren für Metalheads, Punks und Old School-Rocker.  

Was machte „Ace Of Spades“ nun so speziell  ? Nun, alle Trademarks der lautesten Band der Welt waren hier in vollendeter Form vereint – ein Sound,  so dreckig wie die wenig um political correctness bemühten Lyrics, harte Speed Riffs mit einem Fuß im Blues, kreischende Soli und ein Dampframmen-Rhythmus der insbesondere vom idiosynkratrischen Bass-Stil von Ikone Lemmy Kilmister geprägt wurde. Dass die knackigen, Songs allen voran der legendäre gewordene Titeltrack dann auch noch Hitpotential aufwiesen katapultierte die im Kern komplett antikommerzielle Scheibe in die Stratosphäre (Gold etwa in Great Britain).„Born To Lose, Live To Win“  kann man da nur sagen. 

Die nun anlässlich des Jubiläums erschienene Neuauflage ist zwar bei weitem nicht die erste Reissue dieses Klassikers, wohl aber die bislang beste und aufwendigste. Die 2 CD-Version präsentiert das Kultalbum in einem ansprechenden Mediabook mit  reich bebildertem Booklet sowie einer Bonus Disc mit einem sehr rauen 1981er Gig aus Belfast. Es sind also nicht die seltensten Raritäten, die hier 4 Jahrzehnte später „unearthed“ wurden, sondern eher gelungener Bonus Content für Komplettisten. Doch runden diese Momentaufnahmen der Early Eighties-Phase der Band das in sich stimmige und attraktive Gesamtpackage ab. 

Blickt man heute auf die „drei Bandidos“ auf dem Spaghetti Western-inspirierten Albumcover, so schwingt einiges an Wehmut mit. Denn mit Fast Eddie Clarke starb 2018 nach Frontman, Sänger und Bassist Lemmy Kilmister  († 2015) und Drummer Phil „Philthy Animal“ Taylor (ebenfalls † 2015)  auch das letzte Mitglied der klassischen Motörhead-Besetzung. Doch „Ace Of Spades“ ist eine jener ewigen Platten, die bleiben und den Rang von Initiations-Alben im Rock-Genre innehaben. Die 2020er- Neuauflage des womöglich besten Werks der legendär Infernalischen unterstreicht erneut die Zeitlosigkeit dieses Albums.

Mit dem "Ace Of Spades"-Jubiläum koinzidierend erscheint mit "Motörhead- Das große Sonderheft" die mittlerweile 30. Ausgabe der Rock Classics-Reihe. Die aktualisierte und erweiterte Version einer früheren Rückschau auf die Karriee von Lemmy & Co. ist  wie schon die vorherigen Hefte ein  Hochglanz-Bookazine das einen  attraktiv gestalteter, kompakter Crashkurs über musikalische Legenden beinhaltet -  inklusive ausführlicher Band-Biographie und umfassender Diskographie-Retrospektive, was beim beachtlichen Output Motörheads eine ganz schöne Leistung ist. Die In Depth-Interviews ( darunter ein neues mit dem Musikjournalisten und Bandintimus Mick Wall und ein verschollen geglaubtes Gespräch mit Lemmy und Philthy Animal Taylor vom Februar 1981) die gewohnt gute Bildauswahl und eine Fülle an Trivias sorgen zudem dafür, dass auch die langjährigen Fan angesprochen werden. 

Credit Coverbild: © SlamZine



Donnerstag, 29. Oktober 2020

100 JAHRE HELMUT NEWTON: BABY SUMO - RELEASE

Credit Bild: © Taschen

Vor wenigen Tagen wurde bei Julien´s Auctions ein großer Teil des eindrucksvollen Nachlasses von Hollywood-Legende Robert Evans versteigert. In der umfangreichen Sammlung dieses Key Players des New Hollywood, der Hits wie „ Love Story“, „The Godfather“  „Chinatown“ oder „The Great Gatsby“ produzierte fanden sich neben Art Prints, Kleidung, Möbeln, persönlichen Korrespondenzen mit Francis Ford Coppola oder Drehbüchern auch einige Bildbände von Helmut Newton – einem engen, persönlichen Freund von Evans.

