Mittwoch, 21. Dezember 2016

ENNIO MORRICONE earbook


Credit Coverbild: © Edel Germany GmbH Earbooks
Dass der italienische Komponist Ennio Morricone bei der diesjährigen Oscar-Verleihung mit einem „regulären“ Oscar - für seinen unglaublich dichten Score zu Quentin Tarantinos „The Hateful Eight“- ausgezeichnet wurde war zum einen mehr als verdient - der Soundtrack zum Schneewestern war fraglos der beste dieses Jahrgangs - und andererseits längst überfällig. Immerhin hätte der Maestro allerspätestens in den Sechzigern für seine progressive  Amalgamation von E-und U-Musik und seinen ikonischen Score zu Sergio Leones Italowestern-Epos „Spiel mir das Lied vom Tod“ einen Goldjungen bekommen müssen.

Doch obwohl Morricone auch in den folgenden Jahrzehnten zu den vielbeschäftigten Männer seiner Zunft gehörte und einen Score nach dem anderen komponierte, bekam der  Maestro „nur“ einen goldene Statuette für sein Lebenswerk von der Academy verleihen - jedoch nie einen Award für seine Arbeit an einem speziellen Film. Dass es in den vergangene Jahren dafür mehr als genug Anlässe gegeben hätte, zeigt auch wieder das „earbook“ über den großen Komponisten. Der Band ist eine umfangreiche Retrospektive auf über 5 Jahrzehnte in denen Morricone E- und U-Musik verband, das Geräusch einem Instrument gleich einsetzte und damit Soundtracks schuf, die zum Kult geworden sind.

Das den earbooks zugrunde liegende Konzept ist quasi "Bücher zum Hören". Die Releases dieser Reihe sind Bildbände mit CDs - durch diese Kombination von ansprechend gestaltetem „coffee table“-Band und Musik kann man während des Schmökerns eine Disc im  Player rotieren lassen und in die Welt Morricones eintauchen. Das Buch im stylish-dezenten Retro- Design bietet auf über 130 Seiten einen Überblick über die Karriere des Maestros mit zahlreichen Filmstills, Plakaten etc. Aufnahmen wie die Closeups der Augen von Clint Eastwood, Eli Wallach und Lee Van Cleef aus „The Good, The Bad And The Ugly“ lassen einen - ob man nun eine CD lafen hat, oder nicht - unweigerlich an die legendären Melodien - und an Kojotengeheul - denken.

Der Morricone-Kenner wird aus dem Begleittext zwar wohl keine neuen, unbekannten Zusatzinfos erfahren, doch die ansprechende Gestaltung und die konzentrierte Form dieser visuellen Werkschau lassen einen auch weniger bekannte Arbeiten Morricones wiederentdecken.  Die  insgesamt 4 Discs geben einen umfassenden Querschnitt über das Schaffen des Maestros und enthalten viele Klassiker von Spaghetti Western Scores über die Arbeiten für Giallo-Meister Dario Argento bis zu 90s-Werke wie „Bugsy“ Warum aber ein so definierendes Stück wie „Man With The Harmonica“  aus „Spiel Mir das Lied vom Tod“ fehlt, bleibt fraglich....
Dennoch bietet dieser schöne Bildband eine attraktives Portrait  eines Revolutionärs der Filmmusik - das sowohl für Leser, die Morricone erst entdecken als auch durchaus für langjährigen Fans geeignet ist.