Dienstag, 17. Juli 2018

Monte Hellman´s ASPHALTRENNEN – TWO-LANE BLACKTOP Mediabook

Credit Coverbild: © Koch Media
Scheinbar ziellos cruisen „The Driver“( James Taylor) und „The Mechanic“ (Beach Boy Dennis Wilson in seiner einzigen Filmrolle)  in ihrem titelgebenden Blacktop durch den Südwesten der USA. Die beiden haben sich nicht viel zu sagen und meistens beschränken sich ihre Dialoge, die oft eher in Monologe abgleiten, auf Details über ihr Auto oder die Gefährte anderer ebenso anonymer Personen. So tingeln die beiden in ihrem alten und abgewrackten Auto, das jedoch ordentlich PS unter der Haube hat, herum, immer auf der Suche nach einem schnellen Straßenrennen um so ein bisschen Geld fürs nächste Mittagessen in einem schäbigen Diner oder Roadhouse zusammenzubekommen. Begleitet werden sie dabei von dem „Girl“(Laurie Bird), ebenso eine Ausgestoßene die sich mit kleinen Gaunereien über Wasser hält. Als diese illustre Gruppe auf „GTO“ (Warren Oates) trifft, kommt es zu einem Wettrennen quer durch den Südwesten um die Fahrzeugpapiere des Verlierers.
Credit Bild: © Koch Media
„Freedom´s just another word for nothing left to lose“ wusste schon Kris Kristofferson in seiner Ballade von Booby McGhee. Und diese aussichtslose Form (vermeintlicher) Freiheit ist auch das beherrschende Thema in Monte Hellmans desillusioniertem Roadmovie von 1971. Die Straße auf der „The Driver“ und „The Mechanic“ unterwegs sind führt nicht ins gelobte Land sondern direkt ins Nirgendwo, wonach die beiden überhaupt suchen erfährt der Zuschauer ebensowenig wie ihre  „echten“ Namen, Identitäten scheinen austauschbar.
Während Peter Fondas und Dennis Hoppers  Biker in „Easy Rider“ aus der Gesellschaft aussteigen wollten, bleibt die Motivation der Hauptfiguren bei Hellman nebulös.
Überhaupt sind die Autos wichtiger als alles andere in diesem Film: sie sind wichtiger als Frauen und auch wichtiger als Worte und Taten. Dennoch geht es dem Regisseur zu keinem Zeitpunkt um „high octane car“-Action, der deutsche Titel „Asphaltrennen“ ist daher auch ein wenig irreführend.
Credit Bild: © Koch Media
Hellman  ist weniger im Grindhouse als im Independent Arthouse zuhause; furios gefilmte Stunts wie in „Vanishing Point“ aus dem selben Jahr gibt es hier somit nicht. Sämtliche Rennsequenzen sind unspektakulär gefilmt, der Soundtrack (trotz hoher Qualität der Interpreten wie z.B. Kris Kristofferson) bleibt stets im Hintergrund und wird durch die Dialoge überschattet. „Two Lane Blacktop“ ist die ganz große  Road Move-Elegie. Die obligatorischen Versatzstücke und Topoi des Genres weichen einer Camus-artigen existenzialistischen Beobachtung von trostlosen Existenzen und gescheiterten Personen( ähnlich wie in „Der Fremde“). Am Schluss fühlt sich der Zuseher genauso wie die Charaktere im Film, die halb gelangweilt halb antriebslos durch den Film schleichen bzw. tuckern.Und auch wenn der Film stellenweise an eine extreme Geduldsprobe grenzt - als unromantische Betrachtung der Post-68er und Versinnbildlichung der Ziellosigkeit einer ganzen Generation funktioniert diese frühe Errungenschaft des Independent-Kinos perfekt. 
Credit Bild: © Koch Media
Uneingeschränkt gelungen ist hingegen die neue Mediabook-Version dieses Kleinods. In der von Koch Media bereits bekannten Sammleraufmachung kommt Hellmans Film erstmals als Blu ray heraus; eine Bonus DVD mit Extras wie Trailer, Audiokommentar, Featurettes, Videopiece "Sure Did Talk to You", Screentests, Bildergalerie sowie eine weitere Disc dem Film in der DVD-Variante sind ebenso dabei wie ein nettes Booklet.
Die HD-Version präsentiert den Streifen in hervorragender Qualität und macht das Release zum Must für Kult-Enthusiasten, auch wenn sie schon frühere Versionen von Hellmans Straßen-Elegie zuhause haben.