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Musikalisch erscheint dies alles sehr vertraut - stilistisch angesiedelt zwischen Streicher-getränktem Old Hollywood Jazz und mehr offensichtlich als dezent von Hitfließbandarbeitern wie Max Martin getunten Pop-Balladen. Dennoch ist hier nicht alles beim Alten, vornehmlich im Privatleben Adeles, das nun (halb-) öffentlich in den Songs seziert wird. 30, dieses einschneidende Alter brachte eine ganze Reihe Veränderungen mit sich: Adele ist geschieden, mehr oder minder alleinerziehende Mutter und dann war da noch diese radikale Typveränderung. Diese Herausforderungen und das Hadern mit unerfüllten (eigenen) Erwartungen sind Quell höchstpersönlicher, teils ironischer Betrachtungen in den Lyrics. Die stimmvirtuos vorgebrachten Botschaften, deren Bedeutungshaftigkeit gerne mit Koloraturen akzentuiert wird, werden bei einigen Zuhörern wohl auf starke Resonanz stoßen. Die eher beliebig wirkenden, eintönigen Songs konterkarieren diese vermeintliche Substanz jedoch.
Manch einer überschlägt sich dennoch mit Superlativen und spricht gar vom Album des Jahres. In rein kommerzieller Sicht ist diese Einschätzung durchaus nicht unrealistisch und unrichtig - immerhin, „30“ ist in den USA drei Tage nach dem Release schon die erfolgreichste Platte 2021. Auch die von einem atmosphärischen, monochromen Musikclip begleitete Single „Easy On Me“ schlägt mit mehr als 310 Millionen Spotify-Streams zu Buche - die harte Währung der Popularität im Biz gibt der Erfolgsformel von Adele und ihren Produzenten recht.
„30“ mag zwar das neue „25“ zu sein, der vorherrschende Eindruck ist jedoch der eines allzu routinierten Albums, das seltsam blass bleibt - auch wenn man hier eine Sängerin mit technisch fraglos beeindruckender Stimme hört, die genau ihre Genre-Nische gefunden hat.
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