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Dass es Aerosmith-Frontröhre
Steven Tyler auf seinem allerersten Soloalbum weder zum Blues noch zum Hard
Rock sondern ins Country-Genre zieht, ist weniger verwunderlich als konsequent.
Denn amerikanische Roots-Musik bildete schon immer die Basis für den Sound seiner
Stammband und bereits 1987 nahmen Aerosmith einen der besten Song ihrer ganzen Karriere
mit Country-Legende Willie Nelson auf: das von Tyler geschriebene „One Time Too
Many“, das als langsames Cowboy-Lament beginnt, nur um in vollverzerrtem
Bluesrock zu enden.
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Umso gespannter
durfte man auf das lange angekündigte Solowerk Tylers sein - das erste in seiner im 5.Jahrzehnt angekommenen Karriere. Die bereits
im Vorjahr veröffentlichte erste Singleauskopplung „Love Is Your Name“ verhieß
erst einmal nichts Gutes und erging sich in poppigem „Country“ - wenn man es denn so nennen
will - der sich allzu stark am gängigen Nashville-Mainstream orientierte. Das
nun erschienene Full-Length-Album rückt diesen Ersteindruck nur bedingt zurecht.
Denn Tyler widmet sich darauf weder dem 60s/70s Country Rock-Sound der „cosmic
american music“ eines Gram Parsons noch
bewährtem Blues-Rock mit Steel Guitar Twang.
Vielmehr
frönt er dem seit einigen Jahren die Radiostationen im ruralen Amerika dominierenden Sound zwischen
Zeitgeist-Orientierung und der tiefen Verwurzelung in der Genre-Tradition. Überraschenderweise
ist „We´re All Somebody...“ ein recht ruhiges, bisweilen gar zurückgenommenes
Album geworden, dass vor allem von akustischen Instrumenten und langsamen bis
mid-tempo Nummern und Balladen mit Hang zur großen Geste und Bombast geprägt
wird - wie bereits beim wehmütigen Opener „My Own Worst Enemy“ deutlich wird. Die
einzige richtige Uptempo-Nummer „The
Good, The Bad, The Ugly & Me“ ist weniger von Leone und Morricone inspiriert,
als ein lupenreiner, von elektrischer Gitarre angetriebener Shuffle, der als
einer der Standout-Tracks deutlich macht, in welche Richtung Tylers Solo-Album
auch hätte gehen können.
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Eine
Richtung, die auf „We´re All Somebody
From Somewhere“ allerdings zugunsten von unerklärlich poppigen Songs und
balladesken Variationen meist nicht eingeschlagen wird - Trotz einiger durchaus
starker Momente, die sich auch auf einem Aerosmith-Album der Neuzeit gut
gemacht hätten, ist die Platte so nicht der große Überraschungswurf in der
späten Phase in Tylers Karriere geworden ist - und das trotz der interessanten
Country-und „Roots“-Orientierung und
eines Produzenten vom Schlage eines T-Bone Burnett.
Damit findet
Tyler in den USA sicherlich dennoch viele neue Fans - da genau jener Sound seit
Jahren die Country-Szene prägt, weit entfernt vom klassischen Outlaw-Sound
eines Cash doer Jennings . „We´re All Somebody....“ ist über weite Strecken symptomatisch
für diese radiofreundliche Ausrichtung des Genres - an diesem Eindruck ändert
auch ein solides Joplin-Cover („Piece Of My Heart“) zum Finale nichts mehr.Von Tyler hätte man sich durchaus mehr erwarten können, vor allem weil er auf „We´re All Somebody....“ immer wieder zeigt, dass er sowohl ein großer Country-Balladier mit der nötigen Melancholie in der Stimme ist und gleichzeitig mit der ihm eigenen Energie schmissig rocken kann.
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