Credit Coverbild: © Universal Music |
Ganze 16 Jahre
sind ins Land gezogen seit dem letzten Soloalbum der
Mikrofon-Lasso-schwingenden Who-Legende Roger Daltrey. Nun erscheint mit „As
Long As I Have You“ sein neues Opus bei Universal/Polydor. Wobei Soloalbum je
nach Betrachtungsweise ein wenig zu relativieren ist - immerhin hört man auf fast
jedem der Tracks Pete Townshend an der Gitarre. Nach den Zeiten von „My Generation“
oder „Who Are You“ klingt die Platte dennoch über weite Strecken nicht.
Lediglich eine Nummer( „How Far“) gemahnt explizit an diese Ära und wirkt wie
ein solides, wenn auch nicht sonderlich spektakuläres
Outtake der Spätsiebziger-Phase der Band.
Für
Daltrey heißt es nun - ähnlich wie bei manch anderen seiner britischen
Legenden-Kollegen - back to the roots.
Und dieser Weg führt ihn in eine Zeit als Townshend noch nicht seine Gitarre in
den Marshall Amp donnerte. Es geht zurück zu seinen ganz frühen Influences und die liegen u.a. im klassischen Soul. Es sind die unverwechselbaren und eigentümlichen, in Tremolo und
Reverb gebadeten Sounds jener Zeit, die den aggressiveren Mod-Rock der jungen Engländer einst befeuerten.
Ohne
gesteigerte Nostalgie sondern vielmehr mit beeindruckender Energie brilliert
Daltrey auf „As Long As I Have You“ in
den unterschiedlichen Spielarten dieses Genres.
Sixties Southern Soul
gibt es etwa bei der Joe Tex-Nummer „The Love You Save“, ein Song der auch heute sehr aktuell erscheint.Country-Soul hört man bspw. auf „Where Is A Man To Go“, bei dem Daltrey , nach einem
Streit mit seiner Liebsten – zumindest in den Lyrics – in einer Bar trauige Lieder
in der Jukebox anhört und sich fragt wieviele Tränen er für 10 Dollar wohl kaufen kann.
Credit Bild:© Steve Schofield Universal Music
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Der
Dampframmen-Soul des Openers und Titeltracks gemahnt stark an Joe Cocker.
Der Drive, der hier aus dem Zusammenspiel aus Daltreys bemerkenswert energetischer Stimme,
den Background Girls, der schmetternden Brass-Section und den Gitarren entfacht wird, ist
enorm. Ähnlich schmissigen Soul hat man zuletzt bei Mick Hucknall vor ein paar Jahren gehört und da hatte der
Gesamtklang weitaus mehr Popsensibiltät als bei der urwüchsigen Variante, die Daltrey bevorzugt.
Harten teils funkigen Soul gibt’s bei Stevie Wonders „You Haven´t Done Nothing“ oder bei der Daltrey-Eigenkomposition "Certified Rose".
Als Kontrast zeigt sich Daltrey aber auch als Storyteller bei zwei aufs Allernötigste reduzierten Balladen - darunter Nick Caves "Into My Arms" - man vernimmt nur Daltreys Stimme und ein Piano; eindringlich, gerade weil dem Song durchaus ein eigener Spin gegeben wird, dennoch ist das Original besser, vielleicht auch weil Daltreys Stimme zu anderen Stücken besser
passt.Das ändert aber nichts daran, dass "As Long As I Have You" ein hervorragendes und kraftvolles Blue Eyed Soul-Album ist.