Credit Bild: © Amy Harris Universal Music
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Überraschend
kurzfristig kam vor einigen Monaten die Ankündigung von Peter Framptons heuriger
US-Sommertour. Kenner des Musikbusiness wissen, dass Touren einer solchen Größenordnung
– spätestens seit seinem 70er Live-Album „Frampton Comes Alive“ ist der
gebürtige Brite immerhin ein absoluter Superstar des Classic Rock – gemeinhin mit
einiger Vorlaufzeit angekündigt werden. Die Erklärung folgte dann auf dem Fuße
und war ziemlich niederschmetternd: Es wird eine eilig geplante Farewell Tour werden,
denn Frampton weiß nicht, ob er im nächsten Jahr überhaupt noch auf seinem
gewohnten Top-Niveau spielen kann, leidet er doch an Inklusionskörper Myositis
(IBM) - einer äußerst seltenen, degenerativen
Muskelerkrankung.
In der
fraglos beklemmenden Gewissheit dass die Krankheit voranschreitet und in absehbarer
Zukunft seine Finger seine Ideen nicht mehr umsetzen könnten, legte Frampton
mit seiner Band Marathonsessions im eigenen Studio in Nashville ein um gleich mehrere
Alben in kürzester Zeit aufzunehmen. Das erste dieser Reihe ist nun erschienen
– auf „All Blues“ schließt sich ein Kreis; geht es doch zurück auf Anfang, zum britischen
Blues Rock. Der bildete immer schon die Basis seines Spiels und in diesem Genre
legte er auch mit Humble Pie das Fundament seiner Karriere. So war diese blaue Note
zwar immer präsent in seinem emotional-lyrischen Stil, den Weg des reinen 12
Takte-Schemas ging er im Laufe seiner Solokarriere jedoch eher selten. Das aus
10 Coversongs bestehende „All Blues“ ist somit eine jener Platten, auf die so
mancher Fan des „early Frampton“ lange gewartet haben wird.
Frampton
selbst beschreibt die Genesis dieses Albums
wie folgt: „Ich habe es schon immer geliebt, den Blues zu spielen. „Als wir damals Humble Pie
gründeten, haben wir anfangs nichts anderes gespielt. Und in den letzten zwei
Jahren habe ich jeden Sommer, wenn ich Abend für Abend mit der Steve Miller
Band auf der Bühne stand, auch immer eine Handvoll Bluesnummern eingestreut.
Mir hat das sehr viel Spaß gemacht, woraus dann die Idee entstehen sollte, so
ein reines All Blues-Album zu machen – und zwar live im Studio mit meiner Band.“
Diese besteht aus seinen angestammten Mitmusikern Adam Lester (Gitarre/Gesang), Rob Arthur
(Keyboards/Gitarre/Gesang) und Dan Wojciechowski (Schlagzeug), als Gäste schauten Kim Wilson, Larry Carlton,
Sonny Landreth und Steve Morse vorbei.
Das Cover
der CD ist ganz im Vintage Stil gehalten, bis auf das titelgebende Miles Davis-Cover
frönt Frampton dem reinen Blues seiner frühen Vorbilder wie Muddy Waters, Willie
Dixon, B.B. King, Bo Diddley oder Taj Mahal. Ähnlich wie zuletzt bei den Stones
auf „Blue & Lonesome“ oder beim „The Big Bad Blues“ von Billy F. Gibbons
merkt man, dass Frampton die Faszination dieser reinen Form dieser Musik nie
losgelassen hat.
„All Blues“ ist das Album eines absoluten Routiniers,
der hier vollends in seinem Element ist und sein bestes Album seit vielen Jahren
vorlegt. Hier wirft ein Mann alles war er hat in jede Note und zelebriert die
Musik, die ihn als Jugendlicher auf den richtigen Weg brachte. Textzeilen wie
„I had my fun if I dont get well no more“ aus dem mit Licks a la 1966
augmentierten „I´m Going Down Slow“ erhalten Vor dem ernsten Hintergrund von
Framptons Erkrankung überdies eine neue Intensität und Bedeutung.
Es wird
schwer werden, diese Blues -Platte heuer noch zu toppen.