Montag, 31. Januar 2022

MARVEL COMICS LIBRARY: SPIDER-MAN VOL. 1 1962-1964

Credit Bild:© Taschen Verlag
An den heimischen und internationalen Kinokassen avancierte das jüngste filmische Abenteuer des beliebtesten und selbst von ausgewiesenen Arachnophobikern gemochten Spinnenmann zu einem der ersten richtigen pandemischen Blockbuster - das Marvel´sche Multiverse als Retter der gebeutelten Multiplexes. „Spider-Man: No Way Home“  mit Tom Holland und Zendaya in den Hauptrollen  ist somit der jüngste Eintrag in der beeindruckend konstanten Erfolgsgeschichte amerikanischer Superheldenfilme, der mit seiner an den Zeitgeist und die Sehgewohnheiten der Generation Z angepassten Interpretation der klassischen Comic-Stories die ursprüngliche Essenz des Superhelden mit dem „Spider Sense“ allerdings auch stark verwässert. 

In eine völlig andere Richtung geht es beim neu erschienenen ersten Eintrag in der „Marvel Comics Library“ des Taschen Verlags - der Leser geht auf eine Reise zurück in jene Zeit, in der Marvel "nur" ein Verlag war und der Kult um Spider-Man begründet wurde. Es ist dies auch eine Trip zu den Anfängen Peter Parkers, der immer so ganz anders war als seine Kollegen aus Metropolis oder Gotham City. Kal-El alias Superman vom Planeten Krypton ist ein Außerirdischer und ein Wesen mit entsprechend übermenschlichen, angeborenen Fähigkeiten und Kräften. Batman/Bruce Wayne wiederum zählt zu den oberen Zehntausend und ist ein Multimilliardär der seinen Reichtum nutzt, um mit zahlreichen Gadgets und Vehikeln auf Verbrecherjagd zu gehen. Der von Stan Lee und Steve Ditko erschaffene Peter Parker/Spider-Man ist nichts von alledem. Vielmehr handelt es sich bei Peter um einen „All-American Teenager“, der nur aufgrund eines Zufalls - dem folgenschweren Biss einer radioaktiven Spinne - zu jenen für ihn auch belastenden Superkräften gelangt. Parker - diese Identifikationsfigur für unzählige mit der eigenen Pubertät und Adoleszenz ringenden Leser  - kämpft mit den bedrohlichen Superschurken beinahe ebenso wie mit all den normalen Sorgen und Nöten, die Jugendliche in aller Welt  teilen - ein Aspekt, der zu den wesentlichen Erfolgsfaktoren dieser Figur zählt. 

Die ersten Ausgaben von Spider-Mans Abenteuern zählen neben den frühen Action Comics- und Detective Comics-Heften,  in denen respektive Superman und Batman ihr Debut gaben, zu den ganz großen Sammelstücken der Comic-Literatur, die zu gesuchten Artefakte jener großen Pionierzeit des Genres geworden sind. Unsummen werden für Ausgaben, die die Zeit in den US-Kinderzimmern der 60er unbeschadet überstanden haben, hingeblättert. Im neu erschienen Prachtband „MARVEL COMICS LIBRARY: SPIDER-MAN VOL. 1 SPIDER MAN 1962-1964“ kann man diese Geschichten nun in besonders ansprechender Form nachlesen. Vom Heftchen hin zum riesigen Kunstband, in dem einerseits in Essays die kulturelle Bedeutung und Entstehungsgeschichte dieses ikonischen Helden beleuchtet werden und anderseits die ersten 21 Spider-Man-Stories in ansprechender Form reproduziert wurden.

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Dieser gewichtige Archiv-Band reproduziert jedoch nicht nur die Vintage-Hefte sondern zeigt Spider-Man auch als Teil der großen amerikanischen Popkultur und zelebriert diese  Comic-Kunstwerke regelrecht  - vereinzelte darin gezeigte Close-Ups erinnern gar an Roy Lichtensteins Popart, stilisierte Makroaufnahmen gemahnen an heutige NFTs. 

Fans und Kenner des Superhero-Genres wird dieses Buch fraglos begeistern. Die Sixties-Comics weisen zwar noch nicht die vielschichtigen und düsteren Elemente der späteren Spider-Man-Interpretationen auf, wesentliche Elemente, die seine Abenteuer bis heute prägen, finden sich jedoch schon hier - ebenso wie die ersten Auftritte von Superschurken, die in Folge zu Stammgästen im Universum des Spinnenmanns werden sollten.

