Freitag, 31. Mai 2024

CLINT EASTWOOD - Der legendäre Filmemacher und sein Werk

Clint Eastwood Cover Buch Filmemacher
Credit Coverbild: © Edition Olms
Er verkörperte zwar den „Man With No Name“, der als schweigsamer Fremder mit Worten sparsamer als mit seinen Patronenkugeln umging und in den Sechzigern zum Synonym für den modernen Westernhelden wurde - doch der Name „Clint Eastwood“ selbst ist fraglos eine der wenigen Marken, die in Hollywood über Jahrzehnte Bestand haben - wie seine ungebrochene Popularität, eine ungemein extensive Filmographie oder Oscars für so unterschiedliche Werke wie "Erbarmungslos" und "Million Dollar Baby" verdeutlichen. Heute, am 31. Mai 2024,  wird The Man, The Myth, The Legend unglaubliche 94 Jahre alt. Anlässlich dessen ist im Olms Verlag eine kompakte Retrospektive auf das vielfältige Schaffen Eastwoods, das keine Genre-Grenzen kennt, erschienen.

Dabei wagt Autor Ian Nathan, der Chefredakteur und Herausgeber des renommierten  Empire Filmmagazins war und heute als gefragter Autor mit einer Buch-Reihe über bekannte Directors tätig ist, einen kleinen Kunstgriff. Wie schon der Titel andeutet geht es hier nicht vornehmlich um die ikonischsten Rollen Eastwoods sondern vor allem um seine Arbeit als Regisseur. Fraglos zieht es viele Actors auch hinter die Kamera auf den Stuhl des Regisseurs, doch so gut wie keinem  ist dies so gut gelungen wie Eastwood.

Die Frühzeit im TV („Rawhide“ war der Start seiner Karriere im Western-Genre ehe er nach Italien ging und mit den "Dollar"-Filmen seinen Durchbruch feierte)  und die Arbeiten mit Leone und Don Siegel kommen zwar vor, sind allerdings nicht der Hauptfokus dieses Bands. Natürlich muss man sich die Frage stellen inwiefern man dem Phänomen Eastwood wirklich gerecht wird, wenn man Parts die nicht bloß Rollen sondern Ikonen geworden sind mit nur wenigen Absätzen abhandelt. Dies ist auch das einzige Manko dieses gut geschriebenen  Buchs, denn gerade  diese Rollen waren es, die sich als so immens einflussreich erwiesen. 

Auch wenn man diesen Fokus (der letztlich eine gewisse Limitation in der Auseinandersetzung mit dem vielseitigen Künstler darstellt) durchaus etwas kritisch sehen kann, muss man anerkennen, dass dieses Buch exzellent recherchiert ist . Den journalistischen Background des Autors merkt man in jedem Kapitel, auch weil er sich durchaus (film-)kritisch mit dem Werk Eastwoods auseinandersetzt.  Zahleiche Bilder und teils weniger bekannte Trivia-Fakten (wie etwa dass Clint im Rock Hudson-Streifen "Nur Du Allein"  mitgespielt hat oder bei welchen Filmen er, ohne dass es im Anspann erwähnt wurde, die (Co-)Regie übernommen hat) runden den Eindruck ab.

Eastwoods fast sieben Jahrzehnte in der Filmindustrie lassen sich natürlich schwer auf den lediglich 176 Seiten dieses Bands zusammenfassen - zumal man es hier mit einem Multitalent zu tun hat, das auch noch Musiker, Komponist und Produzent, mit einem Händchen für gute Stoffe ist.  Doch Ian schafft es in diesem Buch dennoch einen sehr kompakten Karriereüberblick über die vielen Stationen dieser Legende zu geben und insgesamt ein gutes Portrait eines großen amerikanischen Storytellers zu entwerfen.

Happy Birthday, Mr. Eastwood !

