Montag, 30. Dezember 2019

METALLICA – BACK TO THE FRONT


Credit Bild: © Edition Olms
Blickt man auf die Diskographie der größten Rockbands der Musikgeschichte so fällt auf, dass es bei vielen Künstlern ein ganz spezielles „Schlüsselalbum“ gibt. Eine LP die einem regelrechten  „watershed moment“ gleicht. Auf jenen Alben  erfolgt entweder eine entscheidende Weiterentwicklung des Signature Sounds oder es wird gleich eine neue, für die spätere Karriere wesentliche Richtung eingeschlagen.
Die Beatles hatten beispielsweise ihr erstes psychedelisches Magnum Opus  „Revolver, die Stones ihr „Beggars Banquet“ das symptomatisch für die bis in die 70er reichende Hit-Serie sein sollte. Bei den Heavy-Ikonen Metallica kann man diesen Moment ganz klar im Jahre 1986 verorten, denn da erschien „Master Of Puppets“(kurz „MoP“).

Dieser Klassiker des Schwermetalls gilt vielen als das beste Genre-Album ever. Und das nicht zu unrecht. Schon auf ihrem Debut „Kill ´Em All“ und insbesondere bei „Ride The Lightning“ zeigten sie sich weitaus vielseitiger und vielschichtiger als all ihre Bay Area-Kollegen. Auf „MoP“ gingen sie diesen Weg konsequent weiter: Während Slayer sich in kakophonischen Collagen ergingen, legten Hetfield, Hammett, Ulrich und Burton einen zusätzlichen Grundstein für die zunehmende Progressivität ihrer Kompositionen. Und trotz dem eher überschaubarem  Mainstream-Appeal aufgrund seines hyper-aggressiven Sounds war „MoP“  ein kommerzieller Triumph – der Durchbruch war geschafft. Die sich aus dem metallischen Themen-Triumvirat  – Wahnsinn, Krieg , Darkness – speisenden Songs sind bis heute Klassiker, die aus den Live-Gigs der San Francisco-Ikonen nicht wegzudenken sind.

Der Bildband „Back To The Front“ beleuchtet nun die Mittachtziger-Phase Metallicas - es sind Bilder aus einer unschuldigeren Zeit: Man sieht die Band on stage aber auch beim Herumalbern abseits der Konzertbühne mit den weißen Kreuzen. Es sind Zeitdokumente der Sturm und Drang-Phase des Metal, als eine Subkultur-Szene endgültig aus dem Schatten ins Licht der Mainstream-Öffentlichkeit trat. In jene Zeit fiel jedoch auch der tragischste Einschnitte der Band-Geschichte: der Unfalltod des prägenden Bassisten Cliff Burton, der  vor genau 33 Jahren bei einem Tourbus-Unfall ums Leben kam. „Back To The Front“ ist auch ein Tribute an diesen innovativen Musiker.

Es handelt sich dabei zwar bei weitem nicht um das erste coffee-table-Buch der Metalheroen aus San Francisco – Hetfield & Co. erkannten schon früh die prestigeträchtige Wirkung der gediegenen Bildband-Retrospektive. Doch ist es die erste monothematische Rückschau, die sich ganz und gar einer ganz speziellen Ära in der illustren Karriere Metallicas widmet. Dass damit vorwiegend der ganz harte Kern der „Metallica Family“ angesprochen wird ist klar. Der erhält jedoch ein toll gestaltetes, bibliophiles Sammlerstück das unzählige ungesehene Dokumente vereint.

