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Michael Randolph Universal Music
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Die Rolling Stones
befinden sich in einer Umbruchphase, um das neue-Album „Beggars Banquet“ - ein Werk, das als eines der
quintessenzielen Bluesrock-Alben in die Annalen der Musikgeschichte eingehen
sollte- zu promoten konzipiert Mick Jagger
ein BBC TV-Special das den Zusehern ein Konzert abseits konventioneller Gigs
bieten soll. Zusammen mit Regisseur Michael Lindsay-Hogg, der für die Band
schon zuvor an Promovideos gearbeitet hatte, wird das ebenso ungewöhnliche wie
ambitionierte Konzept einer Verbindung von Zirkus und Rock N´ Roll entworfen.
Es ist ein Unterfangen wie es typischer
nicht sein könnte für die experimentierfreudige Sturm & Drang-Phase
der Spätsechziger: die Rock Show ist
hier nicht nur ein Spektakel sondern ein ambitioniertes Kunstprojekt.
Neben den Stones trat ein veritables „Who is Who“ von Rock Royalty aus ihrem Umfeld im Rahmen des "Cirque de Stones" auf:
Eric Clapton, damals direkt nach dem Ende von Cream, formierte für diesen Film
zusammen mit John Lennon Keith Richards (am Bass!) und Mitch Mitchell von der
Jimi Hendrix Experience die All Star-Band The Dirty Mac. Mick Jaggers Freundin
Marianne Faithfull war ebenso dabei wie The Who, Taj Mahal, der Geiger Ivri
Gitlis, Yoko Ono und die bis dahin noch recht unbekannten Jethro Tull,
nicht nur mit dem manischen Flötisten Ian Anderson sondern auch mit einem
gewissen Tony Iommi an der Gitarre, der nur ein Jahr später Black Sabbath
gründen sollte. Zwischen den Auftritten gibt es revue-artige, teils
skurrile Dialoge und Nummern die an einen Acid-Trip während einer
Roncalli-Aufführung gemahnen.
„Rock And Roll Circus“ markierte den letzten öffentlichen Liveauftritt von Brian Jones mit den Stones, nur knapp ein halbes
Jahr später war der geniale Musiker tot. Ende 1968
hatten er und seine Bandkollegen sich bereits zunehmend entfremdet, die Verschiebung
im band-internen Machtgefüge war nicht mehr zu übersehen: so vollzog sich hier
der Shift weg von Brian Jones , der auch bei den Performances im Circus schon stark von seinen ehemaligen Bandfreuden distanziert wirkt.
Obwohl
diese Show in die „Beggars Banquet“-Phase fällt atmet sie insgesamt noch stark den Geist des „Sgt.Pepprs“-Rivalen
„Their Satanic Majesties Request“. Die
meisten Performances im Zirkuszelt wirken recht roh, versprühen jedoch einen ganz
eigenen Charme – ziemlich „elegantly wasted“. Die Stones präsentieren sich hier
nicht in jener Form wie man sie etwa von „Gimme Shelter“ oder "Ladies And
Gentlemen“ her kennt.
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Mit dem
Endergebnis war Mick Jagger seinerzeit angeblich nicht sehr zufrieden, weshalb
der Film nie zur normalen Ausstrahlung kam und jahrzehntelang in der Versenkung
verschwand, Stones-Fans werden sich an den „Cocksucker Blues“-Film erinnert
fühlen. Erst 1996 wurde
„Rock And Roll Circus“ schließlich doch noch veröffentlicht wurde – zum Glück,
ist er doch eine regelrechte Zeitkapsel. Denn was man hier sieht ist nicht nur aufgrund der bunten Farben „as sixties as it gets“, psychedelisch, wild, anarchisch. Dass
Yoko Ono auch einen eigenen Auftritt bekommt – es passt perfekt zum Treiben in
den Sägespähnen.
Phasenweise
wähnt sich der Zuschauer in der Theateraufführung jener Kommune die Wyatt und Billy im ´69er Kultfilm „Easy Rider“ besuchen. Wäre diese ungezügelte Show
damals im britischen Fernsehen gelaufen, sie hätte wohl nur die reaktionären Ressentiments
der konservativeren Bevölkerungsschicht gegenüber den Hippies und Rockern bestätigt.
Bei „Sympathy…“
etwa erinnert die Performance an modernes Theater, Jagger singt sich in einen
regelrechten Wirbel, am Schluss reißt er sich das Shirt vom Leib und gibt mit entblößtem
Oberkörper alles – „What´s my nameeeeeeeeeeeee?"
Die nun
neu erschienene Limited Deluxe Edition dieses Kleinods aus der
Stones-Diskographie erweitert das ursprünglich 1996er-Release beträchtlich und
zählt allein schon aufgrund ihrer äußerst liebevollen Aufmachung zu den schönsten
Reissues der letzten Zeit:
Disc 1 und
2 bieten die gesamte Show inklusiver bislang ungehörter und unveröffentlichter Outtakes:
Disc 3 und 4 bieten dann das audiovisuelle Konzertdokument in SD- als auch
HD-Form, also sowohl als DVD als auch als Blu ray.
Das neue
HD-Master holt sicher das Maximum aus den Vintage-Aufnahmen heraus - klar, man
merkt aus welchem Jahr der Film ist, nicht nur wegen der eigenen Art der Kameraeinstellungen
– aber die Qualität ist tadellos. Die ans Psychoaktive grenzenden Farben knallen
nur so und auch der Klang ist sehr klar und detailreich.
Kleines
Detail für alle Gitarren-Freaks: Auf „Rock And Roll Circus“ hört und sieht man sowohl
Keith Richards ikonische „Sympathy For The Devil“-Les Paul Custom als auch Eric
Claptons legendäre „Royal Albert Hall“- ES-335.
Die
2019-Neuauflage ist fraglos die ultimative Art den eigentümlichen Charme in der
Manege des „Rock And Roll Circus“ aufzusaugen:
auch wenn diese Revue seinerzeit nicht alle Ambitionen erfüllen konnte, ist sie
dennoch ein echtes Zeitdokument mit teils faszinierenden historischen Aufnahmen.