Freitag, 22. September 2023

ALICE COOPER - ROAD

Plattencover des neuen Alice Cooper-Albums zeigt den Schockrocker am Steuer eines Autos "on the road"
Credit Coverbild: © earMusic Edel 
Im Jahr 1970 verkündete Vincent Damon Furnier, der seine eigene Rock N´ Roll-Fantasie unter dem weitaus bekannteren Namen Alice Cooper auslebte und deshalb von bigotten Sittenwächtern beinahe steckbrieflich gesucht wurde: „I´m Eighteen“. Der Song war nicht nur der erste Top 40-Hit der Band sondern entwickelte sich über die Jahre zu einer der wohl beständigsten Hymnen auf den Gemütszustand "Teenage Angst“ - und gleichzeitig auch ein mit jedem ins Land ziehenden Jahr zum immer prägnanter werdenden Loblied auf den ewigen Jungbrunnen  Rockmusik - immerhin war Cooper bei der Aufnahme des Songs schon 23.
Erwachsenwerden das ist etwas für Spießer, davon sangen in fatalistischer Manier schon The Who in "My Generation". Doch Alter ist natürlich auch immer eine Frage der inneren Einstellung - und ist nicht eines der Urversprechen des Rock N´ Roll die immerwährende Adoleszenz (oder zumindest di Ausdehnung jugendlichen Hedonismus ins hohe Alter).

Anno 2023 ist Cooper 75 und selbst eine der besten Werbefiguren für ebenjene Verheißung. Im dritten Karrierefrühling ist er sowohl solo als auch mit den Hollywood Vampires vielbeschäftigt, Album reiht sich an Album, Tour folgt auf Tour - die Kunstfigur Cooper ist ohnehin alterslos und Furnier steht seinem Alter Ego in Sachen Virilität und Schaffensdrang in nichts nach. Davon zeugt auch sein neuestes Studiowerk "Road", vermutlich nach der letzten verlässlichen Einnahmequelle vieler Musiker benannt. 13 Songs - einer davon bezeichnenderweise ein Who Cover ("Magic Bus")-sind es geworden.
Die Überraschungen halten sich dabei in Grenzen bzw. sind nicht existent. Bob Ezrin nahm wieder am Produzentenstuhl Platz, man merkt dies vor allem an den teils an frühe Cooper-Tage erinnernden Garage Rock-Klängen, die so schroff daher kommen wie die Sounds der Straßen der Motor City Detroit, die einst der Nährboden für den „Schock Rock“ des ewig 18-Jährigen war.

Erfrischend ist, wie wenig zeitgeistig sich Cooper und seien Stammband hier geben, „Road“ bietet kompromisslos krachenden Rock, der sowohl die Grusel- (Alice der sich und seien Fans versichert noch immer der „Master of Madness“ zu sein) als auch die hormonelle Schiene bedient("Big Boots" über eine Kellnerin deren faszinierendes Schuhwerk einen Gast fasziniert). All das wird energisch dargeboten und hat seinen eigenen Appeal, ist jedoch auch reichlich derivativ. So ist „Road“ zwar mehr als solide, aber keinesfalls ein großes Album-dafür fehlen die Hymnen oder das Hit-Gespür eines Desmond Child ( der das Achtziger-Comeback-Album „Trash“ produzierte). 

"Road" erscheint in mehreren Formaten, darunter als Vinyl+DVD, die das atmosphärische Cover mit Alice als "Hitcher-Der Highway Killer" besonders gut zur Geltung bringt, als auch als CD+DVD im Digipak. Beide Versionen erweitern ds Studioalbum um einen Livemitschnitt des 2022er Hellfest-Gastspiels der Cooper-Band.

Credit Coverbild: © Jenny Risher