Dienstag, 4. Dezember 2018

STAX ´68: A MEMPHIS STORY: Bürgerrechte und Sweet (Soul) Music

Credit Bild: © Universal Music 
In ihrer Rolle als Spiegelbild soziokultureller Rahmenbedingungen sowie Pulsmesser gesellschaftlicher Veränderungen war Musik wahrscheinlich nie wieder so stark wie in den Sechzigern. Folglich schlugen sich gerade die Umwälzungen des Revolutionsjahres 1968 in den Songs politisch gesinnter Musiker nieder – nicht nur bei den üblichen Verdächtigen der Singer-Songwriter sondern wie im Falle von Stax Records mitunter beim Output eines ganzen Labels.

Das in Memphis, Tennessee beheimatete Unternehmen zählte zu den führenden Black Music Labels, sein unverfälschter Sound stand im Kontrast zum ungleich glatteren Motown und sorgte für einige der ganz großen Pop-Momente der Sechziger. Doch 1968 befand sich diese Hitschmiede aus den Südstaaten an einem existenzbedrohenden Scheideweg: Während „vor der Tür“ der utopische Hippietraum sowie die Bürgerrechtsbewegung einen Höhepunkt erreichten, fand sich Stax Records in einer schweren Krise wieder. Ihr größter Star Otis Redding war bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen  und Vertragsprobleme mit dem Showbiz-Giganten Atlantic Records hatten dafür gesorgt, dass Stax die Macht über einen Gutteil ihres Backkatalogs abhanden gekommen war. Hinzu kamen tragische Ereignisse wie die Ermordung Martin Luther Kings in Memphis oder das  Attentat auf Hoffnungsträger Robert Kennedy, die ´68 nicht nur zu einem Jahr des Aufbruchs sondern auch zu einem Krisenjahr werden ließen.
Ein gerade  neu erschienenes, luxuriöses Boxset zeichnet nun das ereignisreiche Jahr in der Stax-Historie nach.
Credit Bild: © Universal Music 
Bei dieser Compilation hat man es nicht mit einem herkömmlichen Best Of zu tun, vielmehr konzentriert sich diese Box ausschließlich auf den Zeitraum eines Jahres und vereint jede einzelne Single die damals von Januar bis Dezember herauskam. Natürlich sind da nicht nur die absoluten Klassiker dabei: Hier findet man auch weniger bekannte bis beinahe vergessene Gems neben den großen Namen wie Otis Redding, Isaac Hayes, Staples Singers, Albert King, Eddie Floyd, Johnnie Taylor oder Delaney & Bonnie…..
Trotz des enormen Umfangs gibt es eigentlich keine richtigen „Filler“, die Hitfabrik in Memphis arbeitete seinerzeit wirklich auf Hochtouren. Zudem spiegelt dieses  68er-Set auch sehr gut die Vielschichtigkeit von Stax Records wider: Vom tremolo-getränktem Soul zu erhabenem Gospel hin zu stechendem Blues war hier alles dabei.
Pops und Mavis Staples
Credit Bild: © Don Nix Collection, Stax Museum of American Soul Music
Isaac Hayes
Credit Bild: © Don Nix Collection, Stax Museum of American Soul Music
Ein solches Release richtet sich natürlich in erster Linie an die Collectors und dementsprechend ist auch die Aufmachung, die überaus gelungen ist.
Anstatt nur ein dickes Booklet beizufügen ist gleich das ganze Set in wertiger Hardcover-Buchform gehalten. Die insgesamt 134 Tracks (!) werden auf 5 Discs aufgeteilt, die jeweils in einem dicken, im Buch integrierten Kartonslipcases stecken.
„Stax ´68“ ist somit ein  Sammlerstück, das in gekonnter Weise einen Teil der Geschichte dieses untrennbar mit Memphis verbundenen Labels nacherzählt – und nicht nur für Fans zeitloser Musik sondern auch für historisch Interessierte faszinierend ist.