Montag, 30. Juli 2018

Die Crossroads einer Legende: Eric Clapton Doku LIFE IN 12 BARS


Credit Bild: © Getty Images              Universum Film GmbH
Mit seiner speziellen Spielweise legte er die Blaupause dafür vor, wie man bluesgetränkten Rock ab den 60ern spielt. Die Wahl seiner ikonischen Instrumente löste nicht nur Trends aus sondern sorgte auch für die Entdeckung bis dato ungekannter Klangkombinationen (Stichwort: die Freuden der zum Standard gewordenen Gibson und Marshall-Kombi). Die lebende Legende Mr. Slowhand Eric Clapton prägte ab den 60ern fraglos einen neuen Typus des Gitarrenhelden, „Clapton Is God“ sprühten die ganz fanatischen Zeugen seiner frühen Gigs seinerzeit in London an die Wände. Diesen unbestrittenen künstlerischen Triumphen standen jedoch immer wieder private Krisen und persönliche Tragödien gegenüber. Und genau diese Crossroads im Leben des EC stehen neben der zeitlosen Musik im Mittelpunkt der neuen high profile Showtime-Doku „Life in 12 Bars“ – die nun auch auf DVD und Blu ray released wurde.
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Es ist ja generell gerade die  Zeit der hochkarätigen Musikdokus (siehe etwa Keith Richards, Frank Sinatra, James Brown oder Jeff Beck) und auch das Clapton-Portrait reiht sich hier nahtlos ein:Der Titel - ein Leben in 12 Takten, dem typischen Blues-Schema - ist dabei überaus passend gewählt, widmete Clapton doch seine ganze Karriere der Ausübung dieser uramerikanischen Musikrichtung.
Die Regisseurin Lili F. Zanuck, Witwe nach dem berühmten Hollywood-Producer Richard D. Zanuck, arbeitete mit EC bereits in der Vergangenheit zusammen (u.a. bei einer Crossroads-Festival-Produktion und bei ihrer ersten Regiearbeit, dem ´91er Drama „Rush“ für das Clapton den Soundtrack beisteuerte). In „Life in 12 Bars“ geht es ihr nicht ausschließlich um den Kult um die Gitarrenikone, sondern vor allem um die Person hinter dem Mythos. Dabei ist der Film jedoch keine allumfassende Karriereretrospektive im Zeitraffer geworden, sondern vielmehr ein Persönlichkeitsprofil des Ausnahmemusikers und dessen prägender Schlüsselmomente im Leben.  
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Im Zentrum stehen vor allem die 60er und  70er und später die Nineties  - untrennbar mit einem der dunkelsten Kapitel im Leben Claptons, dem Unfalltod des Sohnes Connor, verbunden.An sich wurde ECs Karriere in der Vergangenheit, nicht zuletzt durch die „Day By Day“-Chroniken und die Autobiographie des Musikers schon sehr ausführlich behandelt. Zanuck gelingt jedoch das Kunststück in dieser ihrer ersten Doku einige weniger bekannte Facetten Claptons näher zu beleuchten. Dabei geht sie überaus nuanciert vor; die Doku wirkt im Gegensatz zu vielen anderen Filmen dieses Genres nie überhastet oder übertrieben komprimiert.
So zeigt „Life in 12 Bars“ die ganze Vielschichtigkeit eines sensiblen Künstlers und zeichnet ein sehr vollständiges Portrait einer singulären Figur der Musikgeschichte.
Auf der Bühne entfachte Clapton regelmäßig einen Orkan, im Film wird den leisen Tönen ebenso viel Platz eingeräumt - und dies ermöglicht Einblicke, die den  Film zu den interessantesten Releases im Doku-Genre der letzten Jahre machen.
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Life in 12 Bars (2017)
Regie: Lili F. Zanuck
VÖ: 29. Juni 2018
Universum Film

