Montag, 14. Oktober 2019

GUITAR KING – MICHAEL BLOOMFIELD´S LIFE IN THE BLUES von DAVID DANN


Credit Coverbild: © University of Texas Press
Mitte der Sechziger des vorigen Jahrhunderts: Während in der alten Welt Eric Clapton, Jeff Beck,  Jimmy Page und Jimi Hendrix marshallverstärkt und psychedelisch die Grenzen der traditionellen amerikanischen Musikform Blues ausloten, nimmt in der neuen Welt die Karriere eines weiteren großen amerikanischen Gitarrenhelden Form an: Michael Bloomfield.
Wie seine Kollegen zeigt er schon in jungen Jahren eine beeindruckende spielerische Reife, demonstriert eine voll ausgebildete Spieltechnik und fasziniert mit der lyrischen Schönheit seines Vibratos. Für Bob Dylan wird er in dessen Transformation vom Folk Hero zum Rockstar eine wesentliche Rolle einnehmen, mit der Paul Butterfield Blues Band spielt er einige der wichtigsten Blues Rock-Alben ein und mit seinen Band Projekten (Black Flag, Blood, Sweat & Tears) findet er sich im Epizentrum der Counterculture-Bewegung wieder - und bleibt dennoch immer etwas im Schatten anderer großer Gitarrenikonen. Die neu erschiene Biographie „Guitar King“ (University Of Texas Press) beleuchtet nun das Leben und kreative Schaffen des 1981 verstorbenen Musikers, der zwar nie den Superstar-Status seiner Zeitgenossen erreichte jedoch fraglos einer der ersten großen amerikanischen Gitarrenhelden  einer neuen Generation war.

Es ist dies nicht die erste Biographie über Bloomfield, die neue erschienene Würdigung Bloomfield aus der Feder David Danns ist jedoch klar die längste und vor allem ausführlichste: Ganze 776 Seiten umfasst der Hardcover-Band und zeichnet in plastischen Details den Werdegang dieses „troubled genius“ nach. Von der frühen Faszination für schwarze Musik, der Zeit als Dylan-Sideman hin zu den späten Jahren und dem tragischen, viel zu frühen Tod.
Interessant ist neben dem flüssigen, alles andere als trockenen Schreibstil und dem geradezu wissenschaftlichen Detailgrad (dass dieses Buch in einem der renommiertesten Uni -Verlage erscheint ist kein Zufall) mit der er die ereignisreiche Zeit in der Bloomfields Karriere stattfand, rekonstruiert wird und vor allem auch der explizit gitarristische Zugang. David Dann geht mit Leidenschaft und Fachwissen auf Bloomfields Spielweise ein - dies wird etwa bei der durchaus mitreißenden Schilderung legendärer (Super-)Sessions deutlich, wenn der etwa Autor minutiös die einzelnen Noten und „Runs“ beschreibt, die Bloomfield auf seiner Les Paul spielte. Diesen dezidiert musikalischen Approach finde ich sehr erfrischend, „Guitar King“ hebt sich auch dadurch wohltuend von der riesigen Menge an Künstlerbiographien ab, zumal ein solcher Fokus  ja auch äußerst passend ist für das Portrait  eines Mannes der zeitlebens für die Gitarre brannte.

Die Rosen die prominente Testimonials wie Conan O´Brien-Bandleader und Bloomfield-Adept Jimmy Vivino oder Blues-Harp Legende Charlie Musslewhite dem Buch am Klappentext streuen sind tatsächlich gerechtfertigt. Danns Buch könnte zwar angesichts des schieren Umfangs durchaus reicher mit seltenen Aufnahmen bebildert sein, zählt jedoch fraglos zu einer der lesenswertesten Musikerbiographien der letzten Zeit -  und das nicht nur für bereits zum Bloomfield-Kult konvertierte Leser.