Freitag, 27. Dezember 2019

ROBBIE ROBERTSON - SINEMATIC

Credit Bild: © Universal Music   Robbie Robertson
„I Hear You Paint Houses“ – ich habe gehört, dass du Häuser anstreichst: Was betont harmlos klingt, hat in Wahrheit nichts mit den Diensten klassischer Maler und Anstreicher zu tun. Vielmehr handelt es sich um knallharten Gangster-Slang und bedeutet, dass ein Killer des organisierten Verbrechens bei einem Auftragsmord die Wände der Häuser mit dem Blut seines Opfers bespritzt. Diese unheimlich anmutende Phrase ist auch der Titel des Openers des neuesten, mittlerweile sechsten Solo-Studioalbums von Robbie Robertson.
Er bezieht sich mit diesem Song  thematisch auf Martin Scorseses Netflix-Hit „The Irishman“ (der Film wiederum basiert auf dem True Crime-Buch „I Heard You Paint Houses“, für den Streifen der Regielegende arbeitete Robertson auch am Soundtrack mit).
„Film“ ist auch gleich ein passendes Stichwort, denn wie das Wortspiel im Titel dieser Platte schon vermutet lässt, sitzt Gitarrist und Songwriter Robertson diesmal im roten Samtsessel eines klassischen Lichtspielhauses.

Wer dachte, dass die „The Band“-Legende  2019 – also zum 50th Anniversary des geschichtsträchtigen Jahres 1969 in dem auch er einige seiner größten musikalischen Triumphe feierte – auf der reinen Nostalgiewelle surfen würde, kennt den eigenwilligen Kanadier schlecht. Seine noir-inspirierten Narrationen vor einem instrumental unheimlich dichten Background sind keine wehmütige Reminiszenz an „Music From Big Pink“. Vielmehr fügt er seiner Diskographie eine logische Ergänzung hinzu. Und ein wenig Retro ist auch dabei – immerhin haben viele dieser Robertson´schen Nachtstücke einen starken Eighties-Touch, als wären sie die Untermalung für die Retro-Noir-Welle Achtziger. Neben diesen Kammerstücken gibt es am Schluss auch noch eine Komposition im Breitwand-Western –Stil: Ennio Morricone meets Hans Zimmer.
„Sinematic“ ist sicher nicht das am leichtesten zugängliche Album 2019 -  es ist jedoch zu keinem Zeitpunkt so spröde wie der Vorgänger „How To Become Clairvoyant“.
Es ist ein introspektives Bilanzziehen und eine Neuinterpretation bzw. ein Neu-Arrangement bekannter Leitmotive und Versatzstücke und weist damit durchaus Parallelen zum jüngsten Film seines Kumpels Marty auf.

Montag, 9. Dezember 2019

ERIC CLAPTON LIVE HISTORY

Credit Bild: © C. Larsen & Sons Book Publishing Company 
Waren es früher hauptsächlich ausladende CD-Boxsets, die als Statussymbol der verdientesten Koryphäen des Musikbusiness galten, so sind das heute in zunehmenden Maße prestigeträchtige Luxus-Bildbände im coffee-table-Format  - also Bücher die aufgrund ihrer ausladenden Größe nicht nur als Einrichtungsgegenstand durchgehen sondern zudem den Rang eines echten Sammlerstücks haben. Kaum eine Legende der nicht eine oder mehrere solcher Art-Edtionen gewidmet wurden, von Led Zeppelin über Metallica zu den Rolling Stones, die Retrospektive im Gewand eines Kunstbandes hat absolute Hochkonjunktur. Umso verwunderlicher ist angesichts dessen der Umstand, wie wenig Releases es in diesem Sektor zum Thema Mr. Slowhand gibt. Zählt Eric Clapton doch zu den prägendsten Gitarristen aller Zeiten: ein Mann, der nicht nur mit mehreren Bands und als Solokünstler Musikgeschichte schrieb sondern auch ein bis heute gültiges Licks-Vokabular und einen eigenen Sound kreierte (siehe etwa die Entdeckung der Humbucker/Marshall - Kombination bei John Mayalls Bluesbreakers oder der "Woman Tone"). In diesem bibliophilen Vakuum bringt der dänische EC-Hardcore Fan Christian Larsen mit seinem Verlag einen Prachtband über die Live-Konzerte Slowhands heraus und legt damit ein Musikbuch vor, das gleich in vielerlei Hinsicht außergewöhnlich ist.