Clint Eastwood - Der legendäre Filmemacher und sein Werk von Ian Nathan, erschienen bei Edition Olms 

Ein Blick ins Buch:
Clint Eastwood Inside Buch Filmemacher
Credit Bild: © Edition Olms

Clint Eastwood Inside Buch Filmemacher
Credit Bild: © Edition Olms

Clint Eastwood Inside Buch Filmemacher
Credit Bild: © Edition Olms

Clint Eastwood Inside Buch Filmemacher
Credit Bild: © Edition Olms

Clint Eastwood Inside Buch Filmemacher
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Clint Eastwood Inside Buch Filmemacher
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Clint Eastwood Inside Buch Filmemacher
Credit Bild: © Edition Olms

Clint Eastwood Inside Buch Filmemacher
Credit Bild: © Edition Olms


Mittwoch, 29. Mai 2024

JIMI AND ME - The Experience Of A Lifetime

Jimi Hendrix Jimi And Me Stathakis Cover Book Strat Hendrix at Woodstock Live 1969
Credit Coverbild: © Permuted Press
Ein junger Drehbuchautor am Anfang seiner Karriere, ein ungewöhnliches experimentelles Western-Filmprojekt, eine blühende Counterculture-Szene, faszinierende Groupies und ein Gitarrengott. Was sich liest wie die Ingredienzen einer „Almost Famous“-artigen Geschichte über die wilden Sechziger ist der Kern jener filmreifen Memoiren, die Jonathan Stathakis in seinem autobiographischen Buch „Jimi and Me“ entwirft. 

Anno 1969 ist die Hippiewelle am Höhepunkt und kurz davor ihren Zenit zu überschreiten, Stathakis steht mit Anfang Zwanzig erst am Anfang seiner Karriere und verfügt nur über einen einzigen Filmcredit: der schon damals obskure und heute verschollene Independent Film „Awakening Urge". Nun wäre dieser höchst mysteriöse Streifen schon für sich genommen ein lohnenswertes Thema für ein Buch. Doch noch interessanter ist, dass dieses Werk einen legendären Bewunderer hatte, der davon sogar so angetan war, dass er mit dessen Screenwriter in einem Musik und Film verbindenden Projekt zusammenarbeiten wollte. Der Name des berühmten Fans...Jimi Hendrix.

Das Ende der Sechziger war eine Phase in der Hendrix am Scheideweg stand. Retrospektiv drängt sich natürlich jene große Frage auf, die aufgrund des frühzeitigen Todes der Legende mit nur 27 Jahren auf ewig unbeantwortet bleiben muss: in welche künstlerische Richtung wollte er gehen ? Einen interessanten und bis dato unbekannten Hinweis darauf liefert Stathakis in seinem temporeich geschriebenen Buch, denn Hendrix dachte darüber nach einen Western-Film zu drehen, hätte also womöglich einen Meilenstein im Genre des progressiven Rock-Films gesetzt. Zwischen dem jungen Filmschaffenden und dem damals schon legendären Gitarristen entwickelte sich nach dem ersten Treffen, in dem dieses Unterfangen besprochen wurde, rasch eine offenbar tiefere Freundschaft.

 „Jimi and Me“ versucht zu keinem Zeitpunkt eine vollständige oder allumfassende Hendrix-Biographie zu sein. Vielmehr hat man es hier mit einem höchst subjektiven Bericht über zwei äußerst intensive Jahre zu tun. Das Ganze liest sich äußerst flüssig und ist mit Anekdoten gespickt.  Der schnoddrige Erzählton erinnert dabei an zeitgenössische amerikanische Literatur der Sechziger und Siebziger, ungefiltert und ganz im Jargon der damaligen Zeit: Old School im positivsten Sinne.

Die hier erzählte Geschichte ist eine, die bislang unbeleuchtet geblieben ist - und das obwohl es einen durchaus reichen Fundus an Büchern über diese Ikone gibt. Der Name Stathakis tauchte bislang im Zusammenhang mit Jimi zwar beim Lesen der Bildcredits  mancher Woodstock-Bilder auf  (bei jenem legendären Festival war der Drehbuchautor neben der Bühne und schoss Fotos seines Kumpels), doch das wars dann auch schon. Im Großen und Ganzen betrachtet mögen die neuen Informationen, die dieses Büchlein bietet zwar eher auf der Detail-Ebene angesiedelt sein, doch gerade diese raren Infos (inklusive einiger bislang unveröffentlichter Fotos) sowie die Nacherzählungen der "Hangouts with Hendrix", in der man durchaus Einiges über die Personality der Gitarren-Ikone abseits der Bühne erfährt, machen "Jimi and Me" zur Fundgrube für Fans. 

