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Credit Coverbild: © University
of Texas Press
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Mitte der
Sechziger des vorigen Jahrhunderts: Während in der alten Welt Eric Clapton,
Jeff Beck, Jimmy Page und Jimi Hendrix marshallverstärkt
und psychedelisch die Grenzen der traditionellen amerikanischen Musikform Blues
ausloten, nimmt in der neuen Welt die Karriere eines weiteren großen
amerikanischen Gitarrenhelden Form an: Michael Bloomfield.
Wie seine
Kollegen zeigt er schon in jungen Jahren eine beeindruckende spielerische
Reife, demonstriert eine voll ausgebildete Spieltechnik und fasziniert mit der
lyrischen Schönheit seines Vibratos. Für Bob Dylan wird er in dessen
Transformation vom Folk Hero zum Rockstar eine wesentliche Rolle einnehmen, mit
der Paul Butterfield Blues Band spielt er einige der wichtigsten Blues
Rock-Alben ein und mit seinen Band Projekten (Black Flag, Blood, Sweat &
Tears) findet er sich im Epizentrum der Counterculture-Bewegung wieder - und
bleibt dennoch immer etwas im Schatten anderer großer Gitarrenikonen. Die neu
erschiene Biographie „Guitar King“ (University Of Texas Press) beleuchtet nun
das Leben und kreative Schaffen des 1981 verstorbenen Musikers, der zwar nie
den Superstar-Status seiner Zeitgenossen erreichte jedoch fraglos einer der
ersten großen amerikanischen Gitarrenhelden einer neuen Generation war.
Es ist dies
nicht die erste Biographie über Bloomfield, die neue erschienene Würdigung
Bloomfield aus der Feder David Danns ist jedoch klar die längste und vor allem
ausführlichste: Ganze 776 Seiten umfasst der Hardcover-Band und zeichnet in
plastischen Details den Werdegang dieses „troubled genius“ nach. Von der frühen
Faszination für schwarze Musik, der Zeit als Dylan-Sideman hin zu den späten
Jahren und dem tragischen, viel zu frühen Tod.
Interessant
ist neben dem flüssigen, alles andere als trockenen Schreibstil und dem geradezu
wissenschaftlichen Detailgrad (dass dieses Buch in einem der renommiertesten
Uni -Verlage erscheint ist kein Zufall) mit der er die ereignisreiche Zeit in
der Bloomfields Karriere stattfand, rekonstruiert wird und vor allem auch der
explizit gitarristische Zugang. David Dann geht mit Leidenschaft und Fachwissen
auf Bloomfields Spielweise ein - dies wird etwa bei der durchaus mitreißenden
Schilderung legendärer (Super-)Sessions deutlich, wenn der etwa Autor minutiös
die einzelnen Noten und „Runs“ beschreibt, die Bloomfield auf seiner Les Paul
spielte. Diesen dezidiert musikalischen Approach finde ich sehr erfrischend,
„Guitar King“ hebt sich auch dadurch wohltuend von der riesigen Menge an
Künstlerbiographien ab, zumal ein solcher Fokus ja auch äußerst passend ist für das
Portrait eines Mannes der zeitlebens für
die Gitarre brannte.
Die Rosen
die prominente Testimonials wie Conan O´Brien-Bandleader und Bloomfield-Adept Jimmy
Vivino oder Blues-Harp Legende Charlie Musslewhite dem Buch am Klappentext
streuen sind tatsächlich gerechtfertigt. Danns Buch könnte zwar angesichts des
schieren Umfangs durchaus reicher mit seltenen Aufnahmen bebildert sein, zählt
jedoch fraglos zu einer der lesenswertesten Musikerbiographien der letzten Zeit
- und das nicht nur für bereits zum
Bloomfield-Kult konvertierte Leser.