Dass hier ein glühender Bewunderer des Saitenmagiers aus Surrey am Werk ist, merkt man schon bei der Verpackung, die mit vielen kleinen Details aufwartet. Der übliche Schutzkarton in dem Bücher dieser Mammut-Größenordnung geliefert werden, wurde mit  einem Hinweis auf Tulsa, Oklahoma bedruckt – ein Insider-Querverweis, der allen langjährigen EC-Anhängern ein Lächeln auf die Lippen zaubern wird. Auch Packpapier mit aufgedrucktem Backstagepass muss man noch vorsichtig entfernen, dann liegt die Live History vor einem. Gedruckt auf 150 Gramm schwerem Fedrigoni Tatami White Paper in der japanischen Narayana Press, handgebunden in einem Skivertex Ubonga-Cover mit goldenem Schriftzug - luxuriöser geht es nicht. Doch nicht nur diese stylisch-reduzierte, ungemein wertige und  attraktive Aufmachung kann überzeugen, auch der Inhalt hält da locker mit.

Den Clapton-Fan erwartet hier nichts weniger, als eine umfassende und karriereumspannende Retrospektive der Jahre 1964-2019. Clapton ist ja seit jeher einer der produktivsten Live-Musiker. Teils legendär gewordene Gastspiele wie seine regelmäßigen Gigs in der altehrwürdigen Royal Albert Hall werden mit expressiven Fotos der führenden Rock N´ Roll Photographers sowie weniger bekannten Chronisten der klassischen Rock-Ära erlebbar.Für das Vorwort konnte gar ein prominenter Weggefährte Claptons, Bobby Whitlock ( Derek & The Dominos) gewonnen werden, den Textteil übernahm Larsen zusammen mit Clapton-Experte Marc Roberty.
Larsen hätte es sich natürlich sehr einfach machen können und nur einige der ohnehin bekannten Live-Shots Claptons aus den gängigen Archiven publizieren können. Stattdessen begab er sich auf eine ganze 4 Jahre dauernde Reise und schaffte es in Kleinarbeit ultra-rare Fotodokumente Claptons aufzuspüren. Gut  85 % der Bilder aus „Live History“ sind bislang unreleased und ungesehen und stammen teils aus den Privatbeständen internationaler Fotografen. Wieso diese Bilder unpubliziert blieben, ist nach dem Durchblättern des Buchs rätselhaft: immerhin sieht man hier einige der genialsten Shots von Mr. Slowhand.

Selten genug kommt es vor, dass einen ein Buch noch zu überraschen vermag oder gar beeindruckt – bei diesem ehrgeizigen Projekt eine umfassende Live-Chronik dieser Ikone zu schaffen, ist dies jedoch vollumfänglich gelungen. So wird die “Eric Clapton Live History” zu einem der besten Rock Photography-Bücher er letzten Jahre – von dem es allerdings weltweit lediglich 2500 Kopien geben wird. 46.1 % der Einnahmen dieses streng limitierten Werks gehen an eine gute Sache, nämlich an Claptons Crossroads Center.

“Eric Clapton Live History” ist exklusiv erhältlich via:

Hier ein Blick ins Buch:

Credit Bild: © C. Larsen & Sons Book Publishing Company 
Credit Bild: © C. Larsen & Sons Book Publishing Company 
Credit Bild: © C. Larsen & Sons Book Publishing Company 
Credit Bild: © C. Larsen & Sons Book Publishing Company 

