Sonntag, 30. Oktober 2016

Throwback Sunday: VENUS IN FURS von JESS FRANCO

Jess Franco. Ein Name der bei Freunden derber Exploitation-Kost ein Lächeln auf die Lippen zaubert und bei allen anderen entweder auf Unkenntnis oder auf totale Ablehnung stößt.
Wer den „Meister des Perversen“ bis jetzt nicht mochte wird auch mit „Venus in Furs“ , der bei uns unter dem Titel „Paroxismus“ bekannt ist, auch kein neuer Anhänger .
Dafür ist der Film nämlich viel zu typisch „Jess Franco“, was wiederum bedeutet dass der Film komplett untypisch verglichen mit anderen Streifen ähnlicher Genres ist und ihn letztlich somit jeglicher herkömmlicher (Film-)betrachtungsweise enthebt.


Der Jazzer (James Darren, bekannt aus „The Guns of Navarrone“) wird Zeuge eines SM-Rituals in der Villa eines pervertierten Adeligen(gespielt von, wie könnte es anders sein, Klaus Kinski). Dabei wird die „Hauptakteurin“ jedoch ins Jenseits befördert.
Das Gesehene lässt den von Selbstzweifeln geplagten Musiker nicht mehr los und als schließlich eines Tages der Leichnam der Ermordeten an den Strand angespült wird und einer der Mörder nach dem Anderen auf mysteriöse Art und Weise ins Gras beißt, glaubt er den Verstand zu verlieren….

Soviel zu Handlung, die sich jedoch mit fortschreitender Spielzeit des Films immer mehr verdichtet bzw. immer vielschichtiger wird - beinahe ist man geneigt von einer Exploitation-Variante von „Blow-Up“ zu sprechen. Francos Vorliebe für psychedelische Kameraeinstellungen und eine teils seltsam anmutende „rastlose“ Kamera, die scheinbar unwichtige Dinge mit hektischen Schwenks in den Fokus und damit ins Auge des Betrachters rückt, ist auch hier vertreten, wenn auch nicht in dem Ausmaße wie in „Vampyros Lesbos“ vom gleichen Regisseur.
Dennoch ist der Rausch aus Bildern und Musik (die Manfred Mann komponiert hat) noch abgedreht genug, dass man sich nach gut einer Dreiviertelstunde Spielzeit in einem ähnlich delirierenden Zustand wie der Hauptakteur wähnt.
Die Hauptdarsteller agieren ansprechend, allen voran natürlich Kinski(der allerdings nicht allzu viel Screentime bekommt) und Blickfang Maria Rohm.

Der ambitionierte Plot ist, leider wieder typisch für Franco, nicht ganz konsequent umgesetzt und bietet etliche Längen, die sogar die gerade mal 83 Minuten Spielzeit lang erscheinen lassen.
Sleaze-Fans, die eher des Regisseurs späteren Output bevorzugen, werden vermutlich auch etwas enttäuscht sein-Denn Franco gibt sich hier (noch ) nicht so exploitation-freudig wie in seinen Filmen einige Jahre später.
Mit Leopold von Sacher-Masochs Buch „Venus im Pelz“ hat der Film übrigens bis auf eine Frau die sich nackt im Pelz räkelt nicht viel zu tun.

Ob es sich bei „Venus in Furs“ um Francos Meisterwerk handelt, muss jeder nach dem Sehen des Streifens für sich selbst entscheiden.
Sehenswert ist der Film-Trip allemal und besonders der starke Schluss weiß zu überzeugen -  Hängen bleiben aber letztlich nur die psychedelischen Kamerafahrten und der interessante Soundtrack, dem aber vermutlich nur Jazzliebhaber etwas abgewinnen können.