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1994 meldeten
sich die Stones nach längerer Pause mit dem verheißungsvoll betitelten Album „Voodoo
Lounge“ zurück. Eine retrospektiv betrachtet durchaus gute Scheibe
mit
durchwegs soliden Songs. Zwar vermochten Jagger, Richards, Watts und Ronnie
damit nicht an die überragenden Siebziger-Glanztaten anzuknüpfen, doch mit „Love
Is Strong“ war ein veritabler Hit dabei und der stampfende Stadionrock-Gegenpol
zur Mitt-Neunziger Grunge-Welle „You Got
Me Rocking“ bleibt bis heute ein Konzert-Favorit in „Start Me Up“-Manier.
Der nun
veröffentlichte, aktuelle Eintrag in der archivarischen „From The Vault“-Serie ist auf der Tour zu diesem Album entstanden – und die alteingesessenen Stonesologen
wissen: dieser am 25. November 1994 aufgenommene Mitschnitt wurde schon früher
als VHS, Laser Disc und DVD released – allerdings, und jetzt kommen wir auf den
Titel dieser 2018er SD Blu ray zurück: noch nie uncut. Bei der diesjährigen Neuauflage können die Fans nun erstmals den vollständigen
Gig im Heimkino genießen. Und das lohnt sich bei diesem Konzertfilm wirklich, bietet
dieser doch einen in gleich mehrerer Hinsicht bemerkenswerten Gig der rollenden Steine.
Zum einen ist
das hier ein wirklich langes Konzert mit insgesamt 27 Stücken.
Zum
anderen hört man hier nicht jene bekannte Setlist, wie man sie von unzähligen
Gig der letzten Jahrzehnte gewohnt ist, Die Best Of-Phase mit den verdienten
Klassikern von „Street Fighting Man“, „Satisfaction“, „Jumpin´ Jack
Flash“ & Co. setzt bei „Voodoo Lounge Uncut“ erst ab der Hälfte ein. Davor
gibt es eine ganze Reihe an teils selten gespielten Schmankerln: Viel Country
mit „Dead Flowers“ von „Sticky Fingers“ und „Sweet Virginia“ von Exile“; die ewige Breakup-Hymne „It´s All Over Now“
aus der Sechziger-Frühphase oder „Live With me“ mit Jagger im Duett mit Sheryl
Crow. Bluesman Robert Cray im Versace-Hemd darf seine Strat bei Robert Johnsons
„Stop Breaking Down“ würgen(ein Song, den die Stones auf ihrem legendären
„Exile On Main Street“-Album coverten). Und beim thematisch bestens zum Voodoo-Motto
der Show passenden „Who Do You Love“ kommt sogar Rhythmus-Ikone Bo Diddley auf
die Bühne.
Trotz
dieser vielen Pluspunkte muss man konstatieren, dass man doch einige hier dargebotenen Nummern schon
mit mehr Feuer gesehen hat. Auch wenn an Theatralik mitunter nicht gegeizt wird:
Bei „Sympathy For The Devil“ kommt Jagger diesmal nicht als
Beelzebub sondern
als Reinkarnation eines Voodoo-Hohepriesters aus dem tiefsten Süden Louisianas
auf die Bühne. Was diesem Gig phasenweise vom Energielevel her fehlt, wird allerdings
durch die immer wieder bemerkenswerte Präzision mit der die Stones über weite
Strecken des Florida-Konzerts aufspielen wettgemacht - auch Käptn´
Keef soliert hier recht ausgiebig und
treffsicher.
Als Bonus
gibt es noch ein paar Songs eines früheren Gigs der „Voodoo Lounge“-Tour.
Wie schon
das Album, das mit dieser Tour promotet wurde ist auch „Voodoo Lounge Uncut“
sehr solide und vor allem für den Stones-Sammler interessant; zumal hier gerade aufgrund einiger Raritäten
in der Songauswahl und den Gastspots nicht „business as usual“ am Programm
steht.