Sonntag, 9. September 2018

Der amerikanische Alptraum: „American Psycho“ als limitiertes Steelbook


Credit Bild: © Koch Media
Eigentlich hat Patrick Bateman alles, was er sich immer erträumte – er ist ein überaus erfolgreicher Investmentbanker mit geradezu unanständig gutem Gehalt und frönt als wandelnder Inbegriff eines Achtziger Jahre-Yuppies einem exzessiv-hedonistischen Lifestyle zwischen Luxusdinners, Parties in angesagten Szeneclubs, leichtem Drogenkonsum und Sex mit blasierten, wenngleich heißen Uperclass-Girls.
Die von Pete Townshend einst besungenen „Eminence Front“ – Batemans Leben ist die Personifizierung dessen. In dieser sozialen Schicht ist die schöne Oberfläche alles was zählt, die Designer-Kleidung des Gegenübers wird beinhart taxiert und  mit seinen Schnösel-Kumpels wird der Wettstreit um die teuerste und stylischte Visitenkarte zum existenziellen Kampf. Doch was seine Umgebung aufgrund ihres snobistischen Desinteresses nicht ahnt: unter der Oberfläche des aalglatten, vermeintlich netten Bateman lauert ein Monster. Denn der junge Banker verliert zunehmend den Bezug zur Realität und ergeht sich in abartigen Gewalt-und Mordfantasien, die er auch alsbald versucht in die Tat umzusetzen…. 
Credit Bild: © Koch Media
Mit „American Psycho“ gelang dem amerikanischen Autor Bret Easton Ellis im Jahr 1991 etwas, was im Literatursektor eigentlich gar nicht mehr möglich war: ein waschechter Skandal. Kritiker zeigten sich vom Buch mit dem X-Rated Content geradezu angewidert, Buchhandlungen boykottierten sein Werk, in Deutschland war es gar einige Zeit indiziert.
Der Roman erlangte – wohl nicht zuletzt aufgrund der riesigen Kontroverse, aber auch aufgrund der neuartigen literarischen Qualität – absoluten Kultstatus. Seinen bei „Below Zero“ begonnen selbstreferenziellen Stil verfeinerte Ellis hier und wurde zu einem der ersten postmodernen Popliteraten. Sein zynischer Blick auf emotionale Verwahrlosung und Identitätsverlust im Großstadtdschungel fesselt auch anno 2018 – auffallend sind an der von Ellis geschilderten US-Society insbesondere auch die gerade jetzt offensichtlich werdenden Parallelen zum (Trump-) Amerika von heute. 
Credit Bild: © Koch Media
Lange Zeit galt „American Psycho“ als komplett unverfilmbar – wie sollte man auch die konsumkritischen, seitenlangen Monologe über fetischisierte Luxusbrands, die exploitation-artigen Gewaltexzesse und die immer wiederkehrenden höchst expliziten Sexszenen auf die Leinwand bringen ? Fast 10 Jahre nach dem US-Release des Buchs  und nachdem eine früher geplante Filmversion mit Bret Easton Ellis als Regisseur nicht zustande kam, erschien dann doch noch die Kinoversion. Anstelle eines Routiniers oder High Profile-Directors (Oliver Stone war im Gespräch) verpflichtete man für den oft als machoid und misogyn kritisierten Ellis-Stoff die relative Newcomerin Mary Harron. Diese schrieb zusammen mit Guinevere Turner auch das Drehbuch und umschiffte gekonnt all die heißen Eisen der Vorlage. Die beinharte Buchvorlage wurde beträchtlich abgemildert, der eiskalt-düstere Grundton von Ellis Werk wich einer grellen, teils überzeichneten Satire.
So wurde die Handlung des Films zwar auch für ein Mainstream-Kinopublikum leichter verdaulich, gleichzeitig nahm man dem Stoff aber auch seine Spitzen. 
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Harrons „American Psycho“ wurde zum seltsamen Fall einer misslungenen Buchadaption , die – wenn man sie als völlig eigenständiges Werk betrachtet – aber erstaunlich gut funktioniert - und auch durchaus sehenswert ist. Denn der überaus wandelbare Christian Bale als Patrick Bateman ist eine echte Idealbesetzung, in seiner für ihn typischen method acting-Manier verkörpert er im Wortsinn das glatte Scheusal. Auch die Nebenrollen sind mit Stars von Reese Whiterspoon über Willem Dafoe bis zu Jared Leto hochkarätig besetzt. 

Seine Höhepunkte hat der Streifen immer dann, wenn  mit fetzigem 80s Soundtrack unterlegt, der Yuppie-Alltag mit beißender Ironie unter die Lupe genommen wird. Doch sobald es um die tiefergehende Psychologisierung des amerikanischen Psychopathen Bateman oder den düsteren Subtext von Ellis´ Geselschaftsanalyse geht, offenbart der Film seine Schwächen  - und auch seine Mutlosigkeit in der Konventionalität seiner Umsetzung.
Credit Bild: © Koch Media
Auch wenn "American Psycho" als Film im Gegensatz zur literarischen Vorlage eher solide als aussergewöhnlich ist, lohnt sich  ein „revisited“-Besuch durchaus - insbesondere da der Streifen nun bei Koch Media in seiner bislang besten Form erschienen ist. Die limitierte  Steelbook Version ist nicht nur ein ungemein stylishes Sammlerstück mit dem ungeschnittenen Film in Blu ray und DVD-Version in perfekter Qualität sondern ergänzt die Buchadaption um einige sehenswerte Bonsufeatures(zahlreiche  Dokus sowie geschnittene Szenen).
Nettes Gimmick für Fans: eine Visitenkarte Batemans  - eines der Statussymbole und Fetischobjekte im Buch wie im Film-  ist in diesem limitierten Steelbook ebenfalls enthalten !