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Credit
Bild: © Norman Seeff Insight Editions
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Wer sich wenig
für den klassischen Westcoast-Singer/Songwriter-Pop der 60er/70er interessiert
oder die markanten Gesichtszüge der aparten Frau hinter den dunklen
Sonnengläsern auf dem Bild oben nicht erkennt, könnte diesen neuen Großformat-Band
von Starfotograf Norman Seeff durchaus für eine Aufnahme eines Models der 70er
oder eine Fashion-Retrospektive halten. Tatsächlich handelt es sich hier jedoch
um das fotografische Portrait einer kanadischen Musik-Ikone, der Seeff mit „Joni: The Joni Mitchell Sessions“ ein bibliophiles
Denkmal gesetzt hat.
Ein Buch
mit einer einzigen, alles umfassenden Hauptdarstellerin? Ein Werk, das den alleinigen
Fokus nicht auf eine Band, ein Konzert-Event oder eine legendäre Aufnahmesession
sondern nur auf eine einzige Person legt - kann das gut gehen ? Funktioniert so
etwas ohne redundant zu werden ? Norman Seeff – seines Zeichens einer der
prominentesten Vertreter der modernen Fotografie und Art Director u.a. beim
Exile On Main Street-Cover der Rolling Stones – hatte da selbst so seine Zweifel.
Erst sein italienischer Kollege Guido Harari überzeugte ihn, dass die vielen ausführlichen Foto-Sessions, die Seeff
mit Joni seit den 70ern konzertiert hatte, unbedingt als eigener Bildband
released werden müssten. Das Ergebnis ist nun im US-Verlag Insight Editions erschienen
und man muss sagen, dass dieses Konzept absolut perfekt funktioniert. Sogar so
gut, dass dieser 250-seitige coffee table-Band zu den bemerkenswertesten seiner
Gattung zählt.
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Credit Bild: © Norman Seeff Insight Editions |
Dass der kunstaffine
Leser einen solchen Eindruck gewinnt hat gleich mehrere Gründe. Zum einen liegt
es natürlich an dem einzigartigen Stil, mit dem Seeff seine Fotos schießt.
Den Aufnahmen
des südafrikanischen Meister wohnt eine expressive Kraft inne, die künstlerisch
jedoch zu keinem Zeitpunkt gekünstelt wirkt. Zum anderen grenzen sich diese
Aufnahmen von anderen Rock N´Roll-Photographers durch die Verwendung von Stilmitteln
aus der Modern Art-Szene wie Farbstrichen auf den Kontaktabzügen; all dies
unterstreicht den Charakter eines Kunstprojekts. Die hier gezeigten
Aufnahmen fangen zudem die fragile Schönheit Mitchells perfekt ein. Der
Betrachter merkt, dass sich die kanadische Songwriterin vor Seeffs Kamera sichtlich
wohlfühlt. Sie lacht, malt oder raucht. Hier gibt es keine unnatürlich
anmutenden Posen, die Grenze zwischen dem Setting einer Foto-Session und einem
ganz normalen (All-)Tag im Hause Mitchell verschwimmen. Die Bilder sind zudem teils
wirklich sehr intim - wie etwa Joni beim Schwimmen im privaten Pool – jedoch ohne
voyeuristisch zu wirken.
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Credit Bild: © Norman Seeff Insight Editions |