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Credit Coverbild : © Taschen Verlag |
Seit ihrem ersten Auftritt in Ian Flemings Roman „Casino Royale“ von 1953 zeichnete sich die Figur des James Bond nicht nur durch ihr beispielloses Geschick
als Geheimagent im Auftrag ihrer Majestät, als smoother Ladykiller und als maskulin-elegante
Stilikone aus, sondern auch durch ihre ans Übermenschliche grenzende
Widerstandsfähigkeit. Kaum etwas, dass dem „Mann der alles kann“ etwas anhaben
konnte. Ob akuter Sauerstoffmangel unter Wasser, Voodoo-Tricks im Dschungel,
eine giftige Spinne im Hotelzimmer, Laserstrahlen, ein Hüne mit Stahlgebiss
oder die besonders grausame Folter durch einen Banker, der blutige Tränen weint. Bond behielt
über die Jahrzehnte stets die Oberhand – was auch
abseits der fiktiven Film- und Buch-Welt zwischen
London und Jamaika zutraf: Trends kamen und gingen, doch Bond kam nie aus der Mode. Die Filme der Eon Productions schafften es immer sich gegen geänderte Sehgewohnheiten zu behaupten und in homöopathischen Dosen auch Zeitgeist-Strömungen aufzugreifen.
Erst die Arbeiten zum Jubiläums-Bond (der 25. um genau zu sein, das 1983er Sean Connery-Comeback "Sag Niemals Nie" zählt nicht zur offiziellen Reihe , da er nicht von Eon produziert wurde) sowie die
Corona Pandemie brachten 007 beinahe ins
Straucheln: Von unvorhergesehenen Regie-Wechseln und Drehbuch-Rewrites hin zu mehreren pandemiebedingten Verschiebungen des Kinostarts. Ähnlich
häufig wurde auch das Veröffentlichungsdatum des "James Bond Archives" aus dem Hause Taschen geändert. Nun sind sowohl der Film und Buch doch noch erschienen - während der letzte Film mit Daniel Craig in der Rolle des ikonischen Agenten trotz der Regie Cary Joji Fukunugas ("True Detective") nicht zu den besten Einträgen des Franchises zählt, ist das Buch ein Volltreffer: ein Prachtband, der einer Festschrift auf den Kult gleicht. Bond-Fans wissen, dass dieser Archive-Band in unterschiedlichen Versionen schon länger im Programm des Kölner Verlags ist, bei der Neuauflage handelt es sich um eine aktualisierte Version, die schon Material zum jüngsten Bond-Streifen enthält und auch das bisher attraktivste Cover aufweist - erinnert es doch ein wenig an die Unterwasserwelten der exotischsten Bond-Drehorte.
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Sean Connery und der Aston Martin DB5 bei den Dreharbeiten zu "Goldfinger" (1964) GOLDFINGER © 1964 Danjaq, LLC and United Artists Corporation. All rights reserved. |
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1962: Dreharbeiten zu "Dr. No" in Jamaika DR. NO © 1962 Danjaq, LLC and United Artists Corporation. All rights reserved. |
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Bond Girls: Photoshoot mit Claudine Auger, Martine Beswick und Molly Peters, die Bilder wurden später als Vorlage für das Filmplakat verwendet THUNDERBALL© 1965 Danjaq, LLC and United Artists Corporation. All rights reserved. |
Der Band
ist eine Rückschau und filmhistorische Chronik einer der erfolgreichsten Film-Serien und
ein durchwegs faszinierender und äußerst aufschlussreicher Blick hinter die Kulissen. Interviewexzerpte mit den Schauspielern und
Regisseuren sowie der Reprint eines ausführlichen Vintage Playboy-Gesprächs mit Bond-Schöpfer Fleming unterstützen tiefgehende essayistische Abhandlung über das Phänomen Bond.
Illustriert ist all das mit vielen raren Bildern, Entwürfen, Skizzen und Making of-Material - einiges davon "for your eyes only" in diesem Review zu sehen. |
Regisseur Lee Tamahori und Pierce Brosnan DIE ANOTHER DAY © 2002 Danjaq, LLC and United Artists Corporation. All rights reserved. |
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Daniel Craig und Lea Seydoux NO TIME TO DIE© 2021 Danjaq, LLC and Metro-Goldwiyn-Mayer Studiso Inc.. All rights reserved. |
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Daniel Craig bei einer der atmosphärischen Action-Sequenzen des jüngsten Bond-Streifens NO TIME TO DIE © 2021Danjaq, LLC and Metro Goldwyn-Mayer Studios Inc. All rights reserved. |
Als Leser macht man eine kleine Zeitreise - von den Anfängen bis zu den immer stärker technisierten, fast schon Christopher Nolan-artigen neuen Bonds - und sieht im Zeitraffer die Entwicklung der Bond-Figur, die auch immer Spiegelbild sozialer Normen war.
Wer nach
dem Kinobesuch von „No Time To Die“ –
über weite Strecken ein 08/15 Bond-Film bis zu jenem Zeitpunkt, als er
es nicht mehr ist - ein Quantum Trost sucht, wird es beim Blättern durch diese ebenso nostalgische wie informativ Retrospektive auf ein beispielloses Phänomen fraglos finden. Fürs Lesen und Betrachten braucht man zwar nicht „all the time in the world“, aber aufgrund des schieren Umfangs des 684 seitigen Buchs ist man doch auf einer etwas längeren Mission in Sachen 007-History. Ein Band mit hohem Nachhaltigkeits-Faktor, denn spätestens beim nächsten Revisiting-Besuch eines älteren Bond-Film wird man ihn wieder zur Hand nehmen um Trivias & Facts nachzulesen.
The James
Bond Archives. “No Time To Die” Edition, Paul Duncan, Hardcover,
41,1 x 30 cm, 6,65 kg, 648 Seiten, taschen.com