Freitag, 25. September 2020

BILLY F GIBBONS – ROCK + ROLL GEARHEAD

Credit Bild: © David Perry  Motorbooks / Quarto
Kraft, Power, Sound, Vibrationen, Chrom, Röhrende Motoren und brüllende Verstärker, spezielle Lackierungen und Custom Colours, das Tunen und minutiöse Einstellen der größten Errungenschaften  der modernistischen Kreationen der Nachkriegszeit, eine eingeschworene Gemeinschaft von Experten und Cracks die in einer eigenen Fachsprache kommunizieren und nach den seltensten „holy grails“ jagen. Da die Ford Motor Company, Dodge & Co, dort Gibson, Fender, Gretsch.

Die Gemeinsamkeiten zwischen Autos und elektrischen Gitarren sind offensichtlich und überdies recht zahlreich. Blues und Rock N´ Roll gingen schon immer Hand in Hand mit hochoktanigen Gefährten. Ob in der Pre-R N´R. Zeit mit den eindeutig zweideutigen Fahrzeug-Allegorien eines Robert Johnson („Terraplane Blues“) über Ike Turners „Rocket 88“ oder dem schnittigen „Little Deuce Coup“ der Beach Boys bis hin zum viel gecoverten „Mercury Blues“ und Eric Claptons 57er Chevy („I´ve Got A Rock N´ Roll Heart“). Hinzu kommen die zahlreichen prominenten Sammler, sowohl in der Gitarren-Szene als auch in den Schrauberwerkstätten der Car-Aficionados. Einer der bekanntesten und legendärsten unter ihnen ist fraglos Billy F Gibbons aka The Reverend von der „lil´ol Band from Texas“, ZZ TOP.

Credit Bild: © David Perry  Motorbooks / Quarto
Gibbons ist seit Jahrzehnten passionierter Collector und nennt neben einigen der legendärsten Gitarren auch einen beeindruckenden Fuhrpark sein eigen. Passend zum kürzlichen 50 Jahr Jubiläum der Band – die seit ihrer Gründung in unveränderter Besetzung spielt, eine absolute Seltenheit im Musikbusiness - nimmt er den Leser des luxuriösen Bildbands „Rock + Roll Gearhead“ (erschienen bei Motorbooks/Quarto) mit auf eine Tour durch seine Welt. Als würde  man einen Spaziergang durch ein Musikvideo unternehmen treffen hier glänzend polierte Boliden auf Girls in High Heels und 50s Fenders und Gibsons. Die selbst ikonisch gewordene ´59er Les Paul namens "Pearly Gates“ (siehe Bild oben) oder der knallrote “Eliminator“ Hot Rod aus Kultclips wie „Gimme All Your Lovin“ sind da natürlich nicht weit. Alle Akquisitionen des Reverend haben dabei eine Gemeinsamkeit: er sammelt nicht jede x-beliebige Gitarre oder irgendwelche alten Autos sondern sie müssen alle das gewisse Etwas haben, über den sog. „Mojo“ verfügen. Die Texte von Gibbons und Co-Autor Tom Vickers sowie die stylishen Bilder von Fotograf David Perry machen diesen coffee table-Band zu einer Zelebration des ZZ-Lifestyles, die sowohl „Gear Book“ als auch Biographie eines legendären Musikers ist. 

Credit Bild: ©  Motorbooks / Quarto

Ursprünglich erschien dieses Buch schon im Jahr 2005, die nun veröffentlichte erweiterte Auflage im kompakteren Format mit Sammlerschuber bringt den Leser up to date mit neuen Akquisitionen in der Casa Gibbons, wie z.B. einem „Mexican Blackbird” 1958 Thunderbird, einem Quintana ’50 Ford Custom, einer  Neiman Marcus BFG SG, einer super raren Telecaster vom Luthier Nacho Baños, einer aufwendig dekorierten Zemaitis Custom Kreation, einer 1939 Rickenbacker Frying Pan oder einem Tonebender Fuzz EffektDas 2005er Buch wird dadurch behutsam, jedoch dennoch merklich erweitert. Der ZZ TOP-Fan hätte sich in dieser neuen Edition zwar durchaus mehr neue (Nah-)Aufnahmen der „Pearly Gates“ und ev. ein paar weiter Hintergrundstories gewünscht, dennoch ist dieser betörend-schauprächtige Streifzug durchs „Billy-Land“  nach wie vor eines der coolsten Rock N´ Roll Bücher - in das man als Fan der jeweiligen Subkulturen immer wieder eintauchen kann.