Dienstag, 3. Dezember 2019

DAS VERMÄCHTNIS DES MODEZAREN : CHANEL – KARL LAGERFELD DIE KAMPAGNEN


Credit Coverbild: © Prestel Verlag

Was für ein seltenes Universalgenie Mode-Designer  Karl Lagerfeld war, wird auch beim Blättern durch dieses Buch deutlich -  der der letzte war, der noch zu seinen Lebzeiten erschienen ist. Dieses aufwendige Buch hat nicht nur einen Werkschau-Charakter sondern ist auch so etwas wie ein Schlussstrich , umfasst er doch beinahe die gesamte Zeit in der Lagerfeld beim traditionsreichen von Coco Chanel zu Weltruhm geführten Modehaus tätig war. Ab 1982 war er im Hause an der Rue Cambon alleiniger  Kreativdirektor und Chefdesigner, zunächst wurden die luxuriösen Werbekampagnen noch von externen Fotokünstlern geschossen, unter ihnen etwa Helmut Newton. Ab dem Jahre 1987 jedoch zeichnete sich Lagerfeld selbst für das Fotogafieren der Topmodels für die Werbesujets zuständig. Dieser Bildband vereint nun auf 544 Seiten in über 600 Bildern alle Kampagnen von 1987 bis  2018.

Es sind Dokumente, die ausnahmslos die Handschrift des Meister tragen. Lagerfeld war ja ein richtiger Rennaissance-Mensch; Kunst, Film , Musik, Literatur - all diese Influences permeieren diese Bilder,  die wie in der Mode üblich den reinen Werbecharakter transzendieren und so zur Kunstfotografie werden.
Mal klassisch , mal zurückgenommen, dann wieder sexy oder futuristisch, jedoch immer sehr nah am Zeitgeist und gleichzeitig zeitlos. Was die Designs Lagerfeld auszeichnete findet ich auch in diesen ästhetischen Kampagnen wieder. Die Hauptdarsteller neben dem „Lagerfeld Gaze“, dem Blick des Meisters, sind das Who Is Who der Fashionszene: Ines De La Fressange in den Eighties, natürlich, „Clooodia“ Claudia Schiffer in den 90ern,  Abbey Lee Kershaw , Freja Beha Erichsen oder  Cara Delevigne und Lily-Rose Depp. Es sind Kampagnen, die genauso gut ein Editorial in einem Hochglanzmagazin sein könnten.

Der Band selbst ist nicht weniger stylisch, sondern vollends im Look des Hauses Chanel gehalten, Mit dem weiß-schwarzen, sehr  wertigen Schuber in dem der in schwarzem  Leinen gebundene Softcover-Band geschützt wird, wirkt  das alles weniger wie ein klassisches coffee table-Buch sondern wie ein Produkt direkt aus einer Chanel-Boutique.
Nun könnte man natürlich anmerken, dass gerade die Kampagnen der jüngeren Vergangenheit und der letzten Saisonen allen Fashion-Aficionados allgemein bekannt sind und sich zudem in Back-Issues der Vogue oder auf Fashion-Sites nachschauen lassen.

Doch gerade die länger zurückliegenden Kampagnen sind weniger leicht zu finden, werden nicht so luxuriös wie hier präsentiert und haben vor allem keinen lexikalen Charakter, der in diesem Buch durch die eingestreuten Trivias zu den Campaigns und dem Model-Index gegeben ist- hier kann man genau nachschauen in welcher Saison Kate Moss das Werbegesicht für Chanel war oder wann "La Schiffer" zum letzten Mal für eine Kollektion posierte.
"Chanel: Karl Lagerfeld Die Kampagnen" überzeugt den Mode-Interessierten als gelungene Retrospektive, die einerseits ein Stück - nun leider abgeschlossene -  Fashion-Geschichte darstellt und zum anderen ein ästhetisches Sammlerstück für Lagerfeld und Chanel-Fans ist.
Bibliographische Angaben: Chanel: Karl Lagerfeld Die Kampagnen
Hardcover, Pappband, 544 Seiten, 19x27,7, 800 farbige Abbildungen
Schmuckschuber, ISBN: 978-3-7913-8452-8

Mode - 150 Jahre – Couturiers, Designer, Marken


Credit Coverbild: © H.F.Ullman - Verlag
Von der Haute Couture zu Ready To Wear, von High Fashion bis zum Massenmarkt.
Von Ackermann und Armani über Gucci, Missoni, Prada bis hin zu Versace und YSL.
Vom durch das „Great Gatsby“-Remake wieder modern gewordenen - Flapper Dress der 20er Jahre über die Fashion der Counter Culture, Le Smoking, 70er Jahre Glam bis in die Gegenwart und hin zu postmodernen Kreationen oder Retro-Entwürfen.
Wer sich nicht bloß oberflächlich für Mode interessiert und sich im Mikrokosmos aus Paris, Mailand, London und New York zurechtfinden will, muss schon einiges an Fachwissen mitbringen.

