Credit Bild: © Blaine Clausen Universal Music Concord Music Group
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There’s something very
primordial within the art form,” … “Nobody gets away from the infectious allure of those
straight-ahead licks!” - Billy F.
Gibbons
Von einem
Blues-Revival zu sprechen, wäre angesichts der weitgehenden Exklusion dieses
Genres im Mainstream wohl eine Spur zu weit gegriffen - dennoch ist es
auffällig wie viele Künstler sich gerade in jüngster Vergangenheit zurück auf ihre eigenen Roots und die des
Genres Rock N´ Roll besinnen und einer puristischen Interpretation dieser uramerikanischen
Musikrichtung nachgehen. Man denke etwa an Rick Springfeld mit seinem jüngsten
„Snake King“-Projekt oder nicht zuletzt an die Rolling Stones mit ihrem besten
Album seit Jahren „Blue & Lonesome“.
Jüngster in
diesem Bunde ist der Reverend Willy G. aka Billy F. Gibbons von der „little ol´
band from Texas“ ZZ TOP, der mit dem programmatisch betitelten „The Big Bad
Blues“ sein zweites Soloalbum abseits seiner Stammband veröffentlicht.
Wobei sich
der Rev. ja streng genommen nicht auf das Genre mit dem so gut wie alles in der
zeitgenössischen Populärmusik einst seinen Anfang nahm rückbesinnt – denn den Pfad der reinen, blauen Lehre hat er letztlich
nie verlassen, war doch selbst das allererste ZZ TOP Album von 1971 tiefst
verwurzelt nicht nur im Rio Grande seines Heimatstaates sondern auch im Blues. Die
Gleichung „classic blues“ und Gibbons ist jedenfalls eine, bei der nichts
schiefgehen kann, eine sichere Bank. Der
afro-kubanisch inspirierte Vorgänger „Perfectamundo“ war zwar weitaus
experimenteller als es „Big Bad Blues“ ist, hinterließ beim Hörer jedoch einen
sehr gemischten Eindruck. Ganz anders der zweite Solostreich des Texaners, bei
dem Gibbons vollends in seinem Element ist.
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Bei der
Songauswahl folgte Gibbons nach eigenen Angabe der Prämisse “Something old, something new, something
borrowed, something blue,” und vereint in den 11 Songs der Platte sowohl Covers
von Genre-Klassikern als auch Neukompositionen – darunter auch eine von seiner
Gattin Gilligan Gibbons geschriebene Nummer, der Opener “Missin´Yo Kissin´”:
Track list (alle Songs von Billy Gibbons außer wenn
anders anggeben /in Klammern):
1)Missin’ Yo’ Kissin’
(Gilligan Gibbons)
2)My Baby She Rocks
3)Second Line
4)Standing Around
Crying (Muddy Waters)
5)Let The Left Hand
Know…
6)Bring It To Jerome
(Jerome Green)
7)That’s What She Said
8)Mo’ Slower Blues
9)Hollywood 151
10)Rollin’ and
Tumblin’ (McKinleyMuddy Waters)
11)Crackin’ Up (Ellas
McDaniel(Bo Diddley))
Interessant
ist, dass sich die neuen Tracks vollkommen nahtlos neben den wohlbekannten Klassikern
einordnen; das Album wirkt aus einem Guss, die Grenzen zwischen den
Legacy-Liedern wie etwa dem oft gecoverten „Rollin´And Tumblin“ von Muddy
Waters, das eine Neudeutung nah an den typisch-rockigen ZZ TOP-Interpretation
des 12 Takte-Schemas
erhält und
einem neuen Song wie dem dirty Shuffle von „My Baby She Rocks“ verschwimmen.
Begleitet
von Kollegen wie Ex-Guns N´ Roses Member Matt Sorum und Greg Morrow an den Drums, Mike Flanigin an den Keys, Joe
Hardy am Fender Bass , Elwood Francis an Harmonika und Gitarre sowie James
Harman an der Harp zieht Gibbons die Noten von gaaaaaanz tief unten – einem
Ort, der in der oft steril-modernistischen Variation des big city Blues
gänzlich unbekannt scheint. Wie bei den Aufnahmen der 50er swingt auch hier die
Rhythm Section locker und gleichzeitig präzise wie ein Uhrwerk, Gibbons
grollende Vocals proklamieren was „all night long“ so alles passieren kann, das
Mississippi Saxophone bläst in bester
Tradition eines Little Walter und aus diesem dichten Klangteppich schälen sich
die Licks des Reverend in bekannter Lässigkeit.
„The Big
Bad Blues“ klingt beinahe wie eine lange verschollene Chess Records LP– nur mit
mehr dreckiger Distortion im Gitarrensound.
Dies macht
Gibbons zweite Soloplatte zur bislang besten Veröffentlichung des Genres in
diesem Jahr. Ein Herzensprojekt und ein leidenschaftliches Album; ja der blaue
Hghway er führt von Dallas direkt nach Chicago.
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