Regisseur Martin Scorsese mit seinem Hauptdarsteller Robert De Niro
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Schapiro TASCHEN Verlag
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Mit von beinhartem Workout gestähltem Körper und dem Blick eines immer entrückter werdenden, jedoch ungemein entschlossenen Mannes steht der von Insomnie geplagte Vietnamveteran und Taxifahrer Travis Bickle (Robert De Niro) vor seinem Spiegel. Mit der Waffe in der Hand ist er, nachdem es ihm nicht gelingt sich in die zivile Gesellschaft einzugliedern, auf seiner ganz persönlichen Mission, den Großstadtmoloch vom „Abschaum“ zu säubern - ganz so wie der von ihm bei seinen nokturnen Fahrten durch das Herz der New Yorker Finsternis herbeigesehnte „große Regen“.
Es ist
dies nur einer der vielen eindringlichen Szenen aus Martin Scorseses 1976er
Kultfilm „Taxi Driver“, die sich unauslöschlich in das kollektive Gedächtnis
von Filmfans auf der ganzen Welt
eingebrannt haben. Jetzt feiert dieses Schlüsselwerk des amerikanischen Seventies-Kinos
sein 40-jähriges Jubiläum.
Dass Scorseses
fünfte Regiearbeit so gut gealtert ist, auch 4 Jahrzehnte nach seiner
Uraufführung noch immer fasziniert und im Gegensatz zu manch anderem New Hollywood-Streifen
noch immer begeistert, hat eine Vielzahl von Gründen.
Taxifahrer Bickle mit prominentem Fahrgast
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Einerseits
ist die Geschichte Travis Bickles filmhistorisch bedeutsam, markierte sie doch
den endgültigen Durchbruch sowohl für Hauptdarsteller Robert De Niro in einer
seiner intensivsten Performances als auch für den Regisseur selbst.
Andererseits
zählt „Taxi Driver“ auch zu Scorseses vielschichtigsten Werken:Während die Filme aus seiner Paradedisziplin, den epischen Gangsterdramen, vom amerikanischen Traum, dargestellt durch den Zerrspiegel einer kriminellen Welt, erzählen,
vereint „Taxi Driver“ gleich mehrere, ganz unterschiedliche Handlungsstränge und Topoi in sich.
Travis Bickle wird immer entrückter
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Neben dieser „crime“-Handlung ist „Taxi Driver“ jedoch auch ein intensives Außenseiterportrait (siehe der Subplot mit Wahlkampfhelferin Cybil Shepherd) , das mit seiner sensiblen, genauen Figurenzeichnung, die introspektiven Frühwerke Scorseses zitiert. Überdies ist Scorseses Film auch ein beinahe dokumentarisch anmutendes Zeitportrait eines New York, dass sein wahres, verzerrtes Antlitz erst zeigt, wenn die Sonne versunken ist. Martin Scorsese und Drehbuchautor Paul Schrader zeichneten das unglaublich dichte Bild einer im Verfall begriffenen Stadt, lange vor jeglicher „Zero Tolerance“-Politik oder Verbrechensbekämpfung eines Rudy Giuilani.
Ähnlich wie Michael Ciminos „The Deer Hunter“, ist „Taxi Driver“ zudem auch eine filmische Auseinandersetzung mit dem „Shellshock“-Phänomen (Kriegsveteranen-Traumata) und dem für viele Ex-Soldaten unbewältigbaren Kontrast zwischen dem Leben in Uniform und der Welt außerhalb des Schlachtfelds.
Zuletzt ist Scorseses aufwühlender Streifen jedoch auch eine bemerkenswert ausgefeilte psychologische Studie über (politischen) Extremismus- und Fanatismus - eine Thematik, die heute beinahe beängstigend aktuell wirkt.
Buch-Tip:
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Schapiro TASCHEN Verlag Steve Schapiro. Taxi Driver Paul Duncan (Hrsg.) Hardcover 24,6 x 37,4 cm 400 Seiten 19,99 € |