Dienstag, 17. Juli 2018

Monte Hellman´s ASPHALTRENNEN – TWO-LANE BLACKTOP Mediabook

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Scheinbar ziellos cruisen „The Driver“( James Taylor) und „The Mechanic“ (Beach Boy Dennis Wilson in seiner einzigen Filmrolle)  in ihrem titelgebenden Blacktop durch den Südwesten der USA. Die beiden haben sich nicht viel zu sagen und meistens beschränken sich ihre Dialoge, die oft eher in Monologe abgleiten, auf Details über ihr Auto oder die Gefährte anderer ebenso anonymer Personen. So tingeln die beiden in ihrem alten und abgewrackten Auto, das jedoch ordentlich PS unter der Haube hat, herum, immer auf der Suche nach einem schnellen Straßenrennen um so ein bisschen Geld fürs nächste Mittagessen in einem schäbigen Diner oder Roadhouse zusammenzubekommen. Begleitet werden sie dabei von dem „Girl“(Laurie Bird), ebenso eine Ausgestoßene die sich mit kleinen Gaunereien über Wasser hält. Als diese illustre Gruppe auf „GTO“ (Warren Oates) trifft, kommt es zu einem Wettrennen quer durch den Südwesten um die Fahrzeugpapiere des Verlierers.
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„Freedom´s just another word for nothing left to lose“ wusste schon Kris Kristofferson in seiner Ballade von Booby McGhee. Und diese aussichtslose Form (vermeintlicher) Freiheit ist auch das beherrschende Thema in Monte Hellmans desillusioniertem Roadmovie von 1971. Die Straße auf der „The Driver“ und „The Mechanic“ unterwegs sind führt nicht ins gelobte Land sondern direkt ins Nirgendwo, wonach die beiden überhaupt suchen erfährt der Zuschauer ebensowenig wie ihre  „echten“ Namen, Identitäten scheinen austauschbar.
Während Peter Fondas und Dennis Hoppers  Biker in „Easy Rider“ aus der Gesellschaft aussteigen wollten, bleibt die Motivation der Hauptfiguren bei Hellman nebulös.
Überhaupt sind die Autos wichtiger als alles andere in diesem Film: sie sind wichtiger als Frauen und auch wichtiger als Worte und Taten. Dennoch geht es dem Regisseur zu keinem Zeitpunkt um „high octane car“-Action, der deutsche Titel „Asphaltrennen“ ist daher auch ein wenig irreführend.
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Hellman  ist weniger im Grindhouse als im Independent Arthouse zuhause; furios gefilmte Stunts wie in „Vanishing Point“ aus dem selben Jahr gibt es hier somit nicht. Sämtliche Rennsequenzen sind unspektakulär gefilmt, der Soundtrack (trotz hoher Qualität der Interpreten wie z.B. Kris Kristofferson) bleibt stets im Hintergrund und wird durch die Dialoge überschattet. „Two Lane Blacktop“ ist die ganz große  Road Move-Elegie. Die obligatorischen Versatzstücke und Topoi des Genres weichen einer Camus-artigen existenzialistischen Beobachtung von trostlosen Existenzen und gescheiterten Personen( ähnlich wie in „Der Fremde“). Am Schluss fühlt sich der Zuseher genauso wie die Charaktere im Film, die halb gelangweilt halb antriebslos durch den Film schleichen bzw. tuckern.Und auch wenn der Film stellenweise an eine extreme Geduldsprobe grenzt - als unromantische Betrachtung der Post-68er und Versinnbildlichung der Ziellosigkeit einer ganzen Generation funktioniert diese frühe Errungenschaft des Independent-Kinos perfekt. 
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Uneingeschränkt gelungen ist hingegen die neue Mediabook-Version dieses Kleinods. In der von Koch Media bereits bekannten Sammleraufmachung kommt Hellmans Film erstmals als Blu ray heraus; eine Bonus DVD mit Extras wie Trailer, Audiokommentar, Featurettes, Videopiece "Sure Did Talk to You", Screentests, Bildergalerie sowie eine weitere Disc dem Film in der DVD-Variante sind ebenso dabei wie ein nettes Booklet.
Die HD-Version präsentiert den Streifen in hervorragender Qualität und macht das Release zum Must für Kult-Enthusiasten, auch wenn sie schon frühere Versionen von Hellmans Straßen-Elegie zuhause haben.

