Donnerstag, 18. April 2019

FRANCIS ROSSI – ICH REDE ZUVIEL Die Autobiographie

Credit Coverbild: © Hannibal Verlag
Dass Status Quo-Veteran Francis Rossi von sich selbst sagt, dass er zuviel redet und seine neu erschienene Autobiographie folgerichtig benennt, lässt ja einiges erwarten - insbesondere da sich dieses Buch auf einem in diesem Genre übersättigten Markt wiederfindet. Und tatsächlich ist diese Retrospektive des unlängst 70 gewordene Musikers eine Story die zwar der sattsam bekannten Erzählung der mit zunehmendem Erfolg einhergehenden Exzesse der Rockstars keine neuen Facetten hinzufügt, bei der sich der Autor jedoch wie angekündigt kein Blatt vor den Mund nimmt.

In seinem aktuellen Buch spannt der Gitarrist und Sänger in seiner für ihn typischen, britischen  Art einen erzählerischen Bogen von seiner frühen musikalischen Erweckung über die ersten Schritte mit Quo (damals noch im zeitgeistigen Psychedelic Pop-Gewand) hin zur Kultivierung des legendären Boogie-Sounds, für den er und Rick Parfitt berühmt wurden bis hin zum tragischen Ende dieses legendären Duos (sein Quo-Counterpart starb im Dezember 2016).

Wer Rossi aus früheren Interviews kennt, weiß dass der Brite mit einem überaus trockenen Humor ausgestattet ist - dieses Augenzwinkern gepaart mit einer auffallenden Abgeklärtheit zieht sich wie ein roter Faden durch diese kompakte, schnörkellose Musiker-Bio. Nur gut 295 Seiten braucht Rossi für seine Geschichte. Bemerkenswert ist dabei vor allem auch, wie unsentimental er das eigene Leben Revue passieren lässt. Während ähnlich gelagerte Werke prominenter Künstler eher „Amarcord“-artige Aufzeichnungen sind, wirkt dieses Buch so direkt und unverblümt wie ein Quo-Song. Interessant ist neben einigen raren Fotos vor allem Rossis Sichtweise auf das stetig im Wandel begriffene Musikbusiness, dass er süffisant kommentiert. Eigene Verfehlungen klammert er bewusst nicht aus, sondern  schildert plastisch die Abgründe seines Rockstar-Daseins, etwa beim Verlust seiner Nasenscheidewand durch ausufernden Kokainkonsum.
In die Tiefen von „The Dirt“ steigt diese Bio zwar nicht hinab, die entwaffnende Ehrlichkeit Rossis und seine individuelle Sichtweise auf einige der aufregendsten Jahrzehnte der Musik-Szene machen „Ich rede zuviel“ jedoch nicht nur zur Bettlektüre langjähriger Status Quo-Fans.