Der im H.F. Ullman Verlag erschienene Band „Mode - 150 Jahre – Couturiers, Designer, Marken“  bietet einen genauen Wegweiser durch diese umfangreiche Welt und klärt nebenbei welche gesellschaftlichen und kulturellen Ereignisse die Kleidung von einst und jetzt beeinflussten.  Das großformatige, über 500 Hochglanzseiten starke, reich bebilderte und extra schwere Buch ist ein  Werk von lexikalen Ausmaßen, seine Autorin eine absolute Fachfrau: Charlotte Seeling war in den 80er Jahren Chefredakteurin der Vogue, der Cosmopolitan und der französischen Marie Claire. Hier hat sie ihre jahrelange Erfahrung und ihr Wissen eingebracht und entwirft mit spürbarer Begeisterung eine kurzeilige Zeitreise durch die Epochen und Stile  - und geht so über ein reines Markenlexikon und bloßes Name-Dropping hinaus.Vielmehr wird gezeigt wie sich Mode – stets Spiegel ihrer Zeit – entwickelte und warum sich gewisse Trends überhaupt durchsetzten.

Das recht umfangreiche Who Is Who (bei dem allerdings nicht alle Designer und Brands en detail erfasst werden) in Form meist ausführlicher Biographien und die Einordung in den jeweiligen Zeitkontext machen den Band auch zu einem Kulturgeschichtsbuch.
Zudem wirft Seeling  einen Blick auf jene, die in dieser milliardenschweren Branche
abseits von den Designern das Sagen haben: von Carine Roitfeld (ua. Ex-Vogue Paris), Anna Wintour (US-Vogue-Chefin)oder Franca Sozzani (Vogue Italia) über Kritikerinnen wie Suzy Menkes hin zu den Köpfen des LVMH-Konzerns Bernard Arnault und Henri Pinault.
Nur auf die berühmten Top-und Supermodels, die für die Sichtbarkeit der Marken ja von nicht zu unterschätzender Bedeutung sind, wird  nicht detaillierter eingegangen.
Der Zweig der Männermode kommt gleich ganz zu kurz, da der Fokus des Buchs eindeutig auf Damenmode liegt.

Trotzdem: 150 Jahre Mode stellt wirklich einen recht seltenen Fall dar: Ist es doch ein Referenzwerk, welches sowohl dem absoluten Neuling einen nicht allzu komprimierten Überblick über die behandelte Materie liefert und gleichzeitig so gut und unterhaltsam geschrieben und gestaltet ist, dass selbst Experten ihre Freude daran haben werden -wofür natürlich auch die durchwegs attraktiven Aufmachung und die vielen tollen hochauflösenden Bilder sorgen.Alles in allem ist dieser Band somit ein richtiges Standardwerk auf dem Sektor der Fashion-Bücher. 

ROCKY MOUNTAIN SLIDES: ORGANIC SERIES AGED BRASS SLIDES

Grundsätzlich ist die Varianz bei Gitarren-Slides ja eher überschaubar: Fast jeder der größeren und kleineren Hersteller hat sie seit Ewigkeiten im Programm, an der  Röhrenform kann man funktionsbedingt natürlich nichts ändern und die verwendbaren Materialien sind ebenso wie die Farben mehr oder minder allseits bekannt. Auf diesem gesättigten Markt, auf dem sich vermeintlich recht wenig ändert, bringt die Boutique-Schmiede Rocky Mountain Slides nun doch so etwas wie eine kleine Evolution auf den Markt: und zwar einen Messing-Slide mit einigen cleveren ergonomischen Pluspunkten sowie einem großen Style-Bonus. Wer die US-Firma kennt, weiß, dass die so gut wie keinen 08/15 Bottleneck im Programm hat und auch die neueste Kreation aus dem „Labor“ von Firmengründer Doc Sigmier bildet da keine Ausnahme.

