Montag, 8. April 2024

75 JAHRE FENDER

Rote Fender Stratocaster Gitarre 75 Jhare Fender Chronik Buch Cover
Credit Coverbild: © Hannibal Verlag
Ergonomisch perfekt geformt schmiegt sich ihr schlanker, geradezu aerodynamischer Korpus an den Musiker. Ihr heller charakteristischer Signature-Klang ist zwar unverkennbar und dennoch so adaptiv, dass er in jedem Genre zu reüssieren vermag - selbst in jenen musikalischen Spielarten, die zum Zeitpunkt ihrer Kreation noch gar nicht geboren waren. Ihr Design steht noch heute im starken Kontrast zu den Instrumenten des ewigen Konkurrenten Gibson, erwies sich jedoch als nicht minder zeitlos - nicht umsonst wird dieses Instrument bis zum heutigen Tage im Kern unverändert gebaut. Die Rede ist von der Fender Stratocaster die vor genau 70 Jahren im April 1954 in Serienproduktion ging.
Passend dazu hat die Firma Fender das „Year Of The Strat“ ausgerufen, das mit Jubiläumsmodellen sowie einer äußerst emotionalen Werbekampagne den geradezu mythischen Charakter dieser legendären Erfindung feiert.

Die Strat spielt natürlich auch in der offiziellen Chronik die zum Dreivierteljahrhundert-Jubiläum der Firma Fender erschienen ist eine Hauptrolle. Passend zu diesem besonderen Anlass ist dann auch diese bibliophile Festschrift zur Geschichte der Kultmarke sowohl äußerst umfangreich als auch besonders attraktiv gestaltet. Geschrieben hat sie eine absolute Koryphäe auf dem Gebiet der Gitarrenkunde: Dave Hunter, einer der anerkanntesten Experten auf diesem Gebiet, der sich mit zahlreichen ähnlichen Veröffentlichungen und Beiträgen in der Fachpresse einen Namen gemacht.

Die Historie der Fender Musical Instruments Corporation ist natürlich auch die Geschichte ihres Gründers Leo Fender. Dieser konnte zwar selbst kein Instrument spielen, implementierte jedoch zahlreiche, für Musiker ungemein sinnvolle Innovationen in seinen Kreationen. Darüber hinaus setzte der "Henry Ford der Gitarrenbaukunst" auch in Sachen ökonomisch-effizienter und robuster Fertigung Maßstäbe. Die Erfolgsgeschichte dieses Unternehmens ist neben der klanglichen Komponente ("That Great Fender Sound") auch ein Beispiel für eine Revolution er Ästhetik: Gitarren in Farben der Straßenkreuzer der Fünfziger und Formen, die ihrer Zeit einerseits weit voraus waren und gleichzeitig  prototypische Produkte des Space Age der Nachkriegsjahre darstellen.
Dem Umstand, dass die Produkte aus dem Hause Fender von Telecaster, Stratocaster oder Jazzmaster bis zu den Verstärkern auch amerikanische Designikonen sind wird auch in der Aufmachung des 75 Jahr-Buchs Rechnung getragen:  Ein stylisher Schuber in Tweed Optik schützt den Band und gemahnt an die Fifties Amps und Koffer Fenders. Gut, aus echtem Tweed-Stoff hätte dieser für den letzten Schliff an Exklusivität schon sein dürfen, die Idee ist aber dennoch originell und sorgt dafür,  dass Buch nicht nur ein schöner Bildband sondern auch ein Sammelstück ist. 

Im Inneren erwarten den Leser neben tiefgehenden Texten die von der Fender-Frühzeit bis zur Gegenwart alles abdecken auch zahlreiche, teils seltene Bilder aus dem firmeneigenen Archiv und ein Layout das an die kultigen Vintage Kataloge und Werbemittel der Firma erinnert. Mad Men lässt grüßen. Diese Ads mit ihrer charmanten Retro-Ästhetik machen auch einen gewichtigen Teil des Anschauungsmaterials dieses Bands aus, selten hat man so viele dieser Sujets an einem Ort versammelt gesehen. Neben den zahlreichen Entwicklungsstufen und Variationen der Fender-Produkte fokussiert dieser Band natürlich auch auf jene Ikonen, die diese Instrumente erst unsterblich gemacht haben: von Buddy Holly zu Jimi Hendrix Eric Clapton oder Stevie Ray Vaughan.

