Mittwoch, 6. Juni 2018

60 Jahre 'Burst: Das Standardwerk zu einer der legendärsten Gitarren der Rockgeschichte


 Credit Coverbild: © Hal Leonard
The Times They Are A-Changin´ - das wusste schon vor einigen Jahrzehnten ein gewisser Robert Zimmerman. Nun hat dieses unausweichliche Phänomen  auch die an sich unumstößliche Ikone der einstigen Jugendbewegung Rock N´ Roll erreicht: die elektrische Gitarre. Neben der zunehmenden Verdrängung des Instruments aus Musikvideos und Mainstream-Hits ist sicher die Finanzkrise des Instrumentenherstellers Gibson einer der wesentlichen Marksteine im oft kolportierten „Niedergang“ der E-Gitarre. Die traditionsreiche US-Firma kommt ja schon seit geraumer Zeit einfach nicht aus den Negativ-Schlagzeilen. Was man schon lange befürchtete, ist im letzten Monat schließlich Realität geworden: Gibson musste Insolvenz anmelden und wird nun weitreichend umstrukturieren.
Ob all dieser Hiobsbotschaften sollte man jedoch nicht auf ein wichtiges Jubiläum vergessen. Ironischerweise feiert genau heuer eines der berühmtesten und bekanntesten Gitarrendesigns Gibsons – die Les Paul – ein spezielles Jubiläum. Vor genau 60 Jahren kam nämlich die erste seriengefertigte Sunburst Les Paul aus dem Gibson-Werk in Kalamazoo. Was insofern bedeutsam ist, als dass ebenjene Gitarren in der an Violinen erinnernden Lackierung, einen geradezu mythischen Ruf genießen. Aufgrund der legendären Klangeigenschaften und den ikonischen Aufnahmen, auf denen sie eingesetzt wurden (von den Heroes Clapton, Page, Beck, Gibbons, Richards, Taylor,Kossoff, Moore und und und), zählen diese „Stradivaris des Rock und Blues“ zu den Holy Grails unter den Gitarren.

Und das wohl wichtigste Fachbuch über diese Kultgitarre ist „Beauty Of The Burst“ (kurz BOTB) des Japaners Yasuhiko Iwanade. Ein Buch, das in Gearhead-Kreisen mittlerweile selbst Kultstatus genießt. Die englische Version des ursprünglich nur in Japan erhältlichen Buchs erschien vor genau 20 Jahren und stellte eine der ersten detailreichen Auseinandersetzungen mit dem Instrument dar. Das Vorwort verfasste Ted McCarty, der lrgendäre ehemalige Gibson-Präsident, in dessen Amtszeit viele der noch heute populären Designs entstanden. Iwanade ist ein absoluter Experte auf dem Burst-Gebiet und stellt - dank seiner fabelhaften Connections- eine ganze Reihe bemerkenswerter Exemplare in seinem Buch vor - darunter einige prominente Sechssaitige wie Billy Gibbons' Pearly Gates, die "First Burst" von Slash oder die Joe Perry Burst (die zwischenzeitlich ebenfalls mal im Besitz von Hutmeister Slash war und im Guns N' Roses Musikvideo zu "November Rain" zu sehen ist).

Iwanades detailreiche Beschreibung der optischen wie baulichen Eigenheiten gleicht dabei der Schilderung von Exponaten in einem naturwissenschaftlichen Buch oder den Ausführungen eines Weinliebhabers. Egal wie klein ein Detail der Les Pauls erscheinen mag, Iwanade führt es an - von der verwendeten Hardware über die unterschiedlichen Maserungen der Ahorndecke bis zu den chemischen Gründen für das unterschiedliche Fading/Verblassen der Lackierung. Man merkt beim Lesen die schiere Begeisterung Iwanades für sein Thema. Interviews mit Szenegrößen (Tom Wittrock oder Vic Da Pra) sowie Celebrity-Burst Fans wie Billy Gibbons runden das Buch ab.

So wird  BOTB nicht nur zur bibliophilen Huldigung an ein Kultinstrument sondern geradezu zur wissenschaftlichen Ressource zum Thema. 
Von Gibson gibt es sogar Neuauflagen mancher in BOTB zu bestaunenden Les Pauls.
In der Zwsichenzeit gibt es zwar viele weitere Bücher über die ikonischen Bursts (siehe etwa Burst Believers oder Sunburst) - doch Iwanades Buch ist nach wie vor ein absolutes Standardwerk, das auch heute - mehrere Jahrzehnte nach der Erstveröffentlichung - noch immer die Nummer 1-Ressource  über diese sagenumwobenen Gitarren darstellt.
Ein Buch für Liebhaber, das nicht nur die erste Adresse für Infos zu den 58er-60er Les Pauls darstellt, sondern auch ein persönlicher Guide für alle jene ist, die nach der perfekten „Lester“ für sich selbst suchen.