Dienstag, 7. Juni 2022

YELLO 40 – OH YEAH

 Copyright: Boris Blank, Dieter Meier, Edition Patrick Frey, 2021
Wenn es um die Musikmetropolen dieser Welt geht, mag man vielleicht nicht direkt an das schöne Zürich denken. Umso bemerkenswerter ist es daher, dass die größte Stadt der Schweiz immer wieder zum "Hotbed" für Pionierleistungen in unterschiedlichsten Musikgattungen wurde. Sei es im Extrem-Metal mit Celtic Frost oder in der elektronischen Musik wie bei Yello, die in geradezu visionärer Manier die Grenzen dieses Genres ausloteten.

Vor etwas mehr als 40 Jahren machten sich Yello erst mal daran mit Tonband, Schere und Witz den Dadaismus und die Aktionskunst in die Diskos zu bringen. Nach anfänglichen avantgardistischen  Geräusch-Experimenten fanden Boris Blank und Dieter Meier (sowie in der Frühphase Carlos Perón) ihren eigenwilligen Sound - vermeintliche Dogmen und Genre-Grenzen interessierten sie dabei ebensowenig wie der Kantönli-Geist. Die Elektro-Szene war damals noch nicht so poliert-kommerziell wie heute, der durchaus anspruchsvolle und experimentelle Sound Yellos traf daher genau den Zeigeist. Anders als unzählige andere Innovatoren, die ihrer Zeit voraus waren, konnten Yello die Früchte ihrer Arbeit auch gleich ernten: kurz nach Ihrer Gründung stand die Band  schon in der legendären  New Yorker Disco Roxy  - und wurde Zeugen welche enthemmende Wirkung ihre Single "Bostich" auf die Party Crowd hatte. Alben wie "Solid Pleasure", "You Gotta Say Yes To Another Excess" oder  "Flag" und  Singles wie "Oh Yeah" und "The Race" konsoliderten den Ruf Yellos, die heute einen festen Platz im Pantheon der Pioniere elektronischer Pop-Sounds innehaben.
Noch heute wirken ihre Stück innovativ und modern. Vieles was heute in der EDM Standard ist, wäre ohne die Ideen von Meier & Blank streng genommen nicht denkbar, Stichwort: Elektro Swing.

Copyright: Boris Blank, Dieter Meier, Edition Patrick Frey, 2021

Copyright: Boris Blank, Dieter Meier, Edition Patrick Frey, 2021

Copyright: Boris Blank, Dieter Meier, Edition Patrick Frey, 2021
"Yellow 40 - Oh Yeah" ist nun die zum Jubiläum erschienene Festschrift: eine Monographie die  - analog zur Ästhetik der Gruppe - eher an einen Kunstband als an ein Musik-Coffee Table Book erinnert.
Blank und Meier wühlten in ihren Privat-Archiven  und förderten dabei Polaroids, Poster, Briefe, Fanzine-Reviews, Skizzen und private Erinnerungsbilder von einem Ausflug nach Kuba zu Tage - ebenso  wie die handgeschriebenen Noten zum Nachspielen von "Bostich" .  Gerade die Entwicklung Yellos zum international anerkannten Phänomen und die Sturm und Drang-Phase in der Geburtsstadt des Dadaismus lassen sich so sehr gut nachvollziehen.
Yello das war letztlich nie nur ein Musikprojekt sondern immer auch ein Gesamtkunstwerk.  Die  Lust an der (Selbst-)Inszenierung und an der Pastiche merkt man hier jedenfalls auf jeder Seite. So ist dieses Buch wie ein Yello-Videoclip - nur eben zum Durchblättern.

Copyright: Boris Blank, Dieter Meier, Edition Patrick Frey, 2021
Boris Blank / Dieter Meier Oh Yeah – Yello 40 Nº 335 Design: Aaron Fabian Mit Texten von Hanspeter „Düsi“ Kuenzler in Deutsch und Englisch Hardcover 450 Seiten 723 Farbabbildung 21 x 29.7 cm ISBN 978-3-90736-35-2