Montag, 18. Februar 2019

LED ZEPPELIN LIVE 1975-1977


© ACC Art Books  Terry O´Neill
Pomp & Circumstance auf der Konzertbühne

Ganz objektiv betrachtet: geht es eigentlich noch cooler und ikonischer als Jimmy Page als Inkarnation des archetypischen Rockstars oder Wiedergänger des Niccolo Paganini am Cover des neuen Led Zeppelin-Bildbandes im Halbdunkel der Bühne mit seiner legendären Gibson Les Paul und dem Geigenbogen ?

erschienene Bildband (ACC Art Publishing) zeigt die Gruppe in all ihrer ausschweifenden Dekadenz und ihrem Glanz & Gloria. Es ist die Chronik der Jahre 1975 - 1977, man sieht eine Band am Zenit, viele wegweisenden Alben  (I - IV) lagen bereits hinter ihnen, es gab damals schlichtweg keine größere Hard Rock-Band. 
Gezeigt wird der bleierne Zeppelin beim Fliegen, sprich mit der Ausnahme von ein paar Shots abseits der Bühne hauptsächlich in einem Live-Setting on stage. Etwaige 
berüchtigte Tour-Exzesse werden ausgespart, es geht hier weniger um einen Behind The Scenes-Look als vielmehr um die Dokumentation typischer Liveshows der Band.
Eingefangen wurden diese von drei Fotografen, die Zeppelin einst in ihrem "Heyday" begleiteten: Terry O´Neill, Michael Brennan un Baron Wolman - sie alle zählen zu den besten der Zunft der Musikfotografie, mit ihren Bildern wurde das überlebensgroße Image der Band natürlich maßgeblich mitgeprägt.

Obwohl der langjährige Fan fraglos einige der hier gezeigten Aufnahmen kennt und es zudem nicht gerade einen Mangel an coffee table-Bänden über Led Zep gibt, präsentiert sich die hier getroffene Auswahl von Bildern als besonders gelungen: Wer also Pages kunstvolle Bühnenoutfits oder sein Gitarren-Arsenal  genauer studieren will, ist hier richtig - insbesondere dank dem großen Format und den hochqualitativen Reproduktionen.
 "Led Zeppelin Live 1975-1977" wird so zur guten Ergänzung der eigenen  Rock N´Roll Kunst-Bibliothek.

Freitag, 15. Februar 2019

GROUPIES AND OTHER ELECTRIC LADIES


© ACC Art Books  Baron Wolman
Im großen Rock N´ Roll-Theater zählen sie ähnlich wie der dunkle, geheimnisvolle Gitarrist, der löwenmähnige, extrovertierte Frontman oder der Svengali-artige Manager zu den wiederkehrenden Arche- und Prototypen: die Groupies. Jene Mädels, die es ich in den Kopf gesetzt haben, ihren Idolen näher zu kommen, als die normalen Adoranten – sehr viel näher.
Ein Klischee, klar, aber gleichzeitig auch ein unauslöschlicher Teil der Rock-Mythologie.
Jahrzehnte vor jeglichen  Reflexionen der #metoo-Ära und Gender-Debatten lebten Groupies wie Miss Pamela und ihre GTO (Girls Together Outrageously) oder die Plaster Casters (die Gipsabdrücke von den Gemächten der Rockstars nahmen) ihre ganz persönliche Interpretation von der freien Liebe und der sexuellen Revolution und wurden im Zuge dessen selbst bis zu einem gewissen Grad berühmt.
Kritiker des Phänomens warnten nicht nur vorm damit einhergehen Sittenverfall sondern sahen naturgemäß immer schon das "Exploitation"-Potential im Vordergrund, für sie war eindeutig, dass die teils sehr jungen Mädels ihre Tugendhaftigkeit am Altar dekadenter Rockgötter opferten.

Während fraglose manche der Girls nur die schnelle Nummer im Backstage-Bereich suchten, sahen sich viele mehr im Sinne der griechischen Mythologie als Musen. Wie drückt ees Kate Hudson als prototypisches Groupie in Cameron Crowes „Almost Famous“ aus ? Sie inspirieren die Musiker -  sei es im Sinne eines libidinösen Funkens zur Entfachung der Kreativität oder schlicht als #Fashion-Inspo :-) Ihr spezieller Style beeinflusste seinerzeit selbst so manch gestandenen Rocker, der daraufhin Kleidungsstücke einer Kurzzeit-Flamme in die eigene gender-flexible Bühnengarderobe einbaute.

