![]() |
Credit Bild:
© Ross Halfin earMUSIC
|
Am
Höhepunkt seiner Karriere als Trinker formierte Schockrocker Alice Cooper die
Hollywood Vampires, einen Club prominenter Gentlemen, die ähnlich wie ihre Kollegen
aus dem Bram Stoker-Roman oder einer Hammer Films-Produktion die Nacht zum Tage
machten. Entgegen den Cooper´schen Bühnengepflogenheiten stand ihnen der Sinn jedoch
keineswegs nach Blut sondern vielmehr nach Hochprozentigem, handelte es sich damals in jener Hochphase
der Rock N´Roll Exzesse doch um einen
hochkarätigen „Celebrity Drinking Club“ dem u.a. Ringo Starr, Keith Moon, Micky
Dolenz of The Monkees oder auch mal John Lennon angehörten.
Fast
Forward ins Jahr 2015: da wurden die Vampires, die bis dato eher den trivia-interessierten
Rock-Fans ein Begriff waren, reaktiviert. Diesmal jedoch - die harten Zeiten liegen längst hinter Cooper -
nicht als Party-Gesellschaft sondern als
Band: als Supergroup mit hochkarätiger Besetzung um genau zu sein. Zusammen
mit Joe Perry, ehemals ebenfalls kein Kostverächter, Hollywood-Superstar Johnny
Depp sowie einer Reihe illustrer
Mitmusiker wurde verstorbenen
Weggefährten aus der vergangenen Rock-Ära musikalisch Tribut gezollt.Einige
Jahre und weltweite Touren später macht das unlängst veröffentlichte zweite
Opus der Vampire von der Westcoast namens „Rise“ klar, dass dieses Projekt
absolut keine Eintagsfliege war. Die Chemie zwischen den Musikern scheint wirklich
exzeptionell zu sein.
Im
Gegensatz zum Erstling sind diesmal nur drei der Songs Coverversionen.
Alice Cooper
sagt über das Album mit merkbarem Stolz: „ ‘Rise‘ ist nicht nur eine komplett
andere Spezies als das erste Vampires Album [...] es ist besonderer, als alles,
das ich vorher gemacht habe. Dieses Projekt bin ich ganz anders angegangen, als
normalerweise. Jeder von uns; Joe, Johnny, Tommy und ich haben an den Songs
geschrieben. Was aber anders ist ist, dass ich nicht versucht habe die Songs
mehr nach Alice klingen zu lassen. Weil jeder von uns andere Einflüsse hat, ist
der Sound sehr cool. Ich denke, dass wir mit diesem Album etablieren was der
Vampires Sound wirklich ist, während es beim ersten Album darum ging den Hut
vor unseren gefallenen Rock’n’Roll-Brüdern zu ziehen.“
Das Debut
Album war also das Vorspiel, der Prolog, jetzt geht der Vampir aus dem Vyper
Rom direkt an die Halsschlagader. Was ein passendes Wortbild für den rohen,
rotzig-räudigen Sound von „Rise“ ist. Von den kakophonen Gitarren-Noises im
Opener bis zum letzten Track hat man es mit einer wilden Platte zu tun, die
denkbar wenig Interesse am Zeitgeist zeigt. Über weite Strecken könnte „Rise“ entgegen
der Selbsteinschätzung Coopers durchaus als ein reines Alice-Album der jüngeren
Vergangenheit durchgehen. Diese Sound-Komponente dominiert neben Punk-Einflüssen
überdeutlich. Die bluesige Aerosmith-Seite spielt hingegen eine eher untergeordnete
Rolle, dafür fehlt über weite Strecken die Melodik.
Im
Vergleich zum Debut-Album stellt „Rise“ dennoch eine klare Weiterentwicklung
dar, wirkt in seiner recht langen, 16
Tracks umfassenden Spielzeit jedoch etwas „uneven“ und geht ziellos in unterschiedliche
Richtungen.
Am Schluss
sind es wieder die Covers (Johnny Depp brilliert bei Bowies „Heroes“ und Perry, der bei „You Can´t Put Your Arms Around A Memory“Johnny Thudners „channeled“ ) sowie die klassisch,
schmissige Rockabilly-Nummer „Welcome The Bushwhackers“ mit Maestro Jeff Beck
die am meisten überzeugen.