Marvel Comics Library. Spider-Man. Vol. 1. 1962–1964, David Mandel, Ralph Macchio Hardcover, 28 x 39,5 cm, 4,83 kg, 698 Seiten, Ausgabe: Englisch, ISBN 978-3-8365-8233-9, Taschen Verlag

Famous First Edition: Nummerierte Erstauflage von 5.000 Exemplaren

Donnerstag, 20. Januar 2022

TASCHEN SALE JANUAR 2022

©Taschen Verlag
Wer sich bei den diversen, geradezu obligatorischen Januar Sales weniger für die Styles der letzten Saison interessiert und sich nicht unbedingt (schon wieder) neu einrichten will, ist beim mittlerweile schon traditionellen Book Sale des Kölner Luxusverlags Taschen richtig. 

Coffee Table-Aficionados, die ob eisiger Temperaturen und der allgemeinen Omikron-Lage lieber in die Glamourwelt der Fashion Elite flüchten, hinter die Kulissen großer Filmklassiker blicken oder sich Inspiration für die nächste Reise holen wollen, können Ende Jänner bis zu - 75 % Rabatt auf Display- und Mängel- Exemplare dieser aufwendigen  Bildbände mit Sammelfaktor bekommen.

When & Where ? Der Sale findet sowohl in den beiden deutschen Flagshipstores in Berlin und Köln als auch im Web statt.
  
Hier die genauen Daten & Adressen: 

 Mittwoch 26.01. bis Samstag 29. 01. 2022
in den Flagship-Stores 
Taschen Store Berlin (Schlüterstraße 39)
Taschen Store Köln (Neumarkt 3)

Online Donnerstag 27.01. bis Sonntag 30.01.2022
www.taschen.com
Stylishes Interieur Design und Coffee Table-Bücher: ein Blick in den Flagship Store in Köln
©Taschen Verlag

Freitag, 14. Januar 2022

Paul McCartney - Lyrics

Credit Bild: © C.H. Beck Verlag
Anders als ein Großteil seiner Kollegen, die so wie er in den Sechzigern Berühmtheit erlangten, hat Paul McCartney bislang tatsächlich nie Memoiren verfasst. Das Beleuchten dieses besonderen Lebens, welches ihn von Liverpool in die Ruhmeshalle der Pop- und Rockgeschichte führte, überließ er so stets anderen. Bis jetzt. Denn kurz vor seinem 80. Geburtstag legt Sir Paul mit „Lyrics“ doch noch so etwas wie eine Rückschau auf sein bisheriges Leben und seine Karriere vor. Anders als es der Titel zunächst vermuten lässt, ist dieser aufwendig gestaltete Doppelband im Schuber jedoch nicht nur eine Sammlung von Songtexten sondern eine detaillierte Autobiographie - wenngleich eine eher unkonventionelle, geht Sir Paul hier doch nicht chronologisch vor sondern entwirft eine Retrospektive anhand einer Auswahl seiner Werke. Und das ergibt Stück für Stück oder Lied für Lied ein sehr detailliertes Bild dieser Legende.

Den Schlüssel zum Verständnis dieses faszinierenden Buchs liefert der Musiker im Vorwort gleich selbst: „Unzählige Male wurde ich schon gebeten, eine Autobiografie zu schreiben, aber nie war die richtige Zeit dafür. Meist zog ich Kinder groß oder war auf Tournee – beides ist nicht ideal, wenn man sich über lange Strecken konzentrieren möchte. Das einzige, was immer ging, egal ob zu Hause oder unterwegs, war Songs zu schreiben. Wenn Leute erst mal ein gewisses Alter erreicht haben, greifen sie gerne auf Tagebücher oder Terminkalender zurück, erinnern sich Tag für Tag an vergangene Ereignisse, aber solche Aufzeichnungen habe ich nicht. Was ich habe, sind meine Songs – hunderte – und eigentlich erfüllen sie denselben Zweck. Sie umspannen mein gesamtes Leben.“  