Jimi and Me, von Jonathan Stathakis mit Chris Eptig, erschienen bei Permuted Press

Sonntag, 26. Mai 2024

BOB WILLOUGHBY: AUDREY HEPBURN - Photographs 1953 - 1966

Audrey Hepburn Cover Bob Willoughby Elegance Pink Dress Star
Credit Coverbild: © Bob Willoughby Taschen Verlag
Als sich Audrey Hepburn in "Ein Herz und eine Krone" mit der ihr ureigenen Mischung aus Eleganz, Unbekümmertheit und Unschuld dem Hofprotokoll widersetzte, verliebte sich nicht nur der von Gregory Peck verkörperte amerikanische Reporter Hals über Kopf in sie - ein Millionenpublikum in den Kinosälen tat es ihm gleich. Ihren auf diesen Streifen, der den Durchbruch für Hepburn in Hollywood markierte, folgenden Filmpartnern ging es „on screen“ oder auch „off screen“ mitunter ähnlich. Dem Charme dieser für damalige Verhältnisse neuen Art weiblichen Stars, der weder Femme Fatale noch kurvige Sirene war, konnte sich niemand entziehen.

Einer der vielen platonischen Bewunderer Hepburns war auch der Fotograf Robert Hanley „Bob“ Willoughby. Mit Aufnahmen von Jazz-Musikern hatte er sich einen Namen gemacht, in Hollywood wurde er rasch zum ersten externen Setfotografen, der von Filmstudios speziell dazu engagiert wurde, während der Drehs Aufnahmen für Promozwecke zu machen. Der gebürtige Angeleno Willoughby avancierte in der Filmmetropole Nr.1 zu einem der gefragtesten Fotokünstler, der es vermochte das Wesen von Stars abseits ihrer Rollen einzufangen. Im Laufe seiner erfolgreichen Karriere machte  Willoughby legendäre Aufnahmen von Richard Burton, Dustin Hoffman, Marilyn Monroe, Elizabeth Taylor oder Jane Fonda - doch ein Star war ganz ohne jeden Zweifel sein absoluter Favorit. 
Als Willoughby 1953 angeheuert wurde, um ein gerade frisch in Hollywood angekommenes Starlet namens Audrey Hepburn abzulichten, war dies für ihn potentiell business as usual….eigentlich. Tatsächlich beeindruckte ihn diese Begegnung nachhaltig, fand er in der zierlich-anmutigen Schauspielerin doch sein erklärtes Lieblingsmotiv.
Schon beim ersten Treffen war er vollends hingerissen: „Sie gab mir die Hand wie… nun, wie eine Prinzessin und blendete mich mit diesem Lächeln, das Gott erschuf, um Männerherzen zum Schmelzen zu bringen“, erinnerte er sich. „Audrey gekannt zu haben, war eine Gnade“  beschrieb er seine Zeit mit dieser - O-Ton ahead – „zauberhaften Elfe“.

Nun gut, all dies hört sich zugegebenermaßen nicht so ganz platonisch an, doch wer würde angesichts von "Holly Golightly herself" nicht ins Schwärmen kommen?  Jedenfalls entwickelte sich eine freundschaftliche (Arbeits-)Beziehung zwischen den beiden, die Jahrzehnte andauerte. 
Im Bildband „Audrey Hepburn Photographs 1953 - 1966“ kann man nun eine Auswahl von Willoughbys Bildern in typsicher Taschen-High Quality bewundern. Der Einband ist ganz im markanten Türkis eines gewissen legendären, amerikanischen Traditions-Juwelierhauses gehalten, natürlich eine Anspielung auf "Frühstück bei Tiffany". Die hier gesammelten Aufnahmen decken den Großteil von Hepburns Filmkarriere ab, ehe sich der Star nach 1967 weitgehend aus Hollywood zurückzog und nur mehr in wenigen Rollen in den 70ern und 80ern in Erscheinung trat. 

Man sieht sie am Set mit Kollegen, aber auch in völlig privatem Rahmen. Willoughbys Stärke war es immer die wahre Personality von Stars abzulichten und dies kommt hier voll zur Geltung. Das sind Aufnahmen die nur entstehen können, wenn sich Fotograf und "Model" auf einer ganz persönlichen Ebene schätzen und einander vertrauen. Vom ätherisch Überhöhten (Hepburn mit einem Rehkitz in den Armen) bis zum Power Nap in den eigenen vier Wänden, beim Spielen mit ihren Kindern oder unglaublich elegant beim Stretching - die Fotos dokumentieren die bekannte Fotogenität Hepburns, haben jedoch– wenn man die Hintergrundgeschichte kennt - einen ganz eigenen Vibe. Denn neben dem Motiv ist es dieser liebevolle Blick mit dem Willoughby sein Motiv betrachtet, ja geradezu bewundert. 
Hepburn wiederum merkt man an, dass sie sich in der Gegenwart des Fotografen wohl fühlte - das Ergebnis sind einige der natürlichsten und intimsten Star-Aufnahmen aus dem Hollywood der Fünfziger und Sechziger. Die Chronik einer großen platonischen Liebe und die Geschichte einer Beziehung, die selbst durchaus filmreif anmutet.