So nannte der Producer etwa ein signiertes Exemplar der limitierten Erstauflage der Helmut Newton-Retrospektive „SUMO“, sein eigen - jenem Buch, das als eines der Schlüsselwerke des modernen „coffee table“-Booms gilt. Das ist in gleich mehrerer Hinsicht bemerkenswert: Einerseits zeigt es wie sehr Luxusbildbände zur Grundausstattung der Häuser der Stars zählen, andererseits trafen hier zwei Legenden aufeinander - hier der Ermöglicher künstlerisch anspruchsvoller Filme, da der Kultfotograf. Zudem wäre Helmut Newton heuer 100 Jahre geworden und der Taschen Verlag, der mit dem Release des Sumo-Bandes im Jahr 1999 endgültig zu den hippsten Verlagshäusern zählte, feiert 2020 40- jähriges Bestehen.

Im Jubiläumsjahr erscheint nun eine von Newtons Witwe June bearbeitete Neuauflage des kultigen Sumo –allerdings in kompakterer Format als bei der riesigen, ursprünglichen Werkschau: nämlich genau halb so groß,  Baby Sumo eben, was allerdings immer noch beachtliche Maße bedeutet und auch einen von Philippe Starck-designten Buchständer inkludiert. Obwohl mittlerweile knapp über 20 Jahre seit dem ursprünglichen Release des Sumo ins Land gezogen sind, wurde dieser Bildband bislang nicht übertroffen - noch immer handelt es sich um die ultimative Retrospektive Newtons:  wird hier doch ein extensiver Bogen gespannt von den ganz frühen Editorials (die alle einen speziellen kreativen Touch haben, wie z.B. ein Hitchcock-Zitat aus „North By Northwest“ ), ikonischen Fashion-Aufnahmen, den „Big Nudes“ bis hin zu den expressiven Portraits berühmter Persönlichkeiten (von Gianni Versace bis Robert Evans).

Der Baby Sumo-Band wird kommende Woche im Rahmen des Charlottenwalk in Berlin präsentiert - natürlich unter strenger Einhaltung der AHA-Regelungen und der neuen Maßnahmen.

Wann & Wo ? Samstag, 7. November, von 12 bis 18 Uhr im Taschen Flagship Store Berlin Store (Schlüterstr. 39, 10629)

Credit Bild: © Taschen

ABOUT HELMUT NEWTON &  SUMO:

Die erste Auflage des Ur-Sumos belief sich auf exakt 10.000 signierte und nummerierte Exemplare, die allerdings schon kurze Zeit nach dem Release restlos ausverkauft waren. Dass dies wirklich eine neue Art von Buch war, zeigt unter anderem der Fakt, dass sich ein Exemplar des Sumo in vielen bedeutenden, internationalen Kunst-Sammlungen findet – u.a im  Museum of Modern Art in New YorkDas SUMO-Exemplar #1, handsigniert von über 100 der in dem Buch abgebildeten Celebrities, brach den Rekord für das teuerste Buch des 20. Jahrhunderts - bei einer Auktion in Berlin kam es für gut €317,000 an den Meistbietenden.

Abseits all dieser fraglos beeindruckenden Daten bleibt der Sumo aber auch heute noch die Retrospektive auf das Schaffen dieses großen Fotokünstlers, dessen Bildsprache selbst zur Marke wurde. 

Der 1920 als Helmut Neustädter in Berlin geborene und 2004 in Los Angeles bei einem Autounfall verstorbene Fotograf war über Jahrzehnte einer der meistgefragten Vertreter seiner Zunft. Die markante Mischung aus vorwiegend kontrastreich-atmosphärischem Schwarzweiß, dem glamourös-unterkühlten Styling der abgelichteten Frauen und den wiederkehrenden sado-masochistischen (Unter-)tönen brachte Alice Schwarzer auf die Barrikaden und fasziniert seine Fans bis heute. Denn Newton ist schlichtweg Kult, seine expressive, geradezu filmreife Bildsprache beeinflusste zahllose Fashion-Fotografen nach ihm. 

