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Bild: © Ross Halfin Universal Music
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Vor 31 Jahren
wussten überwiegend die eingeweihten Insider der L.A. Hard Rock Szene Bescheid:
In den Clubs des Sunset Strips gab es da eine kleine Band, die wilder, unberechenbarer
und schlichtweg besser war als so gut wie alles was in Sachen R N´R seit den
späten Siebzigern aus Kalifornien gekommen war. Guns N´ Roses, aus den
Überresten der Lokalgrößen L.A. Guns und Hollywood Rose entstanden, hatten sich
einen Ruf als großartiger Liveact in den verrufenen Teilen der Stadt erspielt und
standen an der Schwelle zum Durchbruch. Der sollte ihnen dann mehr oder minder über
Nacht auch gelingen und zwar gleich mit ihrem Major Label Debut, dem programmatisch
betitelten „Appetite For Destruction“. Die Platte machte sie zu absoluten Superstars und gilt vielen bis heute als ihr Magnum Opus sowie als einer der besten Alben der 80er.
Der
Gunners-Sound war so dreckig wie die Straßen vor den Strip Clubs von L.A.:
Ein Gemisch
aus Bekanntem - Stones, Blues und klassischem Hard Rock sowie Punk- jedoch mit
einer solchen Intensität und Originalität dargeboten, dass die Band eine eigene
Klangidentität kreieren konnte: Axl Roses Oszillieren zwischen teils orgiastischem Kreischen und klassischem Rock-Balladeer; der ungemein räudige Gitarrensound von Hutmeister Slash und Izzy Stradlin, der erdige, songdienliche Bass Duff McKagans und die durchschlagenden Drum Fills von Steven Adler - ja, damals war keiner besser als G N´R.
Die handwerklich erstklassigen Songs
über billigen Alkohol, Heroin, gescheiterte Existenzen und ganz generell die Schattenseiten der glitzernden Stadt der Engel machten „Appetite“ zum Epos aus der Gosse, der rauen ungebügelten Antithese zum ungleich glatteren Hair Metal-Mainstream. Dank dem Hitsingle-Triumvirat
aus „Welcome To The Jungle“, „Sweet Child O´Mine“ und „Paradise City“ wurde
die Platte zum Superseller und machte G N´R zur größten
Hardrock-Band des Planeten; zumindest für kurze Zeit, denn der Höhenflug sollte
nur wenige Jahre andauern. Nun - im
Jahr nach dem eigentlichen großen Jubiläum dieser wegweisenden Platte und während die an ehemals heillos zerstrittene Band
wieder auf der „Not In This Lifetime“-Tour ist - wird der Klassiker reissued.
Auch Retrospektiv betrachtet verliert das Album nichts von seinem rauen Charme und die Reissue ist großartig gemacht und wird auch jenen langjährigen Fans gefallen, die bereits mehrere Versionen des Albums im Plattenschrank haben. Die attraktive Deluxe Version erinnert an eine Vinyl im Miniaturformat; Zieht man das Slipcase aus dem Hochglanzschuber kommt das berüchtigte und einst zensierte „Robot Rape „-Cover zum Vorschein (das ebenfalls ikonisch gewordene Cover mit dem Kreuz und den Totenköpfen wurde seinerzeit nur genommen, da man das ursprünglich intendierte Gemälde als zu kontroversiell ansah). In diesem Slipcase mit Gatefold stecken zwei Disc und ein Booklet
mit einigen Shots aus der Frühphase der Band
Disc 1
enthält das bereits bekannte Album in neu remasterter Version; bereits dieursprüngliche LP klang ja sehr gut, die neue Reissue ist aber klanglich ebenfalls ausgezeichnet, ganz ohne den Höreindruck verfälschende Änderungen (Stichwort: loudness wars). Disc 2 heißt
„B-Sides, Eps & More" und enthält genau, was der Titel verspricht: gesammelte Raritäten: Live Tracks (wie etwa das Abrissbirnen-AC/DC-Cover "Whole Lotta Rosie", die 1986er "Sound City Sessions, frühe Akustik-Versionen bekannter Songs (wie etwa "Move To The City" sowie das bislang offiziell unveröffentlichte„Shadow Of Your Love“, der es damals nie auf ein reguläres Release der Band schaffte.
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Coverbild: © Universal Music
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Es ist fraglos eines der besten Debutalben ever und bleibt auch 3 Jahrzehnte nach dem Release eines der komplettesten
Werke der letzten Hochphase des Hard Rock.
Das oft
bemühte Klischee „still sounds fresh today“ trifft hier vollends zu.