Mittwoch, 5. Oktober 2016

STONES-SPECIAL: THE ROLLING STONES - TOTALLY STRIPPED

Credit Coverbild: Eagle Rock Entertainment  EDEL
Einer der größten Trends der an Trends nicht gerade armen Neunziger Jahre war die Idee, Rockstars ihre Elektrifizierung zu nehmen und jene, die sonst nur in Stadien oder auf den größten Bühnen des Erdballs weilten, in intimen Rahmen auftreten zu lassen. Etwa um Mitte der Nineties hatte diese Unplugged-Welle ihren absoluten Höhepunkt erreicht -  dank Grunge und erfolgreicher Formate wie VH 1 Storytellers und natürlich vor allem MTV Unplugged, in dessen Rahmen Mr. Slowhand Eric Clapton und Kurt Cobain mit Nirvana denkwürdige Auftritte absolvierten. Auch die Rolling Stones gingen 1995 in diese Unplugged-Richtung, allerdings nicht für einen der großen Musiksender, sondern für eine Konzertreihe und Studio-Sessions. Das Ergebnis: das „Stripped“-Album, produziert von Don Was, das die Stones mit sparsamer Instrumentierung zeigt und wenngleich nicht durchgehend ohne in den Amp gestöpselte Gitarre zumindest semi-akustisch, mit viel Westerngitarre und zurückgenommenen Arrangements.

Woods, Jagger und Richards in Action
Credit Bild: © Ilpo Musto  Eagle Rock Entertainment  EDEL
Der Stretch in diese „(semi-)unplugged“-Richtung  war bei den Stones weniger weit als bei manch anderem Künstler, waren doch schon Klassiker der Bandgeschichte wie „Beggars Banquet“ oder „Let It Bleed“ maßgeblich mit akustischen Instrumenten eingespielt worden
Dennoch markiert die kurze „Stripped“-Phase einen interessanten Zeitpunkt in der Karriere von Jagger, Richards, Watts und Wood: Die Stones waren schon in ihrem heutigen Entwicklungsstadium angekommen, - sprich auf dem Status eines Mega-Acts mit gigantischen Touren durch die größten Stadien der Welt. „Stripped“ stellte da ein regelrechtes Kontrastprogramm dar: die Gigs  fanden in wesentlich kleineren Clubs vor deutlich weniger Leuten statt und die Arrangements waren „bare bones“ oder auch „back to the roots“. Auch der damals mehr oder minder in Stein gemeißelten Setlist aus Klassikern wurden noch interessante Raritäten hinzugefügt.

Credit Bild: © Ilpo Musto  Eagle Rock Entertainment  EDEL
Die Blu ray „Totally Stripped“ dokumentiert nun in Spielfilmlänge die Studio-Sessions und Aufritte der „Stripped“-Phase. Als Zuseher gewinnt man gerade bei den Studio-Segmenten des Films erfährt man einiges über die lockere Arbeitsweise der Band.
Die Live-Gigs finden in einem Rahmen statt, wie man ihn heute eigentlich nur mehr bei Spontan-Gigs wie dem letztjährigen „Sticky Fingers“-Überraschungs-Gig in L.A., miterleben kann - die Steine auf kleiner Bühne und im Publikum u.a. ein Hollywood-Star wie Jack Nicholson, der Backstage vorbeischaut und sich über „seinen“ „ Song „Jumping Jack Flash“ freut. Schade ist nur, dass in der Doku nicht alle Lieder voll ausgespielt werden - etwa wenn Jagger zum furiosen Harmonika-Solo in „The Spider And The Fly“ ansetzt wird  zur nächsten Szene geschnitten.

Credit Bild: © Ilpo Musto  Eagle Rock Entertainment  EDEL
Der für Fans interessanten Mixtur aus Konzertfilm und Doku merkt man das Entstehungsjahr stellenweise an - etwa was die Nineties-Style Kameraführung bei den Gigs betrifft. Das Highlight von „Totally Stripped“ stellen jedoch insbesondere die Studio Sessions dar, die einen interessanten Einblick in den Studioalltag von Legenden liefern.