Die Aged Brass Slides  aus der Organic Series erinnern auf den ersten Blick eher an Relikte einer vergangenen Zeit, mit ihren Reliefs an der Außenseite sind Assoziationen zum Schmuckdesign naheliegend. Die lightly aged Patina verleiht den Sides ein ganz eigenes Flair - was passt besser zu Blues und Roots-Musik ?
Zwei Designs stehen zur Wahl: der dezent blingige „Golden Rapids“ und der an H.R. Giger gemahnende schwarze „Whirpool“. Der optische Gesamteindruck ist bei beiden Designvarianten  ungemein wertig – was sich auch in der Haptik fortsetzt. Die Slides bringen materialbedingt  ein ordentliches Gewicht auf die Waage, dabei sind sie einerseits so massiv, dass die Klangvorzüge des Messings voll ausgespielt werden, jedoch noch immer so leicht, dass man mit ihnen mühelos über die Saiten flitzen kann. Die Slides werden in zwei Größen angeboten werden ( Standard und Large), nach oben hin sind sie verjüngt, diese „tapered“,  an einen Flaschenhals angelehnte Form, sorgt für einen perfekten Fit, ohne dass die Röhrchen zu eng oder zu locker sitzen – so hat man stets genug Kontrolle beim Spiel und bei der nuancierten Tonformung.

Klanglich lassen sich diese Brass Slides mit einem Attribut beschreiben: unglaublich fett. Messing Slides zählen ja grundsätzlich zu den ruppigeren Slides, anders als bspw. das hellere Coricidin/Glas oder die schneidenden, verchromten Stahlslides. Der Golden Rapids und Whirlpool sind also einerseits typische Vertreter ihrer Gattung, andererseits verfügen sie noch zusätzlich über ein wesentliche weitreichenderes Klangspektrum als manch andere Brass-Slider: Der schwere und „mellow“ Charakter dominiert zwar, doch haben sie immer noch genug Höhen um eine präzisen Klang zu gewährleisten. Akustisch möchte man beinahe von einem Slide sprechen, der die Vorzüge mehrerer Materialien in sich vereint.

Wer also einen individuellen Slide sucht und auf den Sound von Messing steht, sollte sich die Organic Serie unbedingt ansehen. Denn einen besser aussehenden und differenzierter klingenden Brass Slide wird man kaum finden.

Über RMS:
Oft sind es gerade die kleineren Firmen und Marken abseits des Mainstreams und fernab etablierter Branchenriesen die spezielle und besondere Produkte kreieren. Auch im weiten Feld der „Guitar Gear“ und in jenem Segment, das im Musikalienladen meist unter der Bezeichnung „Accessoires“ firmiert, ist das nicht anders. Ein Paradebeispiel hierfür ist die US-Firma Rocky Mountain Slides (kurz RMS) und ihre Tonebars und Fingerslides. In Poncha Springs am Fuße der mächtigen Rocky Mountains fertigt „Doc“ Sigmier Slides, die nicht ungewöhnlicher sein könnten. In der Roots-Szene der Staaten sind diese längst kein Geheimtipp mehr, vom Kentucky Headunter Greg Martin über Sheryl Crow-Gitarrereo Peter Stroud spielt eine ganze Reihe illustrer Musiker die Kreationen des Doktors.

Individualisten werden es zudem schätzen, dass die Slides mit so klingenden Namen wie „Shavano“ oder „Cochetopa“ zu 100 % handmade sind – mit allen Eigenheiten und kleinen Inmperfektionen bzw. Unebenheiten im Material – ziemlich unique das Ganze, was natürlich einen ganz eigenen Charme besitzt.
Der Doc bei der Arbeit  
Credit Bild:© Rocky Mountain Slide Company