Clarence Worley
(Christian Slater) hat Geburtstag. Wie jedes Mal zelebriert er diesen, indem er
sich ein Sonny Chiba - Triple Feature im örtlichen Grindhouse ansieht. Dabei trifft er „zufällig“ auf die
hinreißende Alabama(Patricia Arquette).
Clarence kann sein Glück kaum fassen: Eine Frau, die seine ausgefallenen
Interessen teilt und zudem scheinbar auf ihn steht. Was für ein Geburtstag!
Für die Beiden ist es dann auch kein einfacher One Night Stand sondern die
wahre, große Liebe. Nur gibt es da ein beträchtliches Problem.
Alabama ist eine Nutte und ihr gewalttätiger Zuhälter Drexel will sie nicht so
einfach gehen lassen.
Was soll Clarence nun also machen, wenn dem üblen Pimp nur mit roher Gewalt
beizukommen ist?
Wenn Clarence schwierige Entscheidungen zu treffen hat, kann er sich
glücklicherweise immer auf Hilfe verlassen: denn ihm erscheint regelmäßig der
King Elvis höchstpersönlich und gibt ihm Ratschläge was er zu tun hat.
Also rechnet Clarence mit Drexel ab und nimmt dabei noch zufällig einen großen
Koffer voller Koks mit.
Der Stoff ist ziemlich viel wert, deshalb macht sich das frisch verliebte Paar
auf, die Drogen in L.A. zu verscherbeln und sich so den Honeymoon zu versüßen.
Nichts ahnend, dass die Mafia mit diesen Plänen so gar nicht einverstanden ist
und sich der eiskalte Killer Vincent Cocotti an ihre Fersen geheftet hat…..
Das Drehbuch von „True Romance“ stammt von Quentin Tarantino. Es ist seine
Variation des in der Filmhistorie immer wieder auftauchenden „Lovers on the
Lam“ oder „Lovers on the Run“ - Genres : einem Genre in dem ein Liebespaar gegen
widrigste Umstände ankämpfen muss oder aber auch auf der Flucht vor einer
höheren Macht wie zB. dem Gesetz (oder der Schwiegermutter) ist.
Weitere erwähnenswerte Genrevertreter wären der Klassiker „Bonnie und Clyde“
oder aber auch das nur wenige Jahre vor „True Romance“ entstandene David
Lynch-Meisterwerk „Wild At Heart“.
Der Film ist durch und durch (ur-)typisches Tarantino-Kino mit all den lieb
gewonnenen Popkultur-Referenzen, Filmzitaten und aberwitzigen Dialogen.
Dabei hat Tarantino diesmal gar nicht selbst Regie geführt, er verkaufte das
von ihm verfasste Drehbuch nämlich schon ganz zu Anfang seiner Karriere.
Der von ihm aufgrund seiner Arbeit beim Kevin Costner Rache-Reißer „Revenge“
geschätzte und an den Kinokassen besonders seit seinem Erfolg mit „Top Gun“ in
den 80ern gefragte Mainstream Action-Spezialist Tony Scott übernahm schließlich
den Platz im Regiesessel..
Scott blieb der ursprünglichen Vision seines Screenwriters großteils treu die Handschrift des Meisters bleibt überdeutlich zu bemerken.
Insbesondere weil „True Romance“ ein mitunter autobiographisch gefärbtes Script
Tarantinos ist, wie man an den eindeutigen Parallelen zwischen Hauptcharakter
Clarence und seinem Erfinder sieht: Clarence ist ebenso ein Elvis-Fan wie
Tarantino selbst.
Clarence arbeitet in einem Comicladen, ein Paradies in dem es nur eine
Schattenseite gibt, die dürftige Bezahlung. QT arbeitete vor seinem Durchbruch
in einer Videothek.
Natürlich sind auch die Anspielungen an QTs Lieblingsfilme, die beständig in
die Handlung eingebaut werden: Z.B.:
Clarence hat zu Beginn eine Army-Jacke wie Travis Bickle. Als es schließlich
zur Abrechnung mit Alabamas Zuhälter Drexel kommt, wird der Scorsese/Taxi
Driver-Bezug überdeutlich.
Apropos Drexel: Dieser abgefuckte Pimp wird köstlich von Gary Oldman
verkörpert.
Der allein liefert schon eine denkwürdige Performance ab. Doch er ist erst die
Spitze eines Eisberges von guten Schauspielern mit noch besseren Auftritten: Es
folgen noch
Brad Pitt als dauerbedröhnter Kiffer, Christopher Walken als leicht reizbarer
Mafioso oder James Gandolfini als sadistischer Killer (der in einer der
härtesten Szenen des ganzen Films alle Register zieht).
Und Val Kilmer gastiert als King im goldenen Jacket.
Dennis Hopper hat dann auch noch seinen großen Auftritt als Clarences Vater,
der von Cocotti (Walken) „verhört“ wird um dem Mafiaboss das Versteck seines
Sohnes zu verraten.
Hierbei entspinnt sich zwischen ihnen eine politisch unkorrekte aber für Tarantino
typische Diskussion über die ursprüngliche Abstammung der Sizilianer von den
Mauren.
Der Film wäre wohl noch besser geworden, wenn QT das Regiezepter selbst
übernommen hätte (von ihm war ursprünglich auch ein ganz anderes Ende
angedacht, das jetzt endlich auf der Special Edition DVD zu sehen ist).
Scott macht seine Sache jedoch sehr gut (und blieb dem Geist des Erfinders
wesentlich treuer als beispielsweise Oliver Stone bei seiner Umdeutung des
„Natural Born Killers“-Stoffes, das ja aus derselben Feder stammt). So ist "True Romance" ein unterhaltsamer und sehr kultiger Film - und zudem in seinem Subgenre ganz
vorne mit dabei.