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Gibbons verbindet seinen sorgsam kultivierten Blues-Rock
mit afro-kubanischen Rhythmen. Eine überraschende Kombination, deren Ursprung
man in der Biographie des Mannes aus Texas findet: schon in seiner Jugend
begeisterte er sich für diese Musik, studierte gar die hohe Kunst des Percussion-Spiels
unter der Ägide Tito Puentes. Ein Einfluss, der im ZZ Top-Sound nicht eben omnipräsent
war, der jedoch scheinbar so profund war, dass Gibbons sein erstes Album ohne
Dusty Hill und Frank Beard ganz ins Zeichen jener Musik stellt.
Wenn Gibbons seine Bluesgitarre laid back vor einem emsigen
Latin-Background erklingen lässt,
gemahnt das immer wieder an den frühen Santana der Sechziger. Maracas, Congas
und Bongos spielen ihren ganz eigenen Groove, die Hammond B-3 blubbert im Background
nur um im nächsten Moment scharf akzentuierend nach vorne zu schnellen. Zusammen bildet dies einen
extrem dichten, karibisch bis afro-kubanisch beeinflussten Soundteppich, durch
den sich tief im Delta verwurzelte Riffs
ihren Weg bahnen - oder es zumindest versuchen.
Denn die Verschmelzung von Blues Rock und Latin-Sound gelingt
nicht durchgehend völlig reibungslos und fällt nicht immer so lässig wie bei
der das Album eröffnenden Slim Harpo-Nummer „Got Love If You Want It“ oder der
ersten Singleauskopplung „Treat Her Right“ aus.
Inmitten von lyrisch zweideutigen Songs blitzen zwar
immer wieder Riff-Fragmente auf, die es in ihrer vertrackten Rhythmik auch durchaus
auf ein ZZ Top-Album hätten schaffen können - doch allzu oft, werden diese im
nächsten Moment vom teils allzu gefällig-smoothen Latin-Sound begraben. So wirkt „Perfectamundo“ über weite Strecken überfrachtet und etwas zerfahren - sinnbildlich hierfür steht der Song „Quiero Mas Dinero“, der mit seinem Intro-Lick genial wie ein Stax-Soul Song beginnt, nur um dann urplötzlich den Groove zu ändern und mit einer vollkommen unpassenden Rap-Einlage zu befremden.
Inwieweit das „Perfectamundo“- Experiment als geglückt
anzusehen ist, hängt stark von der Affinität des Hörers zu Afro-Cuban-Sounds
ab. So manch eingefleischter ZZ-Fan wird wohl nicht viel mit Gibbons Solo-Exkurs
anfangen können, wenngleich das Album durchaus immer wieder starke Momente
hat. Der Reverend ist nicht der erste,
der die interessanten Möglichkeiten der feurigen Verbindung zwischen Blues-Rock
und Latin erkannt hat - in seiner Umsetzung bleibt vom exzentrisch-experimentellen
Solo-Debut des 65-Jährigen Texaners jedoch der Eindruck einer Platte, die -
wenn man die genialen Gastauftritte Gibbons der vergangen Zeit (siehe etwa Live
From Daryl´s House) betrachtet - nicht nur ganz anders hätte ausfallen können
sondern auch das Potential zu wesentlich mehr gehabt hätte.
Einige Monate nach dem ursprünglichen Release von
Gibbons´ Afro-Cuban-Blues-Rock-Experiment ist „Perfectamundo“ nun auch in der
Version für Black Gold-Enthusiasten erhältlich:
Allerdings wird das bekannte Album nicht um zusätzlichen
Content erweitert; keine Bonus Tracks
und auch keine aufwändige Picture Disc, wie sie ja zu so einem stylischen
Musiker wie Gibbons passen würde - weshalb letztlich eher der Eindruck eines Standard-Vinyl-Releases bleibt.