Im Jahr 1969 wurde dieses Groupie-Phänomen - das zwar schon lange vor den Swingin´ Sixties existierte, in dieser Zeit jedoch erstmals die publicity-trächtige Prominenz für die Girls nach sich zog - auch durch einen Artikel in der „Super Duper“-Ausgabe des Rolling Stone, damals noch das Sprachrohr der Counterculture, bekannt. Ein aus heutiger Sicht extrem langer und ausführlicher Artikel der mehr oder weniger bekannte Groupies portraitierte und diese auch in  Interviews zu Wort kommen ließ: Ein Inside-Report einer abgeschlossenen Szene, in dem man völlig unverblümt von intimen Begegnung mit Musik-Ikonen lesen konnte. Das passte natürlich perfekt in den damaligen Zeitgeist
Die dazugehörigen Bilder schoss die Fotografie-Legende Baron Wolman - der immer schon ein spezielles Gespür für eine Inszenierung mit dezidierter Mode-Ästhetik hatte und nicht umsonst zu den  wichtigsten  Vertretern der Rock N´Roll-Photography zählt.

Im neuen, bei ACC Art Publishing erschienenen Bildband „Groupies and Other Electric Ladies“ kann man nun den "uncut" Originalartikel und die komplette Fotostrecke erleben: ein kleiner Trip  in das mittlerweile längst untergegange Rock N´Roll-Babylon.
Das Buch wird zum Zeitdokument mit einem noch heute lesenswerten Essay über die kultigen Groupies und tollen Fotos wie aus einem französischen Film - zusammen mit den Büchern von Miss Pamela Des Barres sicherlich das Standardwerk zum Thema Groupies.

Mittwoch, 13. Februar 2019

Ein persönliches Portrait der Punk-Pioniere: MY RAMONES von DANNY FIELDS

Credit Coverbild: © Danny Fields   Reel Art Press
Road To Ruin: Die komplett abgewohnten Häuserzeilen, die baufälligen und dreckigen Gehsteige, die berüchtigten "Mean Streets" wie aus einem Scorsese-Film...fast könnte man meinen, dass in Kürze Travis Bickle mit seinem Taxi um die Ecke biegt. Wir befinden uns im New York der Siebziger-Jahre, lange vor allen Reformen, Stadtsanierungen und Aufräumarbeiten. Dies ist die atmosphärische Kulisse für die Bilder von Rock N´ Roll-Photographer Danny Fields, der die Ramones in ihrer Frühphase begleitete und eindrückliche Aufnahmen dieser ebenso legendären wie einflussreichen Punk-Pioniere machte.

Im Bildband „My Ramones“ zeigt Fields nun seine sehr persönliche Sicht auf die Band. Während Fotografen wie Neal Preston, Braon Wolman, Terry O´Neill oder Jim Marshall in ihren  Bildern von Jagger, Richards, Plant, Page oder Townshend das Überirdische der Rockstars herausstrichen, wählt Fields einen völlig anderen Zugang.
Seine Bilder sind – passend zum Punk-Ethos, das sich ja als Antithese zur Gigantomanie des stadion-erschütternden, klassischen Rock verstand - zurückhaltend, schnörkellos,  reduziert. Dabei wirken diese Aufnahmen, in denen man der Band quasi durch ihren Alltag folgen kann, auf ihre eigene Art ikonenhaft -  immerhin, ein Bild aus der hier versammelten Fotoserie wurde dann ja das legendäre Cover des ersten Ramones-Album.

Mit seinen kompakten Maßen und überschaubarem Umfang wirkt  auch der Bildband  „My Ramones“ im Vergleich zu ausladenden Werken wie der unlängst veröffentlichten „Led Zeppelin“-Retrospektive  oder „Exhilarated & Exhausted“ wie das bibliophile Pendant zu einem Punk-Song – kurz und knackig. Die persönliche Beziehung Fields zu den Hauptdarstellern seiner großartigen Bilder und das Gefühl, hier Zeitdokumente der Sturm & Drangperiode einer neuen, rebellischen Musikrichtung auf dem coffe table zu haben, machen dieses Buch jedoch nicht nur für die härtesten Ramones-Fans interessant.

