© Peter
Lindbergh Taschen Verlag
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Diese
regennassen, verlassenen Straßen; Strände wie von Edward Hopper gemalt; undurchdringlicher Dampf, der die Boardwalks entlang kriecht; das nur durch spärliche
Beleuchtung durchbrochene Dunkel: Es sind Settings wie sie sonst eher in den expressionistischen
Pionierwerken eines Fritz Lang, dem Film
Noir oder den großen Kino-Dramen vorkommen. Es waren aber auch immer die
bevorzugten Kulissen von Fotograf Peter Lindbergh (1944-2019), der mit seinen eindringlichen
Portraits die Antithese zur „More Is More“-Ästhetik der Modefotografie der
Achtziger herausarbeitete. Der Geist des Vintage Silver Screens verlieh seinen oftmals intimen und naturalistischen Bildern eine ganz eigentümliche
Aura, ein ganz eigenes Flair: Die Nineties Supermodels ? Lindbergh erfand
diesen neuen Archetypus mit seinen expressiven Aufnahmen mit. Die oftmals vordergründige Effekt-hascherei manch seiner Kollegen aus der Hochglanz-Welt war seine Sache
nie – auch deshalb galt er mehr als drei Jahrzehnte als ein „Go To“-Fotograf von
Leitmedien wie der Vogue, Harper’s
Bazaar, W, Interview oder dem Rolling Stone, die alle den unverwechselbaren Stil
des deutschen Künstlers wollten.
Uma Thurman
© Peter
Lindbergh Taschen Verlag
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Naomi Campbell
© Peter
Lindbergh Taschen Verlag
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Typisch Lindbergh - Licht und Schatten
© Peter
Lindbergh Taschen Verlag
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Das neu
erschienene Buch „Untold Stories“ ist nun die zweite posthum im Taschen Verlag veröffentlichte
Werkschau des großen Fotokünstlers, an der Entstehung war Lindbergh noch
selbst beteiligt. Dabei ist „Untold Stories“ allerdings nicht
bloß ein Accompaniment zu den zuvor erschienenen
„A
Different Vision on Fashion Photography“, „Shadows On The Wall“ oder Dior“
sondern der Bildband zur ersten, von Lindbergh selbst kuratierten Ausstellung,
die er kurz vor seinem Tod noch fertigstellen konnte. Gezeigt werden in diesem Großformat-Band
über 150 Aufnahmen aus den frühen 1980er Jahren bis in die Gegenwart. Man sieht ein paar der bekannteren Lindbergh-Aufnahmen, viele der Bilder sind jedoch bislang unrelased und offenbaren auch eine weniger bekannte Seite (Stichwort: Aktaufnahmen).
Über
„Untold Stories“ sagte Lindbergh selbst: „Durch die Ausstellung ergab sich die
Möglichkeit, ausführlicher über meine Bilder und in einem anderen als dem
Modekontext nachzudenken“. Der Künstler begegnete seinen eigenen Fotos nochmal
gänzlich neu. Der Betrachter dieses Bildbandes kann wiederum die Entwicklung des Fotografen nachvollziehen und einem roten Faden der sich durch Lindberghs Gesamtwerk zieht, folgen: das Filmische, das Cineastische. Dass Lindbergh-Freund und Filmemacher Wim Wenders einen äußerst intimen Textbeitrag, eine Hommage, zu diesem Band beisteuerte, ist da nur folgerichtig.
Erhältlich
via Taschen.com
Peter
Lindbergh. Untold Stories
Peter
Lindbergh, Felix Krämer, Wim Wenders
Hardcover,
27 x 36 cm, 1,91 kg, 320 Seiten
ISBN
978-3-8365-7991-9
Mehrsprachige
Ausgabe: Deutsch, Englisch, Französisch