Ein ganzes Leben in den Zeilen von Liedern, bei McCartney trifft dies in besonderem Maße zu. Über 400 Songs hat er geschrieben, 150 wurden für "Lyrics" ausgewählt und repräsentieren die unterschiedlichen Stationen und Entwicklungen eines Künstlers, der zwar schon früh seine ganz persönliche Handschrift gefunden hat und dennoch bis heute neugierig und experimentierfreudig geblieben ist. 24 Gesprächs-Sessions zwischen McCartney und dem Dichter und Pulitzer-Preisträger Paul Muldoon, die zwischen 2015 und 2020 stattfanden,  bilden die Basis dieser Bände. Der irische Poet fungierte dabei als Editor der  Erinnerungen des Songpoeten. Der informell-sympathische Stil der McCartney´schen O-Töne ist dem Fan aus unzähligen Interviews wohlbekannt. Hier geht er beinahe in „Amarcord“-Manier zurück zu seiner Kindheit im Nachkriegs-Liverpool und dem Ursprung seiner musikalischen Passion.  Schon früh zeigte sich bei dem Jungen aus der englischen Hafenstadt ein untrügliches Gespür für Ton- und Akkordfolgen. Als Vierzehnjähriger begann er Songs zu schreiben, er selbst spricht von einem instinktiven Akt. Zunächst studierte er seine Rock N´ Roll-Idole und lernte anhand deren Aufnahmen das Hit-Handwerk. Schnell erwies sich der junge Autodidakt als geborener Songwriter,  Anknüpfungspunkte bei den gleichaltrigen Kids der Nachbarschaft boten sich dem jungen Paul mit diesem Talent jedoch nicht, erst als er den von der gleichen Musik faszinierten John Lennon traf, fand er einen Gleichgesinnten. Immer wieder sind es auch die Konstanten und roten Fäden, die sich durch das Werk McCartneys ziehen, die hier noch deutlicher sichtbar werden. Etwa wenn es um den tragischen, frühen Tod der Mutter geht. Deren Verlust versuchte McCartney im frühesten hier vorgestellten Song  „I Lost My Little Girl“ zu verarbeiten, später nahm  "Mother Mary" dann eine zentrale Rolle in den Lyrics von  „Let It Be“ und auch in „Yesterday“ ein. 

In den Lyrics und  Erinnerungen erfährt man viel über den Menschen hinter der Legende und was ihn zu seinen Songs und empathischen Texten inspirierte. Dass Sir Paul einer der produktivsten Songwriter der neueren Musikgeschichte ist, war natürlich schon lange vor diesem Doppelband bekannt - die schiere Konzentration von 156 Stücken, von denen doch ein Gutteil entweder ein ikonischer Klassiker ist, Hit-Status genießt oder zumindest einen bemerkenswerter Album-Track darstellt, beeindruckt dennoch. Zudem zeigen diese Bücher erneut McCartneys immense Bandbreite, die von tiefgehender Introspektion ("Yesterday") über das allzu Weltliche („Why Don´t We Do It In The Road“ vom „weißen Album") bis hin zum Hymnisch-Spirituellen ("Hey Jude") reicht.

Paul McCartney – Lyrics von Paul McCartney, Paul Muldoon (Editor), Zwei Bände im Schuber (Leinen). 912 S. mit ca. 647 Abbildungen, erschienen in deutscher Übersetzung im C.H. Beck Verlag

Montag, 10. Januar 2022

BEATLES - ALLE SONGS: Die Geschichten hinter den Tracks

Credit Bild: © Delius Klasing
Zwar wurde Willie Dixons „You Can´t Judge A Book By The Cover” von den Stones und nicht von den Beatles gecovert - doch zutreffend ist dieser Titel auch bei diesem interessanten Nachschlagewerk. Aufgrund des knalligen Retro-Covers könnte es der geneigte Leser beim Streifzug durch die Buchhandlung auf den ersten oberflächlichen Blick durchaus für ein Marketing-Buch aus den Achtzigern halten. Doch darum handelt es sich hier mitnichten, vielmehr verbirgt sich dahinter ein profundes musikhistorisches Werk.  

Das Autoren-Duo dieses Buchs ist Musik-Aficionados wohlbekannt: Jean-Michel Guesdon und Philippe Margotin beleuchten seit einigen Jahren die Legenden der Musikgeschichte in Form von ausführlichen Monographien – von den Rolling Stones über Bob Dylan zu Jimi Hendrix und Led Zeppelin. Dieser Band über die Liverpooler ist einer der ersten in einer neuen, günstigeren Reihe, die anders als die bisherigen Titel im Softcover erscheinen, eine Paperback (Writer) Edition also.

Das Format und Layout wurden zwar geändert bzw. leicht abgespeckt, der Inhalt  jedoch keineswegs. In gewohnt gut recherchierter Manier werden Bio- und Diskographie sowie die Geschichten hinter den Songs beleuchtet:  von den ursprünglcihen Ideen hin zu den fertigen Kompositionen, von den wegweisenden Aufnahmeprozessen mit George Martin hin zu den Instrumente.  Die Facts und Trivia-Dichte ist hier ähnlich hoch wie der Anteil der Bilder (über 300 Fotos).

Wie immer bei den Tteln von Guesdon und Margotin sind es gerade die übersichtliche Kompaktheit sowie der hohe Detailgrad, die den Mehrwert dieses lexikalen Werks ausmachen. Ein Band, der nicht nur für jene gedacht ist, deren persönliche Magical Mystery Tour erst mit der neuen Peter Jackson Doku begonnen hat – wenngleich dieses Buch als Einstieg in die Welt der Liverpooler Ikonen fraglos prädestiniert ist.

BEATLES –ALLE SONGS: Die Geschichte hinter den Tracks, von  Jean-Michel Guesdon, Philippe Margotin erschienen bei Edition Delius Klasing