Montag, 23. Mai 2016

FROM DUSK TILL DAWN - Die komplette zweite Staffel

Credit Coverbild: WVG/Entertainment One
Quentin Tarantinos und Robert Rodriguez´ „From Dusk Till Dawn“, ein wilder Mix aus Gangstermovie und Splatter-Horror wurde zu recht einer DER Kultfilme der 90er. Für Rodriguez’ eigenen 2013  gestarteten US-Fernsehsender El Rey Network wurde dieser Streifen als TV-Serie neu adaptiert - mit unerwartetem Ergebnis. Denn trotz des schier übermächtigen Films von 1996 schaffte die erste Season dieses prestigeträchtigen Projekts das beinahe Unmögliche - die Fernseh-Interpretation fiel mehr als solide und über weite Strecken sehr unterhaltsam aus. Die spritzigen Dialoge, coole One-Liner und selbst die jungen Darsteller -  allen voran Zane Holtz als Richard Gecko und die fesche Eiza Gonzalez als Santanico Pandemonium - wussten zu überzeugen.
Die Ausgangshandlung nach dem Script von Quentin Tarantino - die beiden kriminellen Brüder Seth und Richard Gecko setzen sich mit Hilfe ihrer Geißeln, dem Prediger Jacob und seinen Kindern, über die Grenze nach Mexiko ab und landen in der Stripbar Titty Twister, die sich jedoch weniger als Sündenpfuhl denn als Vorhof zur Hölle entpuppt - wurde übernommen, jedoch für das „small screen“-Format stark modifiziert und ausgebaut. Season 2 geht einen anderen Weg, kappt jetzt weitgehend die direkte Verbindung zum Original und dreht so alle  Zeichen auf einen Neustart.

Zur Story von Season 2:
zunächst eine kleine Spoiler-Warnung, wer Season 1 noch nicht gesehen hat, einfach den folgenden Absatz skippen und nach dem Bild weiterlesen: Die vampirartigen Schlangenwesen Culebras, die im Titty Twister stets Nachschub an menschlicher Nahrung bekommen haben, wurden zwar in Scharen dahingemetzelt - doch nicht nur in den Brustkorb so mancher Kreatur der Hölle wurde ein Pfahl getrieben - sondern auch zwischen die Beziehung zwischen Richard und Seth Gecko. Denn Richie wurde in Kontrast zum Original nicht von seinem Bruder gepfählt  sondern hat das Blutbad im Titty Twister überlebt. Nach dem wörtlich zu nehmenden Biss der Schlangenfrau Santanico macht er sich mit dieser auf in die „estados unidos“ und lässt Seth zurück. Vom Verlust des ge- bzw. verwandelten Bruders gebeutelt, schließt sich dieser mit der Predigerstochter Kate Fuller  zusammen. Während Seth in die Drogensucht abgleitet, plant Kate  ihren Bruder aus den Klauen der Culebras zu erretten. Diese sind nämlich nicht vollends besiegt, sondern haben noch ein Ass in Form des prominenten Gaststars Danny Trejo (der auch hier über weite Strecken Danny Trejo bzw. eine für ihn typische Rolle spielt) im Ärmel, dass ihnen ihre Hohepriesterin Santanico schnellstmöglich zurückbringen soll....

Richie Gecko (Zane Holtz) und seine Königin der Nacht, Santanico Pandemonium (Eiza Gonzalez)
Credit Bild: WVG/Entertainment One
Zu Beginn von Staffel 2 ist das geniale Originalscript Tarantinos abgearbeitet worden; die Handlung gänzlich neu - und obwohl in einem solchen Neuanfang durchaus Potential schlummert: bei der zweiten Staffel ist genau das das Problem. Denn schon Season 1 war immer dann am schwächsten wenn die Fantasy-Elemente mit den Culebras überhandnahmen und die reichlich verworrene Backstory zu jenen Wesen eingeführt wurde. Bei Season 2 dominieren nun über weite Strecken diese übersinnlichen Elemente. Gerade dies dürfte so manchen Horrorfans gefallen - denn eines muss man sagen, die Serie ist aufwändigst produziert, ihr Look gleicht eher einem Film als einer Serie, zudem gibt es zahlreiche Effekte und recht aufwändige Action-Sequenzen - doch kann all dies nicht über die streckenweise dürftige Handlung hinwegtäuschen. Auch die vereinzelten Popkultur-Exkurse in den Dialogen - ein eindeutiger Wink auf die berühmten Tarantino-Texte - wirken diesmal eher bemüht und etwas aufgesetzt.
Wer die Gangsterhandlung aus dem Original und die mysteriösen erste Hälfte der Season 1 mochte, wird mit der zweiten Staffel wohl weniger Freude haben. Wem hingegen Rodriguez letzte Filme wie „ Machete Kills“ gefielen, wird auch hier gut unterhalten werden.

Letztlich sind es vor allem die gut aufgelegten Darsteller und das ungebrochen interessante Setting der Serie, die  den Zuseher trotz des relativ hohen Trash-Faktors der deutlich schwächeren zweiten Staffel letztlich doch vorm TV-Gerät halten und zum Binge-Watching einladen.