Eigentlich hatte man angenommen, dass das 2017er Album „Infinite“ das selbstgewählte Farewell der britischen Rock-Ikonen Deep Purple war. Ein Schlussstrich unter die Studio Recording-Karriere einer der produktivsten und beständigsten Bands aus der Hochphase des Rock mit einem grundsoliden 20. Album. Aber wie das glücklicherweise so ist mit den Legenden kam es ganz anders als gedacht: Warum auch aufhören, wenn die (Chart-)Erfolge nicht ausbleiben und Gillan, Glover & Co. die Ideen nicht auszugehen scheinen. ? Nach einer Corona-bedingten Verschiebung ist dieser Tage also nun das 21. Album erschienen und die Erwartungshaltung war äußerst hoch: Denn das lautmalerisch betitelte „Whoosh!“ soll nicht einfach nur ein weiterer Eintrag in der extensiven Diskographie der Band sein sondern so etwas wie eine Rückbesinnung auf all das was DP zu Legende werden ließ.
Das beginnt bereits beim atmosphärischen Albumcover das nicht zufällig an Artworks aus den 70s erinnert. Dann ist da noch das Re-Recording von „And the Address“, dem instrumentalen Opener des Debuts „Shades Of Deep Purple“ aus dem Jahre 1968, das originellerweise der letzte Track auf „Whoosh!“ ist. Die das Album begleitende Tagline hat es überdies in sich:„Putting The Deep Back In Purple“ - eine Ansage, zumal es nicht wenige Fans gibt, die sich nicht nur insgeheim die Mark II-Zeit zurückwünschen. Eine Reunion mit dem schwierigen Saitenehxer Ritchie Blackmore gibt es allerdings auch hier keine und auch ist „Whoosh“ stilistisch keine reine Reimagination von „In Rock“ oder „Machine Head“.
Letztlich machen Purple nämlich genau das, was sie schon seit Jahren bzw, Jahrzehnten machen: eine gekonnte Pflege eines sorgsam kultivierten Signature Sounds mit ganz dezenten modernen Zeitgeist-Zugeständnissen. Nur das diesmal die Riffs noch eine Spur grooviger, heavier und erdiger rüberkommen - man kann durchaus sagen: mehr Spätsechziger/Frühsiebziger-Flair atmen – inklusive besonders deutlicher Prog Rock und 50s Rock N Roll-Bezüge. Kontrapunkt zu den lässigen wie tonnenschweren Riffs ist die klassisch inspirierte Hammond Orgel, auf der Tastenmann Don Airey ganz besonders leichtfüßig und ausgiebig soliert. All das macht „Whoosh!“ zur besten Purple-Platte seit vielen Jahren - ein starkes Album, das vor Spielfreude nur so strotzt und dessen Nummer 1 Platz in den aktuellen Charts alles andere als verwundert.
Die Deluxe Version von „Whoosh!“ erscheint im attraktiven Mediabook mit Bonus DVD die einen Livemitschnitt vom 2017er Hellfest beinhaltet (mit Klassikern von – eh klar – „Smoke On The Water“ bis „Hush“) sowie einem einstündigen Film mit einem Gespräch zwischen Produzent Bob Ezrin und Bassman Roger Glover.
Hier zwei Hörproben aus dem Album mit den Songs „Man Alive“ und „Throw My Bones“ – oder anders asugedrückt: ein Taste Of The Band: