Mittwoch, 8. April 2020

Marken:Zeichen. Das Grafische Atelier Stankowski + Duschek


© Meike Gatermann und Stankowski-Stiftung / Zusammenstellung: Gerwin Schmidt, 2019
Was wäre eine Marke ohne ein Logo? Ohne ein einprägsames Zeichen mit möglichst hohem Wiedererkennungswert, das im Idealfall international und über alle Sprachbarrieren hinweg zu einem „visual signifier“ eines Unternehmens wird? Eben...
Saul Bass, der legendäre Grafikdesigner und Vorspanngestalter für Alfred Hitchcock und Martin Scorsese, sagte einmal, dass Logos grafische Erweiterungen der internen Realität eines Unternehmens sind. Und ganz grundsätzlich sind die Embleme erfolgreicher Brands unerlässlich für  Fremdbild (Corporate Image) wie Eigenwahrnehmung im Rahmen der Corporate Idenitity.
Pionierleistungen in diesem Bereich vollbrachte das Stuttgarter Grafikatelier Stankowski + Duschek, das mehrere Jahrzehnte lang eines der führenden Büros für Kommunikationsdesign in Deutschland war. Vieles von dem was heute im modernen Kommunikationszeitalter längst als selbstverständlich gilt, steckte Mitte des 20. Jahrhunderts noch in den Kinderschuhen – insbesondere im deutschsprachigen Raum. Und das erfolgreiche Atelier war maßgeblich daran beteiligt, dies zu ändern.

Anton Stankowski(1906 -1998) hatte sich schon in den  30er-Jahren als Teil der Schweizer Avantgarde einen Namen gemacht, mit seinem 1951 gegründeten Designbüro festigte er seinen Ruf als ein innovativer Vorreiter in Sachen visueller Kommunikation. Sein Partner in der Gestaltung wurde 1972 Karl Duschek (1947–2011): Wie sein älterer Kollege war auch Duschek  nicht „nur“ Grafikdesigner, sondern auch als Künstler tätig. Ein Umstand, der unübersehbar ist, wenn man die Arbeiten des Duos betrachtet. Der Signature Style des Ateliers bestand aus aufs Nötigste reduzierten Formen, geometrischen Flächen und klaren Farben. Der rote Faden dabei : die hohe Kunstatffinität mit Anklängen beim Bauhaus bis zu Piet Mondrian.  Zu den bekanntesten Werken von Stankowski + Duschek zählt sicher der „Strich im Quadrat“, der als Markenzeichen der Deutschen Bank berühmt wurde. Daneben  entstanden u.a. Logos für SEL, Werkbund, Rewe, BKK, MüRück, PapStar oder die Deutsche Börse sowie Orientierungs- und Leitsysteme für zahlreiche Unis, Krankenhäuser, und Events.

Eigentlich hätte das Gesamtwerk von Stankowski und Duschek ab März 2020 in einer groß angelegten  Ausstellung in der Kunstbibliothek Berlin gewürdigt werden sollen – doch wie bei allen anderen Events kam auch hier das Coronavirus dazwischen.
Immerhin kann man sich diese interessante Ausstellung online via virtuellem Rundgang ansehen und den  Begleitband „Das Grafische Atelier Stankowski + Duschek (Kettler-Verlag) lesen, der nicht nur Retrospektive sondern fast schon ein umfassendes Manifest dieses einflussreichen Ateliers ist. Als Leser hat man hier jedenfalls mehr als einmal ein „Aha“-Erlebnis angesichts der vielfältigen Kunden des Ateliers und der enormen Produktivität.