Retrospektiven auf Fender, die es sehr gut verstehen ihre Jubiläen zu feiern, gibt es nicht wenige - dieser 75th Anniversary Band zählt jedoch fraglos zu den schönsten seiner Art, der eine gelungene Hommage an Instrumente und Verstärker darstellt, die den Lauf der Musikgeschichte maßgeblich mitgeprägt haben. 

75 Jahre Fender von Dave Hunter, erschienen in deutscher Übersetzung im Hannibal Verlag

Dienstag, 26. März 2024

WILDE KREATUREN: WALTON FORD signiert im TASCHEN Store Köln

 

Credit Bild: © Walton Ford Taschen Verlag 
Musik- und Stones-Fans kennen den amerikanischen Künstler Walton Ford wohl vor allem wegen seines "King Kong"-Covers für die Greatest Hits-Compilation "GRRR!". In der Kunstwelt ist er insbesondere für seine detailreichen Tier-Aquarelle berühmt. Auf den ersten Blick mögen seine Arbeiten sehr klassisch anmuten, erinnern sie doch stark an die historischen Bilder von John James Audubon. Auf den zweiten Blick offenbaren sich jedoch zahlreiche versteckte Anspielungen, witzige bis düstere Details und Symbole-  ein anthropomorphes Schauspiel der Hintergründigkeit.

Nun ist eine kompakte, aktualisierte Neuauflage von Waltons Werkschau "Pancha Tantra" erschienen - und diese wird der Künstler persönlich im April in Köln signieren, allerdings nicht im Zoo sondern ...

WO ?

TASCHEN Store Neumarkt 3 (50667 Köln) 

WANN ?

                                         Samstag 20.April 2024, von 17 bis 18 Uhr


Credit Coverbild: © Walton Ford Taschen Verlag 


Walton Ford. Pancha Tantra 40th Edition
Walton FordBill Buford
Hardcover, 15,6 x 21,7 cm, 3,89 kg, 512 Seiten
taschen.com

Sonntag, 11. Februar 2024

BOB DYLAN - MIXING UP THE MEDICINE

Credit Coverbild: © Droemer Knaur
Seit Jahrzehnten arbeiten sich Heerscharen von Dylanologen an der Deutung der vielschichtigen und oft interpretationsoffenen Songtexte des Robert Allen Zimmerman ab. Beinahe ebenso viele Biografen, Filmemacher und Fotografen beschäftigten sich mit dem legendären Künstler, der nie Sprachrohr einer ganzen Generation sein wollte und dennoch zu einer ihrer prägendsten Gallionsfiguren wurde. Dylan und die auch von ihm veränderte Pop- und Counterculture, das ist schlichtweg untrennbar miteinander verbunden, seine Bedeutung für ebendiese kann man folglich kaum überschätzen. Den Gipfel dieser anhaltenden, an Obsession grenzenden Faszination stellt fraglos das Bob Dylan Center in Tulsa, Oklahoma dar.

Tulsa, das weiß der Amerika-Kenner , ist ein Ort, von dem es heißt, er habe seine eigene Zeitrechnung. „Tulsa Time“, dort ticken die Uhren noch etwas anders. Je nachdem wen man fragt, ist es das „Oil Capital Of the World“ oder der „Buckle Of the Bible Belt“. Für Dylan und seine Vita haben Orte wie dieser mitunter eine besondere Bedeutung. Einerseits wurde er in Minnesota geboren. Dort im anderen Amerika abseits der Küstenstädte fand man historisch gesehen oft den Nährboden für musikalische Revolutionen. Dylan  als Künstler früh in den mannigfaltigen Traditionen seines Heimatlandes verhaftet, war früh an den schwarzen und weißen Strömungen vom Delta bis zu den Appalachen interessiert und sammelte einem Lepidopterologen gleich musikalische Eindrücke, die später Eingang in seine postmoderne Musik fanden. In einem frühen Interview mit dem Playboy sagte Dylan einst im Hinblick, dass  alles anders gekommen wäre wenn er in New York oder Kansas City geboren worden wäre.