Bibliographische Angaben: My Ramones - Photography by Danny Fields
Englisch, 23 x 27,5 cm, 176 Seiten, 225 Abbildungen,Hardcover
ISBN: 978-1-909526-55-6 Reel Art Press

Sonntag, 10. Februar 2019

THE GREAT TRAGEDY: WINTER DANCE PARTY 1959


Credit Bild: © Bear Family
Es war „The Day The Music Died“: Vor 60 Jahren - am 3. Februar 1959 um genau zu sein - kamen die Rock N´ Roller Buddy Holly, Ritchie Valens und J. P. „The Big Bopper“ Richardson bei einem fatalen Flugzeugabsturz in Iowa ums Leben.
Diese Tragödie stand am Ende der „Winter Dance Party“-Konzertreihe, die als „Tour From Hell“ in die Geschichtsbücher des Rock eingehen sollte. Von Beginn stand diese Reise unter keinem guten Stern, die beteiligten Musiker  - Holly frisch getrennt von den Crickets, mit neuer Backing-Band, der u.a,. der spätere Country-Superstar Waylon Jennings angehörte, Valens der mit „La Bamba“ den Chicano Rock bekannt gemacht hatte, der Big Bopper, Frankie Sardo, Debbie Stevens sowie Dion And The Blemonts -  hatten mit widrigsten Umständen in den unwirtlichen, eisigen Bedingungen im Mittleren Westen der USA zu kämpfen. Andauernde Busprobleme führten schließlich dazu, dass ein Teil der Musiker ein Privatflugzeug charterte, das nur kurze Zeit nach dem Abheben abstürzte.
Das tragische Unglück war die erste Zäsur in der noch jungen Geschichte des Rock N´ Roll,
es war der Tag, an dem die Musik starb, wie Don McLean einst in  „American Pie“ sang.

Zum Jahrestag der Ereignisse und dem 60. Todestag von Buddy Holly, Ritchie Valens und dem Big Bopper ist beim Sammler-Label Bear Family nun eine neue Compilation erschienen, die viele der großen R N´R-Klassiker der jung verblichenen, jedoch unsterblichen Ikonen wie etwa „That´ll Be the Day“, natürlich „Peggy Sue“, „Chantilly Lace“, „La Bamba“ oder „Maybe Baby“  neben historischen Promospots der Winter Dance-Tour, Nachrichtenbeiträgen über das Unglück sowie Tribute Songs, die die Ereignisse thematisieren (wie „Three Stars“ vom ebenfalls viel zu jung verstorbenen Eddie Cochran) vereint.

Von Bear Family ist man normalerweise besonders aufwendig gestaltete  Liebhaber-Editionen (wie etwa die „highly collectible“ Country Rock-Rückschau „Truckers,Kickers, Cowboy Angels“) gewohnt. Die „Winter Dance“-Retrospektive im Standard-Jewel Case ist da vergleichsweise unauffällig, wartet jedoch immerhin mit einem dicken 24 seitigen Booklet mit Liner Notes und zahlreichen Fotos auf. Auch wurden die Aufnahmen neu gemastert und erfreuen mit exzellentem Vintage-Klang.

Alte und junge Rock N´ Roller werden viele der hier vertretene Aufnahmen längst zu Hause haben, zählen diese doch zu den Schlüsselaufnahmen aus dem goldenen Zeitalter des Genres. Diese „Commemorative CD“ ist jedoch ungeachtet dieses Umstandes eine sehr schlüssig gestaltete und schön kuratierte Zusammenstellung mit  sowohl musikhistorischem wie archivarischem Charakter, die sich besonders an Komplettisten und Sammler richtet.

Freitag, 1. Februar 2019

DAS STAR WARS ARCHIV 1977-1983


Credit Bild: © Taschen Lucasfilm
"Es war einmal in den Siebzigern des vorigen Jahrhunderts in einer gar nicht weit entfernten Galaxis..."

