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„Den
Schnee auf dem wir talwärts fahren, kennt heute jedes Kind…“ sang da etwa ein
gewisser Hans Hölzl der sich Falco nannte und damals zwar noch nicht Superstar
wohl aber schon exaltiert war und über das Flair bzw. die Aura des zu Höherem
Berufenen verfügte.
Zuvor hatte
er bei lokalen Größen wie der einflussreichen Hallucination Company den Bass gespielt,
als befände er sich nicht in einem beengten österreichischen Club sondern im
Madison Square Garden in New York, wie es Wickerl Adam einst so treffend formulierte.
Nun mag Wien zwar auch in dieser Hochphase des Aufbruchs nicht wirklich NYC gewesen
sein, doch auch Vienna City hatte nach langem Dornröschenschlaf wieder diesen ganz
eigenen Charme, der aus der Dichotomie von Glamour und einsetzendem urbanen Verwesungszustand
entsteht. Ganz Wien, das war so herrlich hin hin hin.
Und der fraglos größte Chronist dieser ganz speziellen Scene war fraglos Falco, der heuer 66 Jahre alt geworden wäre. Gleichzeitig ist 2023 auch das Jahr des 25.Todetages dieser Ikone und anlässlich dessen geht es mit der neuesten Reissue aus dem Falco-Backkatalog zurück zum Anfang dieser erstaunlichen und gerade für heimische Verhältnisse völlig außergewöhnlichen Karriere - nämlich zum Debüt-Album "Einzelhaft", das ursprünglich im Jahr 1982 auf dem kleinen Wiener Plattenlabel GiG Records erstveröffentlich wurde und nun eine sehr gelungene Neuauflage erfährt.
Die „Einzelhaft“ quasi als „Alleinstellungsmerkmal“, Falco als Solitär in der Austrian Musiklandschaft, einerseits tief in der Heimat verwurzelt und „as wienerisch as it gets, you know“ und andererseits sehr international - das Echo des eingangs erwähnten Wickerl Adam-Zitats schwirrt im Raum, "Der Kommissar“, Falcos erster Hit, der so richtig um die Welt ging, als erster Hinweis auf spätere Erfolge. Für den Künstler selbst war diese Platte, die in enger Zusammenarbeit mit Produzent Robert Ponger entstand, seine Beste.
Hört man
sie sich heute an so gewinnt man den
Eindruck einer sehr zeitgeistigen Platte der gleichzeitig das Kunststück
gelingt in ihren größten Momenten zeitlos zu sein. Wenngleich spätere Alben fraglos noch progressiver und im Songwriting
noch ausgefeilter waren und den hier zu
hörenden Wiener Rap und Funk stilistisch erweiterten.
„Einzelhaft“
steht schon mit einem Bein im Salon der „Brillantine Brutal“-Society und mit
dem anderen noch auf der Stroßn des Eighties Wien, das hier beinahe Protagonist
der Songs wird – mit all den wohlbekannten special places an denen es die chemische
Zerstreuungen zu finden galt, die auch eines der beherrschenden Hauptthemen des
Albums sind über eine Stadt, die einem Babylon gleicht, das kurz davor steht
von den Fluten der Donau verschluckt zu werden während im Szeneclub U4 die
Goldfisch´ geigen.
Die neue Deluxe Edition dieser bemerkenswerten Platte erscheint in mehreren Formaten: Die Doppel CD-Version fügt dem ursprünglichen Album noch Remixes und Alternative Versionen sowie einen Mitschnitt des 1982er Live Pop Krone-Konzert aus der Wiener Stadthalle hinzu, das von der Klangqualität natürlich nicht mit modernen Soundboard-Recordings mithalten kann. Auf dieses Konzert sowie auf einige der anderen Bonus Tracks muss man bei der fraglos kultigsten Variante der Reissues aus Platzgründen zwar verzichten, dafür ist die retro-tastische Musikkassette wie schon beim Best Of aus dem Vorjahr ein besonders cooles Sammlerstück.