Sidney Pollacks „Der elektrische Reiter“ als Blu ray Reissue

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Seine große Zeit hat der ehemalige Rodeo-Weltmeister Sonny (Robert Redford) schon sehr lange hinter sich. Körperlich ist er durch berufsbedingte Verletzungen leicht abgewrackt und an der Flasche hängt er überdies: so ist er gezwungen seinen Lebensunterhalt als lebende Werbefigur für einen Lebensmittelkonzern zu fristen: In einer beinahe grotesk überzeichneten Version der klassischen Nashville-Nudie Suit ist er der glitzernde „electric horseman“, die Jahrmarkt-Version eines amerikanischen Helden.
Als er sich beinahe schon mit seinem Los abgefunden hat, kommt unverhofft die Chance sein altes Leben zurückzugewinnen: Als Akt des Widerstandes  stiehlt er den ungemein wertvollen Hengst „Rising Star“ aus den Fängen seiner Arbeitgeber und flieht mit ihm Richtung Utah. Dicht auf seinen Fersen ist bald nicht nur die Staatsgewalt sondern auch die junge Reporterin Hallie (Jane Fonda), die zunehmend die nötige Distanz in ihrer Berichterstattung über Bord wirft und mit ihren Beiträgen nicht nur am Mythos des rebellischen Cowboys arbeitet, sondern  sich  auch in den romantischen Sonny verliebt… 
Credit Bild: © Koch Media
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Freiheit und der Widerstand des Einzelnen gegen den allumfassenden Kapitalismus;
Hommage an ein unamerikanisches Filmgenre, Medienkritk , Drama mit romantischen Unertönen: Oscar-Preisträger Sidney Pollack ("Jenseits von Afrika") verarbeitete in seiner durchaus kritischen Fabel vom „elektrischen Reiter“ eine ganze Reihe großer Themen und bewegt sich dabei mühelos zwischen den Genres.
Die hier behandelten Themen sind typisch für das Kino jener Zeit und wirken gerade jetzt wieder erstaunlich aktuell. Insbesondere Refords Charakter - der Teil eines Amerikas, das schon zum Release-Datum des Films Ende der Siebziger untergegangen war - sowie die Wandlung von Fondas Reporterin sind sehr vielschichtig.
Auch wenn der Film aus heutiger Sicht ein paar Längen aufweist und nicht zu den ganz großen Klassikern des Seventies-Kinos zählt – die Chemie zwischen Redford und Fonda (wie schon bei „Barfuß im Park“) ist bestechend – und die die HD-Variante aus dem Hause Koch zeigt den Streifen in Top-Qualität. Wiederentdecken lohnt sich.
Credit Coverbild: © Koch Media

Samstag, 14. Juli 2018

Sgt. Peppers Lonely Hearts Club Band - Das Album, die Beatles und die Welt 1967


Credit Coverbild : ©  Edition Olms
Zwischen „Summer Of Love, Vietnam-Demos, Sechstage-Krieg und gesellschaftlicher Bewusstseinserweiterung: Die Hintergrundgeschichte zu einer wegweisenden LP und einer Welt im Aufruhr.

