Credit Coverbild: © Sony Music
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Dieses weichzeichnende,
gelbe kalifornische Licht bricht sich seinen Weg durch die Windschutzscheibe
deines Cadillacs aus der glorreichen Zeit des amerikanischen Autobaus, der
Fahrtwind weht durchs heruntergekurbelte Fenster und gibt deinem Robert
Redford-Haarschnitt erst die nötige Lässigkeit. Neben dir sitzt die Definition
der freien L.A.-Woman – eine leicht
bekleidete Beifahrerin, die ihre endlosen Gazellenbeine lasziv auf dem
Armaturenbrett hochgelagert hat, während aus dem Radio Werbejingles – womöglich
aus der Feder Don Draper s- und die „hits of the day“ quellen. Der zähe Verkehr
auf den Autobahnen, die sich wie Schlangen durch die Stadt der Engel ziehen, wen kümmert er ?
An der Westcoast
ist ohnehin alles etwas lockerer…. Dies ist nicht nur eine Szene aus dem jüngsten
Quentin Tarantino-Film „Once Upon A Time In Hollywood“(kurz OUATIH) sondern es ist
auch das eigentümlicheFeeling das beim Anhören der begleitenden Soundtrack-CD evoziert
wird. Hippie Girl allerdings nicht inklusive, was in diesem Fall und im Hinblick
auf die späteren Geschehnissen in OUATIH auch ganz gut ist...
Vom
Regisseur selbst produziert versammelt dieses Album nicht bloß Songs aus dem
Film sondern es wird eine ganze Radioshow der damaligen Zeit nachgestellt – und
das ähnlich wie bei der Ausstattung des Streifens bis ins kleinste Detail mit allen
Werbeunterbrechungen und Anmoderationen im authentischen Vintage-Stil. Für den
Zuseher wird somit ein Stück weit jenes Hörerlebnis nachgestellt, das Tarantino
einst als Kind beim hören der lokalen Radio Stations hatte – was auch insofern sehr
passend ist, als dass er mit diesem Film ja sein persönliches „Roma“ (oder „Amacord“)
über das Jahr 1969 geschaffen hat. Da die Jingles und markigen Sprüche der
Radio Host flvöllig nahtlos in die Songs fließen ist dieses Album – zumindest wenn
man es sich in der „physcial copy“ als CD und nicht in einer Spotify-Playlist anhört - vielleicht nicht die ideale Beschallung für eine
Party, doch wird hier das Medium Soundtrack-Album neu gedeutet. Der OST ist
hier ein Gesamtkunstwerk, das dem Zuhörer eine Art von Experience nahebringt,
wie sie eingangs beschrieben wurde. Im
heimischen Player wie auf der Leinwand ist dieser Soundtrack eine naturgetreu
nachgestellte Radioshow die den Klangteppich für die Figuren im Film wie für
den Retro-affinen Cineasten-und Musikaficionado liefert.
Auf viele
der offensichtlichsten Choices für einen Film der anno ´69 spielt – jener Zeit
als die Psychedelic-Welle in vollem Gang war und nicht nur das Old Hollywood vom
New Hollywood abgelöst wurde sondern sich auch die Musikszene ihrem experimentellen
Höhepunkt näherte - verzichtete QT. Zwar gibt es durchaus viele bekannte Songs
wie etwa Deep Purples mittlerweile als Evergreen zu klassifizierendes „Hush“,
Simon And Garfunkels „Mrs. Robinson“, Bob Segers „Ramblin´ Gamblin´ Man“, Neil Diamonds Gospelhymne „Brother Loves Travelling
Salvation Show “ oder Vanilla Fudges „You Keep Me Hnaging On“ in einer
speziellen Version, die es wohl nur hier zu hören gibt, stammt sie doch von
einer selten Vinyl aus QTs persönlicher Collection - doch abgesehen davon kuratierte Tarantino eine
Revue teils vergessener, teils obskurer Songs, die zwar in Summe nicht in die erste
Reihe der Rock-History eingingen, anno ´69 jedoch nicht aus dem Radio
wegzudenken waren - wer weiß, vielleicht kommt es dadurch ja zu einer Wiederentdeckung
Renaissance von Paul Revere And The Raiders.
Was ein wenig
Schatten auf diese ebenso ungewöhnliche wie exzellente Auswahl wirft, ist jedoch
der Umstand, dass einige Songs fehlen, die im Film in zentralen Schlüsselmomenten
gespielt wurden. Keine Angst, hier kommt jetzt kein Spoiler…aber dass „Out Of
Time“ von den Stones und das beklemmend eingesetzte „Young Girls Are Coming To
The Canyon“ (The Mamas & The Papas) fehlen, mutet beinahe so an als würde „Stuck
In The Middle With You“ nicht auf der Reservoir Dogs-CD vertreten sein.
Abgehen
davon ist jedoch auch dieser QT-Soundtrack ein ungemein gelungenes Werk.
Die OSTs
zu seinen Filmen genossen ja aufgrund ihrer großartigen Song Selection seit den
Neunzigern eine Sonderstellung und auch
OUATIH bildet da keine da keine Ausnahme.