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Media
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Passend
zum an sich unnötigen, nichtsdestoweniger mit großer Spannung erwarteten „Suspiria“-Remake
- in dem „50 Shades Of Grey“-Star Dakota
Johnson vom Regen in die Traufe, also vom Spielzimmer des Christian Grey in die
Fänge einer Hexe kommt - lohnt es sich durchaus den Originalen, den Klassikern
des Großmeisters der italienischen Horror, Dario Argento, einen Revisited-Besuch
abzustatten.
Doch wenn
man diese kultisch verehrten, vom Mainstream mitunter geschmähten Filme in entsprechender
Qualität und vor allem „uncut“ genießen will, sind die Möglichkeiten relativ
überschaubar. Waren diese Filme doch entweder jahrelang auf dem Index, im Giftschrank
der Populärkultur verräumt oder schlichtweg nicht erhältlich und somit verschollen.
Eine der
Möglichkeiten einen der ganz seltenen Streifen Argentos zu sehen, wäre die gelungene
Neuauflage von „Vier Fliegen auf grauem Samt“ aka „Quattro mosche di velluto
grigio“ aus dem Hause Koch Media - wenn man
Glück hat und noch ein Exemplar dieser Reissue ergattern kann.
Ohne
zuviel über die Handlung dieses Mysterienspiels italienischer Prägung zu verraten,
nur ein kurzer Abriss der Grundsynopsis dieses Giallo: Der Musiker Alberto
(Michael Brandon), Drummer einer – wir sind hier immerhin in den 70ern –
Fusion-Band lebt zwischen Jamsessions und der Beziehung mit seiner aparten
Freundin (Mimsy Farmer) dahin. Doch unvermittelt bricht das Böse in seine Welt ein: Alberto wird von einem rätselhaften, ihm vollends unbekannten Mann gestalkt.
Der unheimliche Verfolger lässt nicht locker. Als Alberto eines Tages die Leiche seines sinistren Stalkers findet, fängt der eigentliche Alptraum erst an. Denn gerade als er den Leichnam und die Waffe, mit der sein Verfolger getötet wurde, inspiriert, klickt im Dunkeln ein Fotoapparat und nimmt den vermeintlichen Beweis auf, dass der Drummer ein Mörder ist. Soweit so Hitchock....
Credit Bild: © Koch Media |
Bei „Vier
Fliegen..“ handelt es sich um den dritten full length-Spielfilm Argentos und gleichzeitig den Abschluss seiner ersten
großen Trilogie, der sog. „Animal Trilogy“
die mit „Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe/The Bird With The Crystal
Plumage“ und "Die neunschwänzige Katze“ begonnen wurde.
Im
Gesamtwerk Argentos eingeordnet, liegt dieser Film eher im oberen Mittelfeld -
immerhin folgten danach noch quintessenzielle Genre-Filme wie „Profondo Rosso“ oder
„Tenebre“. Die aus "Suprira" oder "Inferno" bekannten übernatürliche Elemente findet man in diesem Film noch nicht,
dafür die Grenzen der Plausibilität sprengende, wissenschaftliche Elemente als ein zentrales Handlungselement, in diesem Fall das umstrittene Verfahren der sog. Optographie, der Wissenschaft über die Fixierung des allerletzten Bildes, das ein Lebewesen vor
seinem Tod wahrnimmt.
Credit Bild: © Koch Media |
Wobei man auch anführen könnte, das all dies bloß der hitchcock´sche MacGuffin ist und eigentlich die berüchtigten "Murder Set-Pieces" und die hier verstärkt auftretende traum-/trance-ähnlichen Sequenzen, die nahe an einem experimentellen Kunstprojekt angesiedelt sind, im Mittelpunkt stehen.
Der den Abstieg Albertos in das Reich der Paranoia begleitende Score stammt übrigens von Maestro Ennio Morrcione, Regisseur und Komponist überwarfen sich jedoch im Laufe der Fertigstellung des Films und
sollten die nächsten 25 Jahre nicht mehr zusammen arbeiten.
Insgesamt ist "Vier Fliegen" ein rares Kult-Kleinod, das viele von Argentos Signatures vereint und im Genre trotz der fragmentierten Handlung vor allem aufgrund seines Styles und der formalen Umsetzung zu den besseren Streifen der "gelben Reihe" zählt.
Die
Qualität der von Koch präsentierten Fassung ist im Hinblick auf das Alter des Films
sehr gut. Eine
Bonusdisc mit Zusatzmaterial freut den Sammler, das Highlight hierbei ist - neben den üblichen Standards wie Trailer, Teaser, Bildergalerie - vor allem ein knapp
halbstündiges Featurette mit Filmkritiker Antonio Tetori und insbesondere die spielfilmlange (92. Min !) Doku "Der Fall mit den vier Fliegen“ bei
dem sowohl Argento höchstselbst,als auch Luigi Cozzi und Italowestern-Ikone Bud Spencer, der im Film einen kleineren Part hat, zu Wort kommen.