© Edition Olms Steve Carver
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Wer auf
dem obigen Coverbild nicht sogleich den legendären Darsteller des „Snake
Charmer“ Bill aus Quentin
Tarantinos „Kill Bill Vol. 1 & 2“ erkennt, könnte diese Aufnahme fast
für ein Relikt aus dem 19. Jahrhundert halten – jener Pionierzeit Amerikas, als
der Westen noch wirklich wild und ungezähmt war. Aber nein, bei dem Mann handelt
es sich natürlich um David Carradine himself, Star zahlreicher Western, der für
Autor, Fotograf und Filmemacher Steve Carver einst posierte.
Carver machte
sich vor allem in den 70s und 80s durch Streifen wie „Capone“ oder das Chuck
Norris-Vehikel „McQuade, der Wolf“ einen Namen. Daneben hegte er eine lebenslange
Leidenschaft für das ur-amerikanische Genre schlechthin, den Western, und fotografierte
über die Jahrzehnte immer wieder zahlreiche große Namen sowie Nebendarsteller
aus Filmen der ersten und zweiten Reihe - stets im eindrücklichen Stil der
historischen Dokumente, die uns aus der Zeit der letzten Frontier blieben: Mit beachtlicher
Virtuosität gelangen ihm dabei Fotografien, die an echte, historische Aufnahmen
aus dem Westen gemahnen. Diese bemerkenswerten
Bilder sind nun vereint im neuen Buch
„Western
Potraits“ (Edition Olms, englische Originalausgabe), eine Hommage auf die klassische
Filmgattung als auch auf die Prägung des Geschichtsbilds vom alten Westen durch
Filme.
Und ihren Anteil
daran haben natürlich auch jene Actors, die nie oder selten das Top Billing in
den Credits bekommen oder im Schatten der ganz großen Ikonen stehen, aber
dennoch über die Jahre und Jahrzehnte zu den Stammgasten im Genre gehörten,
also quasi die Rick Daltons, um hier Quentin
Tarantinos jüngsten Film „Once Upon A Time In Hollywood“ als Vergleich heranzuziehen.
Es sind aber nicht ausschließlich diese Schauspieler und die „unsung heroes“, die hier portraitiert werden
sondern auch viele Superstars und Legenden: Horst Buchholz etwa, der eingangs erwähnte
David Carradine oder Karl Malden, George Hamilton, Tom Sizemore, Richard
Roundtree, Robert Evans und- wieder eine Tarantino-Parallele. Schauspieler wie Fred
Williamson Bo Svenson oder Michael Parks:
sie alle sieht man hier in Bildern als hätte sie der Chronist des historischen Westens,
Edward S. Curtis, abgelichtet.Die eindringlichen
Aufnahmen werden von Beiträgen begleitet, die sowohl biographische Marksteine
der Porträtierten, quasi- essayistische Betrachtungen zum Genre als auch Anekdotisches
von Dreharbeiten beinhalten. Niemand geringerer als B-Movie-Ikone Roger Corman schrieb
zudem das Vorwort.
Für
Cineasten und Western Fans ist dieser Band weit mehr als nur ein monochromer Nostalgie-Trip,
sondern eine popkulturelle Auseinandersetzung mit moderner Mythenschreibung,
dem durch Hollywood vermittelten Bild einer
vergangenen Epoche sowie die Filmindustrie, in der dieses Bild geprägt wird.