Dort in Tulsa also, unweit des Museums für einen anderen großen Songwriter Amerikas, Woody Guthrie, baute Finanzier und Milliardär George Kaiser, einer der 500 reichsten Männer der Welt, mit seiner Foundation ein altes Industriegebäude zum Dylan-Schrein um. Der Künstler selbst war zwar wie kolportiert wurde persönlich relativ wenig involviert, das Team rund um den enigmatischen Songwriter stand jedoch in engem Kontakt mit den Machern des Museums, das sowohl eine eigene Forschungsstätte als auch eine Dauerausstellung beherbergt.

 Das neu erschienene Buch "Mixing Up The Medicine" ist nun die die offizielle Publikation dieses Archivs. Der Titel wurde aus dem Dylan-Song "Subterranean Homesick Blues" entlehnt. Anders als beim dazugehörigen Clip (eines der der ersten Musikvideos der Geschichte btw)  gibt es hier zwar keine weißen Papptafeln, aber dafür Seite um Seite viel zu entdecken. So wird es dem Leser erlaubt in das Archiv einzutauchen - ganz ohne sich in die Nähe des Arkansas River zu begeben. 

"Mixing Up The Medicine“ ist dabei Bildband und Biographie in einem. Anhand der hier zu sehenden Exponate - und derer gibt es unzählige zu bestaunen – werden die einzelnen Station in der Vita Dylans beleuchtete und gleichzeitig die Legendenbildung vorangetrieben: Da ein Bild aus Dylans Kindheitstagen oder ein Blick ins High School-Jahrbuch, in dem der junge Robert selbstbewusst verkündetet, dass sein Zukunftsplan nach der Graduation beinhaltete, such Little Richards Band anzuschließen. Dort eine Aufnahme aus der Studiozeit mit Gitarrenlegende Michael Bloomfield. Da ein  Fan-Brief vom Boss Bruce Springsteen, der sich selbst in seinen Lyrics mitunter von Dylan beeinflussen ließ. Dann eine Vinyl von "All Along The Watchtower", die einst Jimi Hendrix gehörte, der den Song bekanntermaßen unsterblich machte.

Hinzu kommen Essays von Dylan-Kennern wie Greil Marcus, Ed Rusha, Richard Hell, Michael Ondaatje oder Amanda Petrusich. Als Leser fühlt sich die geballte Informationsdichte an, als würde man sich tatsächlich durch ein Archiv graben. Geradezu als befände man sich in einem labyrinthischen Song, bei dem an jeder Ecke Querverweise warten. 

Bekanntes wird hier in ansprechender Weise neu aufbereitet und viel Rares zu Tage gefördert. Gute Biographien und Nachschlagewerke über Dylan gibt es nicht gerade Wenige, dieses hier hat den Anspruch zu den definitiven Werken über die Legende zu zählen - und schafft dies auch. Was die "Basement Tapes" ( in musikalischer Hinsicht ist, stellt dieses Werk für die bibliophile Auseinandersetzung mit „His Bobness“ dar. Ein 600 Seiten langer Streifzug durch Dylans "Back Pages". 

Bob Dylan - Mixing Up The Medicine, von Mark Davidson und Parker Fishel, erschienen bei Droemer Knaur

Sonntag, 21. Januar 2024

TASCHEN NEW YEAR SALE 2024

TASCHEN VERLAG NEW YEAR SALE 2024
Credit Bild:©Taschen Verlag

TASCHEN VERLAG NEW YEAR SALE 2024
Credit Bild: ©Taschen Verlag
Ein Neues Jahr geht gemeinhin auch mit neuen Vorsätzen einher: Standard-Intentionen für 2024 wie Fitness oder asketische Selbstkasteiung wird so manchen jedoch eher die Augen verdrehen lassen. Doch wie wäre es stattdessen mit dem Vorsatz dem grauen Wetter mit bibliophilem Eskapismus beim Blättern durch einen Coffee Table-Bildband entgegenzutreten? Dort kann man etwa mit Modelikone Kate Moss zum 50er anstoßen, in die fantastischen Welten von Frank Frazetta eintauchen oder der aktuellen Kälte entfliehen und einen Abstecher in George Lucas weit weit enfernte Galaxis machen. Auf dem Wüstenplaneten Tatooine gibt es ja bekanntlich gleich zwei Sonnen. Und da der traditionelle Sale des Kölner Luxusverlags unmittelbar vor der Tür steht, hat man nun auch wieder die Möglichkeit bei der Erweiterung der eigenen Hausbibliothek zu sparen.