Willi, Fashion Mansfield, British Vogue,London, 1967,  Helmut Newton ©
The Helmut Newton, Estate / Maconochie Photography

Elizabeth Taylor, Vanity Fair, Los Angeles 1989, Helmut Newton ©
The Helmut Newton, Estate / Maconochie Photography

HELMUT NEWTON. BABY SUMO , herausgegeben und überarbeitet von June Newton Limitierte Ausgabe von 10.000 nummerierten Exemplaren, Höhe: 74 cm (mit Buchständer und Podest), 464 Seiten, € 1.000
BABY SUMO wird mit einem von Philippe Starck entworfenen Buchständer aus Edelstahl geliefert – einschließlich Sockel – und einem Booklet, das die Entstehungsgeschichte dieser außergewöhnlichen Publikation dokumentiert.

taschen.com

Montag, 19. Oktober 2020

TRIBUTE: COCKER POWER – AUF TOUR MIT DEN MAD DOGS & ENGLISHMEN

Credit Bild: ©Jim McCrary Getty Images

Fast könnte man meinen, dass angesichts der zahllosen prestigeträchtigen Bildbände, die in den letzten Jahren auf den Markt gekommen sind mittlerweile die gesamte jüngere Musikgeschichte eingehend beleuchtet wurde und mit einem oder mehreren Büchern bedacht wurde. Dennoch gibt es sie noch: die „weißen Flecken“ auf der coffee table-Landkarte und die bislang noch nicht retrospektivisch erschlossenen Kapitel der Rock-Historie: Der jüngst erschienene Band „Tribute: Cocker Power“ (Insight Editions) ist so ein Fall. Anders als es der Titel zunächst vermuten lässt hat man es hier jedoch nicht mit einer  karriereumfassenden Rückschau auf das Leben des 2014 verstorbenen Sängers zu tun Vielmehr widmet sich die Autorin/Fotografin Linda Wolf einem ganz speziellen Kapitel im Oeuvre des Mannes aus Sheffield: der nur knapp ein Jahr andauernden „Mad Dogs And Englishmen“-Periode von 1970. In den Achtzigern hatte Joe Cocker mit Hits „Up Were we Belong“ oder „You Can Leave Your Hat On“ sicher die größeren Mainstream-Erfolge, doch diese Frühphase nimmt im Herzen vieler Fans einen besonderen Platz ein. 

Vor genau 50 Jahren  brachen Cocker und seine Mitmusiker (unter ihnen Rita Cooidge, Jim Gordon, Jim Keltner, Carl Radle, Bobby Keys und Chris Stainton) zu einer 2-Monatigen Tour auf aus der ein Konzertfilm und ein Livealbum hervorgingen. Die Mad Dogs waren eine Gruppe die ganz dem Zeitgeist entsprechend keine Genre -Barrieren kannte. Stets unter der Führung des genialischen „Master Of Space And Time“ Leon Russell, der als “Space Captain“ seine Crew vom Rock zum Jazz und Soul und wieder zurück manövrierte. Lange sollte es die Mad Dogs zwar nicht geben, doch in dieser kurzen Zeit waren sie fraglos einer der besten Bands. Die damals 20-Jährige Linda Wolf war die offizielle Tourfotografin und hautnah mit dabei. Ihre treffsichere Beschreibung der damaligen Zeit im O-Ton: "It was a two-month traveling hippie circus that left hotel managers tearing their hair out, concert promoters screaming about a dog on stage, girls dancing naked on the rooftops of a New York city hotel, and forty-three people, including three kids and a five-person film crew, traveling together on a private jet that had COCKER POWER painted on it’s side. It was pure art and one of the greatest rock-and-roll tours of all time." 

Credit Bild: ©  Linda Wolf    Insight Editions
In “Tribute” kann man diese Zeit nun zumindest ein Stück weit nacherleben. Wolf ist stets nah dran an der Band, ihre Bilder wechseln zwischen Aufnahmen die fast schon als „candid shots“ bezeichnet werden können und  ikonischen Schnappschüssen onstage. Dabei ist sie eine Meisterin darin, Atmosphären einzufangen. Man spürt die damals vorherrschende Kameraderie innerhalb der Band, ebenso merkbar ist das Knistern in den Schatten des Fillmores. Beeindruckend auch ihre Aufnahmen vom jungen Publikum, in dem jeder Konzertbesucher einen ganz eigenen Style hat, ein starker Kontrast zum heutigen, oft geradezu uniformiert auftretenden Live-Publikum. Wer Cocker-Fan ist, wird von alldem  nicht genug bekommen können. Nach gut 200 Seiten des insgesamt 336-seitigen Buchs gibt es dann einen Zeitsprung ins Jahr  2015 zum Lockn’ Festival bei dem mit zahlreichen kontemporären Granden der Roots-Szene wie Chris Robinson, Warren Haynes, Doyle Bramhall II und dem Ehepaar Tedeshi-Trucks sowie Members der Mad Dogs-Band wie Leon Russell oder Chris Stainton ein Tribute-Konzert für Joe Cocker abgehalten wurde. Die Bilder dieses Gigs illustrieren die nachwirkende Bedeutung von Cockers und Russells Musik,  haben aber auch teilweise etwas wehmütiges, - „time waits for no one“ - jedoch gelingt es der Autorin dadurch einen sehr schlüssigen Bogen von der fernen Vergangenheit des Jahres 1970 zur jüngeren Vergangenheit zu spannen: Zum 50. Anniversary der Mad Dogs And Englishmen schließt sich mit diesem „Tribute“-Buch jedenfalls auch ein Kreis.

