Dienstag, 25. April 2017

DEEP PURPLE – INFINITE

Credit Coverbild: © EDEL earmusic
Auf einem verschlungenen, an ein mystisches Zeichen gemahnenden Pfad bahnt sich das Schiff auf dem Cover des neuesten Deep Purple-Albums seinen Weg durchs ewige Eis.
Nach dem Anhören der 10 neuen Tracks könnte man durchaus den Eindruck gewinnen, dass der Eisbrecher direkten Kurs in die glorreiche Vergangenheit der Hard Rock-Heroen gesetzt hat.

Die Reminiszenzen sind offensichtlich: Denn „inFinite“ klingt so sehr nach „vintage purple“ wie schon länger keine Platte der Mannen um Ian Gillan, Roger Glover und Ian Paice, den verbleibenden Mitgliedern der stärksten Inkarnation der britischen Legenden. Im Inneren des Digipaks der Deluxe Edition gibt es dann auch noch die Gesichter der Band als Mount Rushmore-artiges Eisberg-Monument wie bei  „In Rock“. An diesen Klassiker oder an Großtaten wie „Machine Head“ oder „Fireball“ kann zwar auch diese jüngste Deep Purple-Scheibe,  wenig überraschend,  nicht heranreichen – was aber in diesem Fall gar nicht weiter schlimm ist.
Denn Purple zelebrieren hier den ihnen eigenen, unverwechselbaren Sound, mit überdurchschnittlich guten Songs, die stets an die Late Sixties und Early Seventies gemahnen. Ein „Speed King“ mit halsbrecherischen Tempiwechseln oder ein auf den kosmischen Gitarren-Klimax zusteuernder „Highway Star“ ist auf „inFinite“ nicht vertreten , doch unter den neuen, vorwiegend im midtempo-Bereich angesiedelten Groovern findet sich einfach kein richtig schwaches Stück. Besonders genial ist das Cover des Doors-Stampfers „Roadhouse Blues“, eine Version, die so dermaßen gut  ist, dass man Lust auf ein ganzes Roots-Album mit den Influences der Band bekommt.

Credit Bild:  © Jim Rakete EDEL earmusic

Die Deluxe Version von Infinite enthält noch die spielfilmlange Dokumentation „From Here To Infinite“, die nicht nur für Hardcore-Fans äußerst sehenswert ist.
Der abendfüllende Film setzt sich einerseits mit dem Phänomen der Kultband auseinander, (und lässt z.B. auch überraschende Gäste wie Gitarrenvirtuose Joe Satriani zur Wort kommen (der ja kurzfristig bei DP spielte)) und dokumentiert andererseits die Entstehungsgeschichte des neuen Albums – mit hautnahen Einblick in die Studio-Aufnahmen.

Credit Bild:  © Jim Rakete EDEL earmusic

Bleibt am Schluss noch die Frage, ob das jetzt ein Farewell-Album ist oder nicht ?
Die speziell Schreibweise des mehrdeutigen Titels „inFinite“ weist auf „Unendlichkeit“ und „Endlichkeit“ gleichermaßen hin. Wenn es sich tatsächlich um einen Schlussstrich handeln sollte, verabschieden sich Purple jedenfalls mit einem richtig guten Old School-Hard Rock-Album.