Es gilt als eines der wichtigsten Werke der Rock-und Pophistorie und vereint in sich fast alle Attribute des Zeitgeists der zweiten Hälfte der Sixties: Nachdem sie bereits mit „Revolver“ in tiefste psychedelische Sphären getaucht waren, schufen die Fab Four mit „Sgt. Peppers Lonely Hearts Club Band“ eines der Schlüsselalben der Dekade.
Ein Album, das den Hörer einer Zeitkapsel gleich in ein Swinging London mitnimmt, in dem den Experimenten und dem Bewusstsein keine Grenzen gesetzt waren. Produzent George Martin und Lennon, McCartney, Harrison und Starr begriffen das Abbey Road Studio als eigenes Instrument und malten ein Klanggemälde an Effekten und Soundkreationen: ein Kaleidoskop nicht nur bei einem gewissen Mädchen mit ebensolchen Augen sondern auch was die Klangvielfalt anbelangt.
Die Entstehungsgeschichte dieser wegweisenden Aufnahmen ist auch der zentrale Aspekt in Brian Southalls äußerst lesenswertem Buch über die psychedelische Inkarnation der Liverpooler „Beat“-Band und das ereignisreiche Jahr ´67.

Southall schreibt nicht nur seit Jahrzehnten über Musik, (u.a. für den britischen Melody Maker) sondern blickt auch auf eine 30-jährige Karriere im Business bei EMI, A&M, Tamla Motown und Warner zurück. Passend zu seiner Beatles-Affinität war er in seiner Zeit bei EMI auch  für die Solo-Projekte der Liverpooler zuständig. Diesen Insider-Zugang merkt man seinem Buch beim Lesen auch an.
Originellerweise ist der Band nicht nur vom Cover her an eine alte Schallplatte angelehnt – auch der Inhalt selbst ist in eine A und B Seite eingeteilt. Auf Seite A widmet sich Southall dem Album und der Backstory, wie es zu einem der wichtigsten Longplayer im Pantheon der Rockmusik werden konnte. Auf Seite B wird schließlich eingehend das Jahr 1967 und die weltpolitischen Ereignissen zwischen Love & Peace-Bewegung, Krieg, kultureller Grenzüberschreitung und individuellem Freiheitsstreben beleuchtet.
 Southall  betrachtet das „Peppers“ Album somit nicht isoliert aus einem rein musikalischen Blickwinkel sondern bettet es in einen breiteren, gesamtgesellschaftlichen Kontext ein.
Dadurch wird dieser reich bebilderte Band nicht nur zu einem gelungenen Werk über die Beatles, sondern auch zu einem popkulturellen Geschichtsbuch.

Sgt. Peppers Lonely Hearts Club Band
Das Album, die Beatles und die Welt 1967
Übersetzung aus dem Englischen von Michael Auwers.
192 Seiten mit über 150 meist farbigen Fotos.
Fester Einband im Format 25 × 25 cm
ISBN-10: 3-283-01281-4
€ (D): 29,95
€ (A): 30,80

Donnerstag, 5. Juli 2018

Rock Classics Nr. 22 The Rolling Stones - Das Sonderheft


Credit Coverbild: © Universal Music  Slam Media GmbH
Stones fever all over again – während die Fans bei der aktuellen No Filter-Tour die Steine tatsächlich „ungefiltert“ bewundern können, ist die neueste Ausgabe der Rock Classics erschienen.
Die Nr. 22  steht ganz im Zeichen der Zunge und bietet in bewährter Slam Zine-Manier
einen Crash Kurs bzw. Kompaktüberblick in Sachen „dienstälteste Rockband des Planeten“.
Anhand Features zu allen Alben wird eine recht umfassende Chronik der mittlerweile im 56. Jahr ihres Bestehens angekommenen Kultgruppe entworfen. Zusätzlich erhält man einen Überblick über Film-Releases und Devotionalien – von denen es bei den Stones so einige gibt.
Zwar muss man im Gegensatz zu einigen früheren Rock Classics-Nummern diesmal  ohne Bonus Disc oder Poster-Goodies auskommen, doch das macht nicht viel , denn auf knapp 100 Seiten
wird all jenen neuen Fans, die die Band erst kürzlich kennengelernt haben, ein Fülle an Trivia geboten – und  alteingesessene Stonesologen bekommen mit diesem Hochglanzheft eine unterhaltsame (Strand-) Lektüre: Was nicht nur an den gut geschriebenen Features sondern auch an den sehr unterhaltsamen Interviews und der gewohnt guten Fotoauswahl liegt.