Credit
Bild: © Universal Music
|
Sir Paul ist
wirklich ein Phänomen. Obwohl McCartney eigentlich niemandem mehr etwas
beweisen muss, geht er konstant auf Tour und veröffentlicht regelmäßig neue Alben,
die - wenn
man an den Retro Jazz bei „Kisses On The Bottom“ oder sein letztes Studiowerk „New“
zurückdenkt - immer ungewöhnlich und überraschend ausfielen.
Auch sein
jüngstes Opus, das mystisch betitelte „Egypt Station“ bildet da keine Ausnahme
und zeigt die lebende Legende in
besonderer Experimentierlaune.
MCartneys
Imagination scheint immer noch vor Ideen regelrecht zu bersten - immerhin wartet
die Deluxe Version seines neuen Studioalbums gleich mit 16 neuen Tracks auf.
Und diese
nehmen den Hörer auf eine ziemlich unvorhersehbare, bisweilen gar seltsame Reise
mit.Denn ungeachtet
des Faktums dass McCartney seit dem Ende der Wings ja in viele unterschiedliche
künstlerischen Richtungen gegangen ist, präsentiert sich „Egypt Station“ als ziemlich
untypisches McCartney-Album. Wäre da nicht seine wohlvertraute Stimme - bei manchem
Track wäre die Identifikation als Song eines
Ex-Beatle schwierig. „Egypt Station“ zeigt Pop in all seinen Schattierungen –
völlig ohne Berührungsängste mit zeitgeistigen Ausflügen, auch wenn einem diesmal
tiefergehende Experimente mit Kanye West erspart bleiben…
Die mehr
ein-als zweideutige erste Singleauskopplung
„Fu You“ steht zwar thematisch in der Tradition von hormonell gesteuerten
McCartney-Klassikern wie „Why Don´t we Do It In Th Road“ vom weißen Album oder
„Hi Hi Hi“ (da kam ja immerhin eine ominöse Sweet Banana vor) und ist doch
purer in Millennial-Pop mit einem Refrain, der auch von einem Instagram-Pop-Phänomen
stammen könnte. Das kann man als alter Fab Four-Fan nun als befremdliche Annäherung
an den modernen Instant/Insta-Pop sehen, oder als Demonstration, dass McCartney
genreübergreifend nach wie vor einer der
treffsichersten Songwriter ist und bleibt.
Credit
Bild: © Mary McCartney Universal Music
|
So schafft
„Egypt Station“ es – im Gegensatz zu manch
anderem Album arrivierter Heroes – den Hörer tatsächlich zu überraschen. McCartney
geht nicht auf Nummer sicher – auch wenn manche Idee nicht richtig zünden mag. Dass
hier kein den großen 60er/70er Sachen ebenbürtiges Werk erscheinen wird, war
erwartbar , insgesamt ist die Platte - die wieder die Nr. 1 der Charts erklommen hat
- also eher ein solides Spätwerk. Jedoch
ein Spätwerk, eines Musiker der immer noch Spaß am Musizieren hat und vor beeindruckender
Energie sprüht und wie eingangs erwähnt, ja eigentlich eh keinem mehr was beweisen muss – außer vielleicht
sich selbst – das ausufernde „Egypt Station“ ist jedenfalls ein Indiz dafür.