Bob Willoughby. Audrey Hepburn. Photographs 1953–1966, Hardcover, 23.9 x 30 cm, 1.94 kg, 280 Seiten, erschienen im Taschen Verlag

Ein exklusiver Blick ins Buch:
Audrey Hepburn Black And White Movie Star Bob Willoughby Taschen Verlag
Credit Bild: © Bob Willoughby Taschen Verlag

Audrey Hepburn Black And White Movie Star Bob Willoughby Taschen Verlag
Credit Bild: © Bob Willoughby Taschen Verlag

Audrey Hepburn Black And White Movie Star Bob Willoughby Taschen Verlag
Credit Bild: © Bob Willoughby Taschen Verlag

Audrey Hepburn Black And White Movie Star Bob Willoughby Taschen Verlag
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Audrey Hepburn Movie Star Bob Willoughby Taschen Verlag
Credit Bild: © Bob Willoughby Taschen Verlag

Audrey Hepburn Movie Star Bob Willoughby Taschen Verlag
Credit Bild: © Bob Willoughby Taschen Verlag


Freitag, 17. Mai 2024

ALICE COOPER - BREADCRUMBS EP

Alice Cooper Breadcrums Eyes Augen Cover
Credit Coverbild: © earMusic Edel
Während andere Kollegen von Alice Cooper bereits ihre Farewell-Tourneen zelebrieren, bringt der ewige Schockrocker in den letzten Jahren eine Platte nach der anderen heraus. Erst im Vorjahr legte der beständig rockende und extrem aktive Musiker mit „Road“ ein viriles Album vor - und auch 2024 ebbt die Veröffentlichungsflut aus dem (Horror-)Hause Coopers nicht ab. Zwar gibt es - zumindest vorerst - kein vollständiges Studioalbum, aber dafür erscheint die zuvor nur als limitierte Vinyl erhältliche "Breadcrumbs EP“ nun auch in CD-Form.

Stellt sich nur die Frage: Handelt es sich dabei lediglich um Brotkrumen, die darbende Fans bis zur nächsten Albumveröffentlichung  hinwegtrösten sollen oder doch um rare Kleinode?

Nun speziell ist an dieser EP zunächst einmal dass Cooper hierfür einige raue Interpretationen klassischer Detroit-Songs eingespielt hat: Die Motor City war einst ja der Nährboden für die erste Inkarnation der Cooper-Band. Und wie das mit amerikanischen Städten so ist, jede hat ihren ganz eigenen Sound. Die jeweilige  Umgebung spiegelt sich im Klang wider. In Detroit fand der Lärm der Autowerkstätten in rauer Industrieumgebung im ungestümen Garage Rock von Musikern wie eben Alice Cooper oder MC 5 seine Entsprechung. 

Auf „Breadcrumbs“, das so etwas wie ein Prequel zu „Detroit Stories“ ist, zollt Alice diesem Sound mit einigen interessanten und durchweg soliden Coverversionen Tribut: Allen voran ist hier MC5s „Sister Anne”  zu erwähnen, auf dem man noch der dieses Jahr verstorbene Wayne Kramer als Gast dabei ist. Weiter gibt es Bob Segers „East Side Story”, „Your Mama Won’t Like Me” von Suzi Quatro, Shorty Longs „Devil With A Blue Dress On” und The Dirtbombs „Chains of Love” zu hören.

Reichlich klischeehaft ist hingegen der Opening Track „Detroit City 2020“ geraten, eine Eigenkomposition neueren Datums. Die Namedropping-Hommage an die Heimatstadt erinnert doch stark an die generischeren Momente der Hollywood Vampires, einer weiteren aktuellen Cooper-Kombo. Als Bonustracks gibt es mit "Don't Give Up" eine vertonte Durchhalte-Parole/Botschaft an die Fans während der COVID-19-Pandemie, sowie eine Live-Version von "Go Man Go" vom Hellfest 2022.

Die „Breadcrums EP“ mag zwar nicht die ganz großen Raritäten und Killer Tracks enthalten, für beinharte Fans stellt sie dennoch ein Muss dar – zumal die Schallplatten-Version dieser EP mittlerweile längst vergriffen ist.