Freitag, 6. März 2020

JAN VAN EYCK: DIE WERKE DES MEISTERS UNTER DER LUPE


Genter Altar: Die Anbetung des Lamm Gottes, Sankt-Bavo-Kathedrale, Gent, Fotografie:Hugo Maertens
Dass man den „Genter Altar“ – eines der bekanntesten Werke der Kunstgeschichte, das im 15. Jahrhundert die Welt der klassischen Malerei geradezu revolutionierte  - im heurigen Van Eyck-Jahr in seiner restaurierten Form bewundern kann, grenzt eigentlich an ein Wunder.
Dies liegt allerdings weniger am hohen Alter dieses Kunstwerks, dem der Zahn der Zeit etwas weniger zugesetzt hat als so manch anderer Ikone sondern an seiner geradezu abenteuerlichen Geschichte. Diese liest sich ganz ohne Übertreibung wie ein Krimi:
Der Genter Altar wurde einmal knapp Raub der Flammen, immer wieder verkauft, versteckt, in einzelne Teile zerlegt und Ende des Zweiten Weltkriegs beinahe in einem Bergwerkstollen in Altaussee auf Anordnung Hitlers gesprengt. Mutige  Bergleute bewahrten es vor der Zerstörung und die „Monuments Men“ der US Army sorgten dafür, dass dieses unschätzbar wertvolle Kulturerbe bewahrt wird. Seither wird der Genter Altar immer wieder restauriert, der bislang letzte Schritt in der aufwendigen Präservation wurde im Jahr 2012 gestartet und das Ergebnis kann man nun in der Kathedrale Sankt Bavo bewundern.

Der  Genter Altar als ein Hauptwerk im Oeuvre Van Eycks ist natürlich auch ein Hauptdarsteller im neuesten Band der Reihe „Meisterwerke im Detail“ (Verlag Bernd Detsch), die sich ganz dem altniederländischen Maler widmet. Dessen innovativer Einsatz der Öltechnik, seine Neuerfindung des Bildraumes und eine bis dahin ungekannte naturalistische und ins Kleinste reichende Detailgenauigkeit revolutionierten die gültigen Gesetze der Malerei im Spätmittelalter und läuteten eine neue Ära ein.
Nun könnte man annehmen, dass das Thema „Van Eyck“ ohnehin schon sehr gut erforscht ist,  und die Geheimnisse dieses ungebrochen populären Künstlers, der manchen Kunsthistorikern als „König der Malerei“ gilt, schon längst gelüftet wurden. Doch gerade die Restaurationsbemühungen der letzten Jahre förderten teils Erstaunliches zu Tage. Und da der Bildband „ Van Eyck - Meisterwerke im Detail“ sehr aktuell ist, kann man auch jüngste Enthüllungen, die jahrhundertlang Verborgenes offenbaren, begutachten
Von der Totalen hin zum Close Up also.
Nicht alles was so in den Fokus gerückt wird, ist eine kunsthistorische Sensations-Entdeckung, doch wer sich näher mit diesen faszinierenden Bildern auseinandersetzt, entdeckt ein weit verzweigtes Netz aus kulturgeschichtlichen Trivias, das von religiösen Bezügen hin zu Vergil-Zitaten reicht. 
Credit Coverbild: Verlag Bernd Detsch