Dienstag, 16. April 2019

1001 GUITARS TO DREAM OF PLAYING BEFORE YOU DIE


© Octopus Publishing Group
Sie sind seit geraumer Zeit ein Trend in der Buch-Branche: die sog. Bucket-List-Bücher, also jene Werke, die dem geneigten Leser mit dezenter Torschuss-Panik zeigen, welche Experiences er unbedingt gehabt muss, bevor das Leben vorbei ist. Es sind Titel der Marke „100 Orte, die man besucht haben muss“, „500 Gerichte, die man in der heimischen Küche zubereitet haben sollte um sich Gourmet zu nennen“ oder „Die wichtigsten Filme für echte Cineasten“. Gemein ist ihnen allen die Auswahl eines Kanons, die den einen viel zu subjektiv ist, immer wieder jedoch durchaus gute Anregungen für persönliche Reisen oder das Entdecken seltener Kulturgüter beinhalten kann.

Nun gibt es ein solches Buch auch für Musiker, insbesondere für Freunde der sechs Saiten vulgo Gitarristen. Der kompakte dafür aber umso dickere Softcover-Band „1001 Guitars To Dream Of Playing Before You Die" (Octopus Publishing) kommt ganz ohne penetrante „carpe diem“-Ideologie aus und zeigt eine beinahe allumfassende Auswahl klassischer wie moderner Errungenschaften des Instrumentenbaus – und zeichnet nebenbei die Entwicklung der Gitarre zum kulturellen Symbol nach. Dass dieses Buch schon im Titel eine gewisse Einschränkung („to dream of playing…) enthält ist nur folgerichtig: denn selbst wer sehr viel Lebenszeit in Gitarrengeschäften rund um den Globus vom Guitarpoint im Maintal bis zu Norman´s  Rare Guitars in LA verbringt, wird nicht alle Instrumente, die in diesem Buch vorgestellt werden, spielen können. Autor Terry Burrows konzentriert sich nämlich nicht ausschließlich auf die ganz großen Namen wie Gibson, Fender und Gretsch und die „holy Grails“ wie 59er Les Paul oder „Blackguard“-Telecaster sondern zeigt auch skurrile Instrumente und selbst Gitarrenprotypen von 1838.
So wird dieser Band zum Streifzug durch fast 200 Jahre in der sich die Gitarre vom akustischen Instrument mit relativ geringer Lautstärke zur stadion-erschütternden Design-Ikone gewandelt hat.  Zwar hätte man sich als Leser mehr Detailbilder, insbesondere
bei den sehr raren Guitars gewünscht und das Thema hätte auch ein großes coffee table-Format gerechtfertigt, doch interessant ist diese Zeitreise in Buchform für Musiker in jedem Fall.