Mittwoch, 20. Dezember 2017

THE ROLLING STONES - ON AIR

Credit Bild: © Universal Music
The Revolution will be broadcasted.

In den 60er-Jahren des vorigen Jahrhunderts wurden die Radiosendungen der öffentlich-rechtlichen BBC zu einem der wichtigsten Kanäle um die neue Beatmusik in die Wohnzimmer des britischen Empire zu bringen.
Radio Airplay bei der einflussreichen und reichweitenstarken Institution,  das war in Zeiten der alten Rundfunkmonopole und limitierten Kommunikationswege mit dem Publikum zudem eine der wesentlichsten Ingredienzien des Erfolgs von aufstrebenden, jungen Bands der Brit-Musikszene.
Kurz nachdem der erste Schock der stiff upper lip-Fraktion über die  Pilzköpfe aus Liverpool etwas abgeklungen war, schmetterten  - nachdem ihre ursprüngliche Bewerbung abgelehnt wurde - so plötzlich die „noch viel schlimmeren“ Rolling Stones aus den Lautsprechern - und ließen ob der Begeisterung, die sie beim jungen Publikum entfachten, wohl so manch konservatives Elternteil zum „mother´s little helper“ greifen.

 „The Rolling Stones - On Air“ ist  nun die Chronik jener Zeit und vereint - in der Deluxe Doppel CD-Version dieses Releases - 32 ursprünglich via BBC Radio ausgestrahlte Songs des vermeintlichen Sittenverfalls aus den Jahren 1963 - 1965.
Credit Bild: © Universal Music
Im letzten Dezember veröffentlichten die Steine mit „Blue & Lonesome“ ja ein Album, das sie zurück zu ihren Wurzeln als reine Blues-Band führte -  „On Air“ geht, genau ein Jahr später, sogar noch einen Schritt weiter und ist  eine Audio-Zeitkapsel in die Anfangsphase der Band mit Brian Jones aka Elmo Lewis. 

Bei Gigs in Londoner Clubs hatten Jagger, Richards, Jones, Wyman, Watts und Stewart zwar schon ihren die frühen Jahre prägenden, zwischen zeitgenössischem Beat und tiefem Blues angesiedelten Sound herausgearbeitet -  die endgültige Richtung der Stones war jedoch noch nicht in Stein gemeißelt.
„On Air“ ist eine Momentaufnahme  dieser Frühphase, die jedoch  keine herkömmliche Best Of-Compilation der „early days“ darstellt. Vielmehr sind hier „Satisfaction“ oder „The Last Time“ eher die Ausnahme. Im Zentrum stehen Covers der von den Stones verehrten Idole: So spielen sie natürlich Chuck Berry-Nummern, wie die allererste  Stones-Single „Come On“, „Roll Over Beethoven“,  „Around And Around“ oder „Memphis,  Tennessee“.
Hinzu kommen viele Chess-Records-Blues-Songs - von  Muddy Waters´ „I Can´t Be Satisfied“ bis zum  Instrumentaljam bei „2120 South Michigan Avenue“. Und natürlich Jaggers Demonstrationen des ultimativen Blue Eyed Souls bei „Everybody Needs Somebody To Love“ oder Solomon Burkes „Cry To Me“.

Credit Coverbild: ©  Universal Music

„On Air“ richtet sich somit weniger an Stones-Gelegenheitshörer, die nur die auch im Mainstream bekannten Hits hören wollen, sondern  an die Stones-ologen und Sammler. Die bekommen überaus tight gespielte Versionen von Highlights der frühen Alben und eine ganze Reihe Raritäten und Blues-Deep Cuts –in einem ansprechenden Set, das eine
hungrige Band an der Schwelle zur späteren Legendenwerdung zeigt.