So oder so ähnlich könnte eine Rekapitulation der geradezu märchenhaft anmutenden Erfolgsgeschichte von Regisseur George Lucas beginnen, der mit seiner Sternen-Saga vom immerwährenden und stets aktuellen Kampf "Gut gegen Böse" - also von den Jedi-Rittern gegen die Sith und das galaktische Imperium - einen gleicher-maßen modern-futuristischen wie zeitlosen Mythos schuf. Ein Mythos der alters- und generationsübergreifend eine ungebrochene Faszination  ausübt -  außer Lucas gelang dies nur Tolkien und seinem Ringzyklus.

In jüngerer Vergangenheit hat dieses makellose Milliarden-Franchise um Luke Skywalker, Yoda, Obi-Wan Kenobi, Lord Vader & Co. zwar  durch eine wohlintendierte, jedoch missglückte Prequel-Trilogie, die neuen, noch schlimmeren Fortsetzungen sowie Substandard-Spinoffs wie „Rogue One“ oder die 2018er Han Solo-Story (der erste richtige Flop in der Geschichte von "Krieg der Sterne") ein paar Dellen abbekommen - doch all dies spielt beim gerade neu erschienenen „Star Wars Archiv“ aus der Filmreihe des Taschen Verlags überhaupt keine Rolle. Denn diese ausladende, schwelgerische Bildband-Retrospektive im Umfang eines Bantams, dreht sich nur um die Classic Trilogy - die Episoden IV -VI mit den SF-Klassikern  "A New Hope" , "The Empire Strikes Back" und "Return of the Jedi". Ewoks und Javas statt Jar Jar Binks also.
Damit richtet sie sich nicht ausschließlich, aber besonders auch an alle alten Fans, die wie so ich das Planetensystem des George Lucas in Kindheitstagen entdeckt haben.
Credit Bild: © Taschen Lucasfilm
Credit Bild: © Taschen Lucasfilm
Credit Bild: © Taschen Lucasfilm
 Waren schon die ähnlich gelagerten Releases über Pedro Almodóvar oder James Bond-Ausgaben aus dieser Buchreihe sehr aufwendig, so ist dieser Band sogar noch eine Spur luxuriöser (und schwerer). Öffnet man die Schutzbox aus Karton, so offenbart sich einem ein wohlbekannter Anblick: der Galaxy-Shot mit dem seit 1977 jede Episode beginnt-  inklusive Sternenglitzer all over im Einband!
Das Star Wars-Archiv ist jedoch nicht nur ein Schmuckstück, das als stylisher Einrichtungsgegenstand durchgeht sondern auch ein extrem gehaltvolles und informatives Buch für Cineasten. Denn das Herzstück dieses in enger Kooperation mit George Lucas und Lucasfilm entstandenen Bandes ist ein extrem langes und äußerst ausführliches Interview mit dem visionären Regisseur und Schöpfer der Filmreihe.
Einen tieferen Einblick in die Entstehungsgeschichte der Originaltrilogie hat man auch dank der zahllosen selten gezeigten Dokumente, Drehbuchseiten, Produktionsunterlagen, Konzeptentwürfe, Storyboards und unzähligen Fotos aus den Filmen und den Dreharbeiten selten bekommen.
Der Herausgeber und Filmexperte Paul Duncan entwarf hier ein Kompendium mit der sich die gesamte Entwicklung dieses Kults nachvollziehen lässt - von den Inspirationen Lucas' zu den Skizzen hin zur schlussendlichen Realisation im Film.

Zwar ist dieses neue Star Wars-Archiv bei weitem nicht das erste bibliophile Werk über die Kult-Trilogie – doch durch seinen schieren Umfang wird man wohl die gesamte Galaxis vom Wüstenplaneten Tatooine bis zur Eiswelt Hoth durchsuchen können und kein besseres Buch über das Phänomen finden.
  
Bibliographische Angaben:
Das Star Wars Archiv: 1977–1983 von Paul Duncan
Hardcover, Halbleinen, 41,1 x 30 cm, 604 Seiten
ISBN 978-3-8365-6340-6, Ausgabe: Englisch