Credit Bild: © Insight Editions


Donnerstag, 15. Oktober 2020

BILL WYMAN - STONES FROM THE INSIDE


Credit Bild: © Bill Wyman ACC Art Books

 Während Mick Jagger das Publikum mit seinen ihm eigenen Moves geradezu hypnotisierte und Keith Richards die Riffs regelrecht aus seiner Gitarre meißelte stand ein Member der Stones immer etwas im Abseits und dem Schatten der Stage: Noch stoischer als Rhythmusgeber Charlie Watts sorgte Bill Wyman nicht nur für die reduziert-treffsicheren Basslines zahlloser Klassiker sondern schien das Geschehen Teils mit dem leichten Anflug eines Lächelns regelrecht zu scannen und blieb selbst beim treibendsten Groove nahezu unbewegt. Abseits der Bühne ließ er es zwar nicht weniger krachen als seine Bandkollegen, dennoch blieb stets der Eindruck eines sehr distanzierten Beobachters.

Der neu erschienen Bildband „Stones From the Inside“ (erschienen bei ACC Art Books) festigt diesen Eindruck - und liefert für den „Wyman Gaze“ auch eine Erklärung:Der starke stille Typ im Background der Steine ist nicht nur ein herausragender und bis heute underrated gebliebener Bassist sondern auch Fotograf, dessen eindringliche Aufnahmen eine interessante Bereicherung des Genre der Rock N´ Roll Photography darstellen. Ein Hauptmerkmal der anarchischen und damals revolutionären R N´R  Photography war ja, dass  die natürliche Distanz die sich in einem Shooting in einem sterilen Studio zwangsläufig  ergibt, weitgehend aufgehoben wurde. Unmittelbar, direkt - das war der neue Stil, der den Zeitgeist der „Youth Culture“ widerspiegelte. Die Fotografen waren meist keine arrivierten Grandsigneurs sondern junge Künstler, die am Anfang ihrer Karriere standen und mitunter nur wenige Jahre älter oder sogar gleich alt waren wie die Objekte ihrer Bilder. Dennoch – trotz dieser neuen Unmittelbarkeit bestand immer ein letzter Rest von „Abstand“, der Rockstar am Podest. Bei Wyman ist dies naturgemäß etwas anders, Vergleiche zu den Bildern Linda McCartney drängen sich auf. 

Credit Bild: © Bill Wyman ACC Art Books

"Stones From the Inside“ ist demnach keine Legendenbildung wie etwa bei den Bildern eines Jim Marshall oder Ross Halfin. Hier stehen nicht die Ikonen im Vordergrund, sondern die privaten Musiker. Wyman zeigt seine Kollegen als ganz  normale Menschen, nicht als mythische Wesen. So gibt es in diesem Buch eine ganze Reihe  komplett ungekünstelte Backstage-Momente zu sehen quasi  das Stones-Familienalbum. Man ist hautnah in der „Manege“ des „Rock And Roll Circus“, im Studio mit dem Chor wenn „You Can´t Always Get What You Want“ aufgenommen wird oder auch wenn die Steine im Gespräch mit ihren Bluesidolen versunken sind: Damit richtet sich dieser Band natürlich so gut wie ausschließlich an die Hardcore -Fans, die bekommen jedoch einen interessante Perspektive auf die Stones-History und eine Reihe unveröffentlichter Fotos im attraktiven Sammler-Band.
Credit Bild: ©  ACC Art Books

Mittwoch, 7. Oktober 2020

R.I.P. EDDIE VAN HALEN

© Fin Costello/Redferns/Getty Images
Gute Gitarristen gibt es so einige. Auch zahlreiche Virtuosen. Doch nur eine Handvoll sind richtige Innovatoren, die das Vokabular eines ganzen Instruments erweitern, Sounds kreieren, die es zuvor nicht gab und so in weiterer Folge Generationen von Instrumentalisten beeinflussen. Der gestern in Santa Monica an den Folgen von Kehlkopfkrebs gestorbene Edward Lodewijk „Eddie“ Van Halen war einer von Ihnen.  Nach  Eric Clapton, Jeff Beck, Jimmy Page und Jimi Hendrix war Van Halen einer der wichtigsten Einflüsse für die Entwicklung der Rockgitarre. Mit einem "style all of his own" wurde Eddie zur absoluten Benchmark, das Album "Van Halen I" ist bis heute ein Schlüsselwerk für Gitarristen. 