Sowohl in den beiden deutschen Flagshipstores in Berlin und Köln als auch im Web gibt es bis zu - 75 % Rabatt auf Display- und Mängel- Exemplare dieser aufwendigen Bildbände mit stets hohem Sammelfaktor.  Am ersten Tag des Sale wird es im Berliner Store überdies ein spezielles Preview inklusive Drinks geben.

Hier die genauen Daten & Adressen: 

 Mittwoch 31. Januar bis Samstag 03. Februar 2024
Taschen Store Berlin (Schlüterstraße 39)
Taschen Store Köln (Neumarkt 3)

Online Donnerstag 01. Februar bis Sonntag 04. Februar 2024
                                                       auf www.taschen.com                                                             
INSIDE TASCHEN STORE KÖLN
DESIGN und STYLISCHE BÜCHER: Ein Einblick in den Taschen Store Köln 
Credit Bild: © Taschen Verlag

Samstag, 20. Januar 2024

METALLICA - ALLE SONGS Die Geschichten hinter den Tracks

Credit Coverbild: © Delius Klasing
Seit ein paar Jahren haben sich die Autoren der „Alle Songs“-Bücher die geradezu wissenschaftliche Aufarbeitung der jüngeren Musikgeschichte zur Aufgabe gemacht. Von Bob Dylan und der British Invasion (Beatles und Rolling Stones) über Jimi Hendrix und Pink Floyd hin zu Led Zeppelin entwarfen sie so eine umfangreiche Topographie britischer und amerikanischer Musik, die jeweils stilbildend war bzw. ist. Gemein war all diesen Werken die immense Informationsdichte. Anders als es der Titel suggerieren mag wurden so bei weitem nicht nur nur einzelne Lieder analysiert, sondern vielmehr umfassende Biographien und Facts & Trivia-Sammlungen über die portraitierten Künstler entworfen.

Auch der neueste Eintrag in dieser Reihe bildet da keinerlei Ausnahme. Dieser widmet sich erneut Musikern, die längst ein Phänomen geworden sind - einer Gruppe, die über die Jahrzehnte zur größten Band jenes Genres, das sie im Namen trägt, aufgestiegen ist: Metallica. Autor Benoit Clerk nimmt den Leser mit in die Bay Area San Franciscos der  frühen Achtziger des vergangenen Jahrhunderts. Im Hard ´ Heavy-Breich war die Westküste der USA damals fraglos einer fruchtbarsten Nährboden, in der Gegend um die Bucht entstand eine Subkultur-Szene, in der ein neuer, härterer und schnellerer  Metal Sound geschaffen wurde. Die Genesis von Metallica liest sich dabei beinahe mythisch: Drummer Lars Ulrich inserierte dereinst im südkalifornischen Lokalblatt "The Recycler" um gleichgesinnte Metal Musiker mit einer Vorliebe für NWOBHM-Heroen wie Iron Maiden, Tygers Of Pan Tang oder Diamond Head zu finden - was ihm auch mit nicht gerade geringem Erfolg gelang.

Der Rest ist Geschichte und diese wird von Clerk umfassend beleuchtet. So umfassend dass er alle Alben von "Kill Em All"  bis zum im Vorjahr veröffentlichten „72 Seasons“ unter die Lupe nimmt und dabei so sehr ins Detail geht, dass man hier Equipment-Details, die jeweiligen Aufnahmestudios, ja sogar die technischen Teams mit Toningenieuren und Assistenten nachlesen kann. Vor so einer Rechercheleistung müssen dann sogar langjährige Metallica-Fans den Hut ziehen. Trotz des gewaltigen Umfangs dieses Buchs findet man alle Infos schnell und kompakt, weshalb auch dieser "Alle Songs"-Band den lexikalen Anspruch mehr als erfüllt - ein Band, den man immer wieder zur Hand nehmen kann um bei der nächsten Listening Session neue Hintergrundstories zu den Aufnahmen zu ergründen.

METALLICA - ALLE SONGS  Die Geschichten hinter den Tracks von Benoit Clerc, erschienen im Delius Klasing Verlag