R.I.P. KING EDDIE

Aus dem traurigen Anlass ein #FlashbackReview und ein Ausflug ins Pasadena der 70er Jhare und der Chronik der frühen Jahre der Band:

VAN HALEN RISING - How A Southern California Backyard Party Band Saved Heavy Metal

Man vergegenwärtige sich kurz folgende Szene:

Es ist ein lauer Sommertag in  Pasadena, die letzten Strahlen der kalifornischen Sonne färben den Abend in dieses berühmte warme, gelbliche Licht, wie man es nur an der Westküste der USA findet.
Vorbei an chromblitzenden Autos näherst du dich einem Haus in dem unüberhörbar eine zügellose Party steigt, der Lärm der feiernden Menge vermischt sich mit einem zunächst undefinierbaren, tieffrequenten Grollen, das an das Fallen einer Fliegerbombe erinnert.
Die hübsche Blondine im engen Collegeshirt zwinkert dir zu, die „dive bomb“-Noise von vorhin wird nun immer lauter und kommt immer näher und näher bis du im Hinterhof des Hauses die Quelle jener Geräusche ausmachst. Auf der Bühne spielt eine dir unbekannte Band, der Gitarrist entlockt seiner gestreiften Gitarre Klänge die du bislang nicht kanntest, der Bassist und der Drummer halten einen donnernden Groove, während der Frontman mit blanker Brust mehr als eindeutige Moves in Richtung der versammelten kreischenden Ladies macht…..

Was sich anhört wie eine Szene aus einem College-Klamauk-Film der Seventies oder Eighties ist vielmehr eine akkurate Beschreibung der Besonderheiten der kalifornischen Musikszene der Siebzigerjahre – in der es tatsächlich vorkommen konnte, dass man bei einer Privatparty nicht irgendeine semitalentierte Studentenband sondern Van Halen höchstpersönlich sehen konnte.
Klingt unglaublich, ist aber so ... Die Frühphase der Band im Besonderen und die kalifornische Szene im Allgemeinen sind auch die bestimmende Themen  von Greg Renoffs „Van Halen Rising“  - ein Buch das einerseits den Aufstieg der Hardrock Band von einer (Privat-)Partyband zu Legende des Rock nachzeichnet und anderseits an eine  (unterhaltsame) soziologische Studie gemahnt.
Denn  Renoffs Buch ist mehr als eine überaus genaue Chronik der Frühphase Van Halens, kurz bevor jeder zweite Gitarrist versuchte, seinen unnachahmlichen Stil zu kopieren. Es ist eine plastische Schilderung einer ganzen (Subkultur-)Szene und eines bislang recht wenig beleuchteten Kapitels amerikanischer Musikgeschichte.

Als Leser merkt man auf so gut wie jeder Seite die intensive Recherchearbeit Renoffs - das fängt bei Bildern mit absolutem Seltenheitswert an und endet bei der schieren Detailgenauigkeit mit der der Autor vorgeht und Fragen klärt wie:
Wie kamen Sänger David Lee Roth und die Gebrüder Van Halen eigentlich zusammen ?
Wie genau wurde eigentlich aus einer lokalen Größe namens „Mammoth“ die Band „Van Halen“ ?
Wie schafften sie es von einer Lokalgröße zum Vertrag mit einem Majorlabel?
Und was passierte auf den frühen Touren in denen VH noch Support Act waren und angeblich selbst etablierte Größen wie Black Sabbath übertrumpften ?

Klar, das Buch richtet sich in seiner Genauigkeit natürlich in erster Linie an echte Van Halen-Freaks und weniger an nur oberflächlich Interessierte - doch es ist die Kombination aus einem bislang nicht übermäßig dokumentiertem Thema und den interessanten Facts, die „Van Halen Rising“ zu einem der lebenswertesten Musikbücher der letzten Jahre machen.